Kulturbetriebslehre 4zuNull

Ursprünglich erschienen am 29.5.2009
Weil die Programme der Bürgerbühne des Nationaltheaters Mannheim jetzt schon in die neue Spielzeit starten und ich bei den ARTivisten gemeldet bin und die #kultdef Blogparade von Tanja Praske morgen zu Ende geht, wurde das hochgezogen!

So schnell fließt die Zeit…Kein Mensch kennt mehr die Poken….

„Ich will das auch. Mir scheiß-egal, wie ihr das macht. Schonderau hat es, die Füßbürger Harmoniker, überall gibt es zwo.null. Nur nicht bei uns, obwohl wir eine Schillbeetzart-Bühne finanzieren, samt der Pompakademie im Techno-Park. Ich will Ministerpräsident werden und brauche fette Teaser.“ „Technologie-Park“, korrigierte seine persönliche Assistentin, gerade privatintim von ihm durch eine gerade 18-Jährige ersetzt, sie genoss das grapschfreie Leben.
Böse funkelten des Oberbürgermeisters Pupillen. „Und Sie“, er deutet auf Jana, „werden dafür freigestellt, werden das managen. Und wehe, wenn nicht, Kulturmanagment 2.0, nein 4zuNull will ich haben, mindestens“. Wie immer hatte er bereits den nächsten Termin im Auge. Aufsichtsrats-Vorsitzender des baldigen Bundesligaclubs wollte er auch noch werden.
Die Türe schlug zu und alle schauten auf Jana. Sie lächelte. Jan und Jana. Ihre Hormone tanzten. Sie schickte ein Küsschen zur Intendantin, tätschelte die Glatze des Generalmusikdirektors, stupste den Schauspieldirektor auf die Nase und angelte dem Chefchoreografen das Handy aus der Hosentasche. „Jan, kannst Du kurz in die Intendanz kommen, nein ich bin nicht allein und auch nicht, doch schon, aber das muss warten, du wirst befördert, Kulturmanagement. Statt 450 abjetzt 800 Euro, Praktikum Vollstelle 67 Stunden-Woche, ok.? Mit Vergnügen? Mit Vergnügen sind es nur 700.“ Sie gackerte.
„Jan Naidu“, hauchte sie in die Versammlung, „Jan Naidu hat Kulturbetriebslehre in Weimar studiert, Musik in Wien und Informatik am MIT, bekommt aber in der Fächerkombination keinen Job, also praktiert er in der Werkstatt, beim Bühnenbild hämmern, außerdem soll er der Sohn von Basdarjahn sein. Er macht das schon.“ Jan kam herein und ließ sich berichten. „Mal gucken“, sagte er nur und seine Finger tanzten auf dem Eifon. Nach 10 Minuten Todesstille, nur durch die Beats aus seinen Ohrhörer durchbrochen. „Null prob“, schmatze er durch seinen Donat, den ihm Jana zärtlich aus ihren Vorräten zugeschoben hatte.
„Alles abgecheckt via Facebook und Twitter, Event bei wkw ist angelegt, myspace, Liveblog, Twitterwall macht die Pomp.“ Er schloss sein Linux-Notebook an den Beamer an und projezierte seinen internen Blog. Er tippte, schrieb gleichzeitig und hasste Powerpoint.
„Damit es schnell geht, der OB will das ja bis zur Gemeinderatswahl haben und die ist in zwei Wochen, werden wir das Kick-Off in einer Woche machen als Gesamtkunstwerk inszeniert und dafür eine uralte Kunstform in die heutige Performance-Technik migrieren. Das Happening.

Schon alleine wegen der reichen Säcke aus dem 68-iger Lager. Einige Punkte hab ich aus der Community bereits herausgezuckelt:
Leinwand über die gesamte Bühne der Oper. Poschgeier vom Schauspiel als Loriot, karikiert dessen Dirigenten-Einlage, statt Pause einzulegen wird er bloggen, seinen Stab an ein Hamann-Fake (er deutet auf den Schauspieldirektor) übergeben und die dirigiert dann das Orchester, (ein Blick zu dem Generalmusikdirektor), das die 5. in der Techno-Version spielt, deren Noten auf die Wall getwittert werden, die an der Musikschule sollen mal was tun für ihr Geld. Dazu choreographiert das Ballett just-in-time die La-Ola-Wellen auf den Sitzen. (Er wirft das Ballett-Handy aus Janas Dekolleté gezaubert dem Tanz-Cheffe zu). Auf der Leinwand im Schauspiel wird es eine weitere Wall geben, auf der via Twyric 20000 Lyriker aus dem slawischen Sprachraum ihre Twitter-Lyrik in kyrillisch tweeten. Und alle 10 Minuten wird das ganze unterbrochen, das Loriot-Fake wird den Chor dirigieren der nur das Wort „Krise“ singt, jeder SängerIn in der eigenen Facon.
Das ist aber nur eine erste Ideensammlung. Catering machen 30 Hobbyköche, die via Webcam von zu Hause aus in Bürger-Köche-Kochshows übertragen und von Genussbloggern über deren eigenem Kanal kommentiert werden.
Das ganze wird voll über den Eintritt finanziert, nix Zuschuss. 10000 Euro pro Karte, dafür ist ein Netbook enthalten, damit die reichen Säcke im Eventblog mitschreiben können und natürlich ein spezielles Kunst-Poken, damit sich Macher und Zuschauer vernetzen können auch im real Live.
Das Kunst-Netbook samt Kunstpoken wird dann im Online-Shop auch weiterhin vertrieben. Das Eventblog bleibt, das kann ruhig die Pomp weiter hosten, damit kann man mit den Kunstnetbooks auch weiter die Vorstellungen begleiten. Das wird das Geschäft! Alle werden die Teile haben wollen, auch Gallerien, Museen, die gesamte Szene. Kunst as Kunst can. YES WE CAN“, brüllte er und dann leiser „Ich brauch jetzt ‘n Bier.“

Jan nahm Jana bei der Hand und zerrte sie aus dem totenstillen Zimmer. Er grinst, küsste sie hinter die Ohrläppchen und sagte: „Na, hab ich Dir’s nicht gesagt, der fällt darauf ‘rein. Ministerpräsident, dem werde ich husten. Das Ganze gibst Du jetzt als Pressemitteilung ‘raus und schickst es an mikel, der wird es bloggen und tweeten. Als Farce entlarven, deine Rache-Performance.“

„Großartig, genial, chapeau, its hipp“ tönte es da. Die Intendantin umarmte den nun leichenblassen Jan, der Generalmusikdirektor küsste Jana und der Choreograf tanzte mit den Fingern ein Pas de deux auf den Schenkeln von allen. „Die Kunst, die Kunst“, sangen sie in die Kantine abgehend, ihre Poken schwenkend. Sie riefen nach ihren Sekretären/innen um die Tweets samt Blogs zu diktieren, damit sie ausgedruckt zur Unterschrift in die entsprechenden Mappen der Gemeinderäte heute noch für die Budgetverhandlungen gefaxt werden könnten.

„VierzuNull, VierzuNull“, hallte es durch die heiligen Hallen.

Jana wurde blass, zerrte Jan ins Freie. Mutterschaftsurlaub, jetzt hilft nur noch Mutterschutz und Elternzeit. „VierzuNull, VierzuNull“, grinste Jan, Männer halt…….

Angeregt dadurch 12. PHILHARMONISCHE KONZERT | Livestream der Duisburger Philharmoniker und den begleitenden Tweets von @philharmoniker

Funky

Beeren aus geschmolzenen
Tönen reiten über Rhythmusfetzen
dreißig Gedanken zischen
von den umgebauten Särgen
wo steht nur der Krug
der mich nicht bricht

Kulturbeutel

Eigentlich hätte das auch ein #kultdef Beitrag zur Blogparade von Tanja Praske sein können, aber ich hab ja schon. :)
Auf dem Schwarzmarkt in Trier (Ich berichtete) kaufte ich einen original “Künstler-Kulturbeutel”, kuratiert, designt, gestaltet, limitiert und bedruckt von Désirée Wickler. Wir kennen uns ja seit ihrem Künstlerbuch mit auch meiner Beteiligung “„Arbeitstitel_ fading memories“.
Jetzt hatte ich also einen Kulturbeutel, aber mit einem Kunstwerk geht man ja nicht einkaufen, also lag er umher.
kultur_beuetel
Mein eBook+Hörbuch “Kuldua ausm Beidl” konnte ich ja auch schlecht darin aufbewahren. Aber gerade fiel mir DIE Lösung ein. Das ist genau die Folie für meine “Kulturbuttons”. Der neueste #schiller2go vom Nationaltheater Mannheim. Zu #herzblut vom Technoseum Mannheim. #erwinwurm und #duerer vom Städelmuseum Frankfurt, ein Spende-Button vom Jazz am Rhein 2011 und natürlich mein “Preis-Button” als Zweiter beim #lda vom Duftenden Doppelpunkt…., einem “Twitter-Wettbewerb zur Lyrik der Arbeit”. Ja doch,ich werte Tweetups als Kunstaktion, den Social-Sculpture-Hammer zückend. Da ist noch Platz, werte Kultur-Einrichtungen und Kultureinrichtunginnen! Wobei mein Kulturbegriff seeehhhrr weit ist.

#schiller2go #walk

fresh
Mein 3. Theater-Tweetup. Quasi zu Hause, dieses Mal. Zum Einsatzpunkt hätte ich die 4,5 km fast laufen können. Das war aber ein Event des Nationaltheaters Mannheim und ergo war das nicht einfach ein Tweetup, sonder ganz nachpostmodern ein „Schiller-Mashup aus Instameet-Tweetup-Bloggerwalk“ und das ganz legal! Zu Ehren der 18. Mannheimer Schillertage. In Kooperation mit den Instagramers Mannheim. Und das hat Maren Rottler und ihre Damen vom Theater-Marketing gekonnt ausgelotet und unaufgeregt gemanagt. (Danke, danke!)
Im Gegensatz zu den beiden Theater-Tweetups in Heilbronn und Koblenz keine Probenbeobachtung einer Produktion, was sicher auch seinen Reiz hat, sondern wirklich ein „Walk“. Vier Stunden und einige Kilometer lang, mit viel Zeit sich zu unterhalten, warum auch die Vorstellungsrunde ausfallen konnte.
Zuerst die Spielstätten in der ehemaligen Ami-Kaserne Benjamin Franklin Village, die aufgegeben der Konversion harrt. Eine Geisterstadt, als ob die Aliens die Menschen dort abgesogen hätten. Interessant wie ganz anders die „Instagrammer“ sich Themen im Livestream wirklich bildlich näheren, der Text dahinter verschwindet. Ein gemächliches Gelaufe auch an meinen Erinnerungen (ich berichtete) entlang, als das Gelände fast offen war, an die „Ami-Messen“ dort, die NCO-Clubs, den Whiskey und die Kippen aus der PX. Dann die Fahrt mit der 5, formerly known as „OEG“, eigentlich mein ganz alltäglicher Weg in die Innenstadt. Wirklich interessant eingeführt und wegbegleitet von einer der Dramaturginnen des Festivals Lea Gerschwitz, klar, verständlich, kompetent. Nie vergessen: Alle DramaturgInnen sind Nachfolger Schillers, gell. Von ihm geführt worden zu sein wäre bestimmt anstrengender gewesen, bei all dem Genius! :) Bermerkenswert auch die Beiträge aus Weimar, Recklinghausen (vom Schnawwl) und Berlin, siehe das “Storify”, unten verlinkt. Und so kamen Castorfs Räuber auch zum tragen…dank der Kulturfritzen und ihrem Guerilla-Marketing.

Und in diesem Schreibmoment hat Julia ihren Blogpost auf Facebook angekündigt und dem habe ich wenig hinzuzufügen, also lest bei ihr doch gerne weiter!

Vielleicht nur soviel: Unser „Schillerexperte“ Alexander Wischniewski ist zertifizierter Mannheim-Stadtführer, oder wie man das nennt und auch Theatermitarbeiter. Die Vielfalt an Talenten im Marketing des Nationaltheaters ist bemerkenswert! :) Und irgendwie hatte das alles etwas von „Vanitas“. Der morbide Charme der verlassenen Kasernen und dann der Gang durch Mannheim. Die Wohnsitze des Herrn Schiller sind fast alle unbekannt, er war ja auf der Flucht vor seinem schwäbischen Herrn. Die „Zuneigung“ der Mannheimer zu der jetzigen Hauptstadt Stuttgart nahm wohl da ihren Anlauf. Und ja, wie immer der Hinweis von Alexander an fast jedem Ort: „Zerstört im 2. Weltkrieg“, wie ganz Mannheim und da rennen wieder Narren durch die Gegend und heben den Arm. :(( Ja, das Nationaltheater war auch zusammengebombt und wurde über einem Luftschutzbunker neu aufgebaut. Bleibt wie immer die Frage, warum bauten die Mannheimer ihre Schillerbühne am Goetheplatz? Aber gut ist jetzt. Am Montag gibt es den 2. Teil #schiller2go #music. Ich werde berichten.
Das Theater hat auch ein Storify erstellt, bitte folgt uns doch nach, wie viele live , wir waren zwischendurch sogar „TTT“: Twitter-Trending-Topic.
story_walk

Stadt = Mannheim

schill2go Am Mittwoch bin ich beim “Schiller-Mashup aus Instameet-Tweetup-Bloggerwalk in Mannheim” dabei. Ich bin teuflisch gespannt. So etwas hat es, meines Wissens, in der Theaterlandschaft Deutschlands noch nicht gegeben. Das NTM wagt sich weit in das Neuland ( :))) ) hinein. Macht Theater im Netz. Der Treffpunkt ist Käfertal-Wald, um das nun geschlossene BFV zu besuchen. Und dann dämmerte mir, dass hier im Blog ein Artikel schlummert, der genau dort beginnt. Aus 2005, als der Platz der Freundschaft noch beflaggt war, das Leben dort brauste, mein dann baldiger Schwiegersohn dort noch wohnte und arbeitete. Eine Reise, wie wir sie unter ganz anderen Gesichtspunkten fast genauso wieder starten werden. Ich begann damals meine Ausflüge bewusst auch zu beschreiben. Um auch die Schönheiten des Alltags wiederentdecken zu können. Das Miese drängt sich von alleine auf! Und was sich schon alles verändert hat in den letzten 10 Jahren! Also voila hier: (Sieht ganz nach einem Storify aus, obwohl da noch niemand daran dachte. Und die Handybilder waren auch noch kleiner…)

[vom 5.8.2005]
Es war ein Dokument für die Steuer nachzureichen, also fuhr ich mit dem Fahrrad eben nach Mannheim, sind ja nur 12 km. Warum soll ich das jetzt hier beschreiben? Einfach, weil ich in diesen zwei Wochen Urlaub alltägliches mit neuem Blickwinkel sehen will, d’rüber schreiben will. Mannheim ist mein Akronym für Stadt.
Wenn man an Amerika

in Käfertal vorbei ist dann kommen alle anderen Wörter nach, die Mannheim bedeuten.

Der Fluss (Der Neckar, der Rhein ist hinter dem HBF versteckt)

Stadt = Mannheim weiterlesen

Dies ist das Lied der Bank

zu sitzen zu schwach im Mondschein

Alles zum Scheine
schöne Welt der Scheine
scheinbar und scheinheilig

Alles zum Schein Schein
scheine
schöne Welt der Scheine

(aus dem Jahr 1983 *Singe beim Babbln* )

Vorfreude: Minipressenlesung in Mainz

Darauf freue ich mich. Wegen der Kunst, wegen den Texten der neuen Wortschau 25 und den Menschen dort. Immer der Hauch von Klassentreffen! Andere gehen zur re:publica. Wir sind auf der Minipressenmesse… :)

Lesungen im Kunstverein Eisenturm Mainz mit Autorinnen und Autoren des Literaturmagazins WORTSCHAU während der Minipressenmesse Mainz vom 4.–7. Juni 2015 zur Ausstellung
„WORTE“, Papierarbeiten von Rita Eller.

eller1
Bilder von Rita Eller sind ja auch Teil der „Wortschau 25“
Mich kann man Freitags sehenhören.
Freitag, 5.6.2015 um 18:00
„lauthalt“, AutorInnen-Lesung mit Adrienne Brehmer, Monika Stolzenberg, Chrizz B. Reuer, Mikel Bower, Peter Reuter und Christoph Köhler.

Links
Kunstverein Eisenturm
Programm Minipressenmesse
Wortschau auf Facebook.
Rita Eller
Frühere Lesungen mit der Wortschau in Mainz.