Für’s Protokoll, war nicht viel, aber die 5 waren bemerkenswert.
Kategorie: Allgemein
Theaterchens Himmelfahrt – Eine #wunschvorstellung
Titelbild: Screenshot der Google-Suche am 21.12. zu #wunschvorstellung. Natürlich muss ein Riesentheater auch bei TikTok mitmachen :)
Ein Stück ohne Akte, Pausen und Aufzüge im Advent der Coronalen Sonntage.
Prolog
Ich weiß, dieses Drecksvirus trifft alle und alles, die Welt steht still, nichts geht, alles leidet, aber dies soll ein Text zum Theater sein. Das fehlt mir sehr, doch, sonst ein Trost in diesem, unseren Jammertal. Mir ist die Reihenfolge der Relevanzen dabei egal. Doch, natürlich, essen und trinken, die Haare schneide ich mir selbst und bleibe zu Haus.
Nun also, auch den Theatern wurden die Bühnen geschlossen. Bumm. Was jetzt? Hechelnd näherte man sich dem Netz. Wie Schulen, Unis und Kinos. Waren doch bisher die Social-Media-Accounts nur der PR gewidmet, dem Ticketverkauf untergeordnet eher lästig, verhelfen sie doch gar nicht zu einer Einladung zum Theatertreffen oder so. Natürlich gab es sofort auch Gestreame, aber abgefilmtes Theater ist wahrhaftig nicht neu. Als es nur ein Programm im TV-Land gab, sah ich bei den Großeltern schon das Ohnsorgtheater.
Wer dieses Blog kennt weiß, dass „Theater im Netz“ ein Anliegen ist. Siehe hier.
Zum Beispiel hier ein Tweetup im Opernhaus des Nationaltheaters Mannheim.
Aber ich wartete gespannt. Auf ein Format, das nur im Netz funktionierte und auch jenseits der Verbote funktionieren könnte.
Eine Twitter-Theater-Woche #ttw13 gab es ja schon 2013, von Twitter angeregt, aber das war nicht so toll. Ich bloggte das.
Ich erwartete es schon früher aus der Richtung der Kulturfritzen. Guckt. Ein Mitmachprojekt von Marc Lippuner.
#ichbinnin
Ich bloggte:
Die Kulturfritzen sammelten das treiben schon im März im Netz. Kultur in Quarantäne
Tatsächlich dann im ersten Lockdown: Anne Aschbrenner, die Wiener Kulturfritzin, war inzwischen die Onlinerin des Burgtheaters. Also das Burgtheater machte den Anfang. Das größte deutschsprachige Sprechtheater und wohl auch das älteste.
Was war der radikale Gedanke? Ganz einfach. Unsere Bühnen sind zu? Dann machen wir eine Bühne im Netz auf. Kostengünstig auf Twitter, zusammengehalten über einen #hashtag und wir streamen nicht, sondern laden Besucher dazu in diesen Nichtbühnenraum ein, wie sonst auch. Die Twitteracountler*innen waren gehalten das Stück selbst zu gestalten, zu schreiben. Bottom up, partipizierend, auf gleicher Ebene. Es funktionierte. Ausgezeichnet! Der Marke „Burgtheater“ konnten viele nicht wiederstehen, wie ich auch.
Im Mai der Erstling „Vorstellungänderung“
Das ist von Anne längst in den geheiligten Schriften des Böllinstituts verewigt worden im „Netztheater“ (PDF, freier Download)
Die Nachtkritik berichtete, ja ich komm auch drin vor. „Baby-Elephanten im Hochmoor“
Es war sehr erheiternd mitzumischen. Wir brachten zwar kein Stück zusammen, wie auch, so viele Teilnehmer, die sehr aneinander interessiert waren, man brauchte ja keinen Abstand und wenn es doch auf die Bühne ging, waren es zich Varianten, die man verpasst hatte, so schnell kamen die Tweets. Es wurde klar: Das Tool Twitter war ideal, nichts lief linear, das war geordnetes Chaos, Hauptstränge, Nebenstränge, beste Unterhaltung.
Dann im zweiten Lockdown. An allen 4 Adventsonntagen, sorry, in Österreich Adventsonntagen „#wunschvorstellung“
Anne twitterte im Vorfeld des 4. Durchgang
Heute findet die vierte und letzte #wunschvorstellung statt. Thread über ein Experiment.#SocialMedia #TheaterImNetz #AudienceEngagement #UGC #UserGeneratedContent #meta
— Anne Aschenbrenner (@AnneAschenbrenn) December 20, 2020
#wunschvorstellung ist eine Theatervorstellung, eine Vorstellung von Theater. Menschen twittern von einer Vorstellung, die nur in ihrer Vorstellung stattfindet, ja gar nicht anders stattfinden darf, weil die Theater geschlossen haben müssen. #KulturLockdown
— Anne Aschenbrenner (@AnneAschenbrenn) December 20, 2020
Man darf zwar nicht ins Theater gehen. Man darf allerdings auch gemeinsam nicht hingehen. Das gemeinsame Erleben von Theater, überhaupt von Kultur, das kann kein Streaming leisten, auch nicht im Chat, weil der Chat endet, aber Twitter bleibt auch nach Vorstellungsende da.
— Anne Aschenbrenner (@AnneAschenbrenn) December 20, 2020
Der Dramaturg Sebastian Huber u.ich haben das Format der Twittervorstellung im 1.Lockdown erfunden: Während man unter digitaler Transformation v.a. Einsatz von möglichst viel Technologie versteht, haben wir versucht, möglichst viel wegzulassen. – Was macht Theater eigentlich aus?
— Anne Aschenbrenner (@AnneAschenbrenn) December 20, 2020
Ein Theaterabend, der nur in der Vorstellung des Publikums existiert, geht das überhaupt?, hat Sebastian mich gefragt. Hold my Beer, habe ich geantwortet.
Dass Twitter dafür die beste Plattform ist, war mir klar. Der große Erfolg unseres Experiments hat auch mich überrascht.— Anne Aschenbrenner (@AnneAschenbrenn) December 20, 2020
Beim ersten Twittertheaterabend, #vorstellungsänderung, sind über 3.000 Tweets (an1Abend!) entstanden. Das Burgtheater hat über 300 neue Follower bekommen.(an1Abend!). Theatererleben fehlt den Menschen, hat man gemerkt.
— Anne Aschenbrenner (@AnneAschenbrenn) December 20, 2020
Als der zweite #KulturLockdown sich ankündigte, der zudem noch in die Weihnachtszeit fiel, war uns klar, dass wir das Format wiederholen möchten: als #wunschvorstellung jeweils am Adventsonntagabend, ab 18 Uhr. Die letzte Folge ist heute.
— Anne Aschenbrenner (@AnneAschenbrenn) December 20, 2020
Die #wunschvorstellung bedeutet gemeinsam kreativ sein, Gemeinsamkeit erleben. Sie verdrängt für einen Abend das Trostlose des Corona-Alltags aus den Timelines. Dreimal in Folge waren wir i.d.Trending Topics. So entsteht Bedeutung in der Kultur d.Digitalität, heißts bei Stalder.
— Anne Aschenbrenner (@AnneAschenbrenn) December 20, 2020
Für mich ist das schon sehr viel. Darüberhinaus haben wir uns auch auf einer wissenschaftlichen Ebene mit dem Format beschäftigt. Gemeinsam mit @culturelab haben wir die Mechanismen von Co-Creation-Prozesse analysiert. Der Artikel erscheint demnächst.
— Anne Aschenbrenner (@AnneAschenbrenn) December 20, 2020
Nicht zuletzt habe ich in den letzten Jahren erfolglos nach Formaten gesucht, die #AudienceEngagement im Social Web betreiben, das über einen Call for Irgendwas hinausgeht. Ein Bedürfnis wecken, ein richtiges Bedürfnis, ist wohl das Geheimnis. Theatererleben ist so ein Bedürfnis.
— Anne Aschenbrenner (@AnneAschenbrenn) December 20, 2020
Ich bin Sebastian, dem Burgtheater-Ensemble u.a.Kolleg*innen sehr dankbar, dass sie sich auf solche Experimente einlassen. Und der Direktion, die mich machen lässt. Obwohl sie nicht mal Twitter kannten. Digitale Transformationsprozesse brauchen Vertrauen. (+wen d.sich auskennt)
— Anne Aschenbrenner (@AnneAschenbrenn) December 20, 2020
Wir experimentieren freilich weiter. Aus den Tweets der #wunschvorstellung haben wir dadaistische Episodenguides kuratiert, die Martin Schwab, Stefanie Dvorak und Dietmar König lesen: https://t.co/EPwVo8xxUX
— Anne Aschenbrenner (@AnneAschenbrenn) December 20, 2020
Wer mehr über das Format wissen will: Für den Band #Netztheater von @boell_stiftung und @nachtkritik haben wir den Aufmachertext geschrieben. Nebst anderen sehr lesenswerten Texten.
Gibt’s hier: https://t.co/bsCy1PAKjn#wunschvorstellung #vorstellungsänderung #TheaterImNetz
— Anne Aschenbrenner (@AnneAschenbrenn) December 20, 2020
Irgendwann guckte ich auf dem Blog zur Produktion nochmal nach und erschrak.
Es lief wie schon im Mai. Nur kam dieses mal mehr auf die Bühne, getrieben von den Ensemble-Mitgliedern und Mitarbeiten. 4 mal die selbe Vorgabe und wie immer auch Seitenstränge.
Ich hatte Angst, dass es kein Ende gäbe, aber das Theater selbst hob sich einfach ab.
Valeria winkt dem davonschwebenden Burgtheater hinterher. Mio gluckst. Das Publikum singt. Valeria wünscht allen frohe Festtage und ein ganz neues Jahr…
…
…
Was für eine #wunschvorstellung…
…#vorhang pic.twitter.com/AvCu8MD8IL— Burgtheater (@burgtheater) December 20, 2020
Mich wunderte auch, wie die Stars des Burgtheaters, die man auch aus Film und Serie kennt munter mitmachten, ohne Allüren. Anrührend nach Ende: Mavie Hörbiger zitiert ihren Großvater mit einem Lied über das Theater
https://t.co/t1iS6GYI3c finale!! @HeupermanM
— Mavie Hörbiger (@hoerbigerm) December 20, 2020
Übrigens war #wunschvorstellung immer auch in den Twittercharts in Österreich und Deutschland.
Auf Youtube gab es dann immer auch Zusammenfassungen, gelesen von Ensemble-Mitgliedern, auch erstaunlich, finde ich großartig. Ohne Zusammenahng kommt das aber sehr Dadaistisch an, oder? Es ist immer wieder schön, wenn Profis lesen. Auch die eigenen Texte.
1 Martin Schwab
Verbindung zu Youtube erst nach dem Klick.
2 Stefanie Dvorak
Verbindung zu Youtube erst nach dem Klick.
3 Dietmar König
Verbindung zu Youtube erst nach dem Klick.
4 Dorothee Hartinger
Verbindung zu Youtube erst nach dem Klick.
Ich halte das alles für ein hervorragendes Experiment, fühlte mich wohl dabei und harre der Dinge, die da kommen sollen. Ich empfehle allen Theatern ihre Online-Strategie zu überdenken, vielleicht eine eigene Sparte daraus zu machen, Theater online neu zu denken nicht nur als PR sondern als Produktionsmedium. Das kann man auch vernetzt machen! Wenn die Orte im Netz liegen ist es egal, wer was macht. Ja und über Bezahlung müsste es laufen. Doch. Netzabo oder so.
Ach braucht ihr Vorschläge? Machte ich schon 2014.
Update: Anne hat bei den Kulturfritzen gepostet.
#wunschvorstellung, retrospektiv
Mammae und der Geist der Weihnacht
(Zur Erklärung des Titelbilds hier entlang)
Der Geist der Weihnacht schwebte über ihr, aber sie kannte sich aus.
Sofort öffnete sie ihre Bluse und zeigte ihre Titten. Der gesamte Aufsichtsrat klotzte. Die Mammae wirkten. Es überraschte die Herren immer wieder, dass auch Quotenfrauen, wie die halbe Weltbevölkerung, Brüste hatten. Sie hob ihr einziges Kind aus der Krippe und stillte es. Nur eine Krippe zur Ablage stand man ihr zu. Die Verweigerung der industriellen Nahrungstechniken in zwölfmillionsten Varianten, musste sanktioniert werden.
Es blitzte, die Sterne lachten und kreischten in den Monitoren der Seifenoper-Industrie.
Der Geist schwebte und war voll beladen. Er hatte einen Auftrag. Es war seltsam. Die vorgeschriebene Warnung hatte Verspätung, ach was Engel. Was wusste er schon. Eine Jungfrau, die stillte?
Der Geist schwebte, er war autonom, KI-autonom. Er entschied und befruchtete. Nicht die Frau mit Kind, aus tausenden Bildern der Museen bekannt.
Er kam. Virtuell, klar, rein geistig und schnell.
Verkopft die Herren, ohne Uterus und all dem Kram, empfingen im Hirn. Sie wussten um Zeus und Athene. Mann war ja gebildet. Und sie wehrten sich auch. Dachten an den Heiligen Dax und ihre selige Offshore-Konten.
Aber der Geist lies nicht locker. Tausende Handelskammern hatten ihn geschaffen. Jungmänner im Hirn waren dran. Emanzipiert. Sie empfingen und bewahrten die Gefühle im Herzen. Sie gebaren ein jeder aus seinem Kopf einen hell erleuchteten Rentierbullen, ein hell erleuchtetes Reh und den Wasserfall aus hell leuchtenden LEDs. Es schmerzte nur leicht, die Frisuren hielten. Alle Liberalen der Erde wedelten Luft mit ihren Aktien, die Chöre des Dax sangen Lieder aus digitalen Weisen. Nur die Quotenfrau ließ ihre Brüste im Freien, zum Schutz vor diesem Geist, viele Millionen Frauen taten es ihr gleich.
Auch die Ministerpräsidentin, die mit zwei Ministerpräsidenten den Aufsichtsrat besuchte um die heiligen Geburten anzubeten. Ihre Geschenke würden erst geliefert werden, wenn der jeweilige Nachtragshaushalt beschlossen worden wäre.
Aber der Geist der Weihnacht war erregt, nein nicht sexuell, er hasste die Brüste der Frauen und befruchtete die Köpfe der Männer immer wieder, immer heftiger. In nicht übersehbarer Menge quollen die LEDs in die Welt, eroberten Windows und Balkonen, die Nadelbäume in den Gärten und Wäldern, die Kakteen in den Wüsten , die Eiszapfen an tausenden schmelzender Gletschern.
Die Menschheit fürchtete sich sehr, kleine Puppen, rot gewandet, kletterten umher, versuchten die LEDs zu fressen, aber nichts half.
Erst als dieses Lied der Heimkommwilligen erschallte, das die Radiosender on Air und im Netz kabelten, ließ das Kind in der Krippe ein Schrei erschallen, griff magisch nach dem Geist und töteten seine Algorithmen auf dem inneren Board, schleuderten all die Gebete der letzten zweitausend Jahre, gespeichert im Herzen seiner Mutter in dessen diabolische Speicher. Ein heiteres Rauschen erquickte den Urbi samt Orbi. Die LEDs dampften in die Himmel, fütterten die Sterne und Monde.
Dankbar packten die Frauen ihre Brüste wieder ein, hörten auf zu frösteln, zwinkerten sich zu und tranken das Wasser der Vernunft.
Die Ministerpräsident*innen taten, wie üblich, als ob nichts gewesen wäre und schliefen mit ihren Presseerklärungen, ließen prüfen, in Ruhe.
Der Aufsichtsrat entließ den Vorstand und befahl dem neuen die Entlassung von 10000 Mitarbeiter*innen.
Das Kind in der Krippe schloss wieder die Augen und wusste es würde seine Kräfte noch brauchen, denn im galaktischen Nebel eines neuen Dezembers wuchs wieder ein Geist.
Seine Mutter beschloss ihn vorsorglich zu stillen. Der Aufsichtsrat bemerkte es nicht.
Weihnachten live! Auch der Stream abgesagt.
… geht dieses Jahr Montag los. Langsam kommt die Truppe zusammen. Wir machen das jetzt schon seit 3 Jahren. Living Christmas. Wie Big Brother, nur live, im Stall meines Bruders, der nach der letzten Schweinepest und der Butterkrise alles hinschmiss und eine Landautorenschule führt. In 2 Wochen zum fertigen Landroman. Land ist in!
Dabei sah es nicht gut aus, bis zur letzten Minute war unklar, ob wir das Projekt auch dieses Jahr durchziehen sollten. Im Netz, gestreamt, live. Via Fatzebuch, Simsta oder Utube.
Gabriel wollte diesmal als hl. Geist auftreten und mich real schwängern, das heißt nicht wirklich schwängern, aber mit mir öffentlich schlafen, pädagogisch, mit Gummi.
Sagte ich schon, dass ich Mary heiße und Maria spiele?
Ich wurde bissig. Spukte und trat. Ich dachte nicht daran jemals wieder mit Gabriel zu schlafen, ob als Engel oder Geist getarnt, das war vorbei, all over now, baby blue. Ich liebe Josef und ich liebe ihn, wie ich will, so oft ich will, wann ich will, von mir aus auch im Stall, aber dann wäre doch die Story am Arsch, oder?
Sagte ich schon, dass mein Mann Josef heißt und Joseph spielt? Ich musste sehr grob werden und Gabriel raten, er solle sich seine Flügel anziehen und Vöglein vögeln, wenn er denn könne. Er wurde abgelenkt, ich nehme an, eine der Hirtinnen hat ihn abgelenkt, wir haben keine Hirten, wir haben Hirtinnen, nein das ist nicht feministisch, im gleichen kurzen Gewand, wie in den Standard-Krippenfiguren, bloßen Schultern und manchmal mehr, Sex sells.
Und dann geht es Montag wieder los.
Wir versammeln uns im Stall und spielen die Weihnachtsstory bis zum 24. Live improvisiert. Verkündigung (das macht Gabriel sehr anzüglich und mit hämischen Gesichtsausdruck zu Josef hin, SUPER macht er das).
Diskussionen ob wir heiraten sollen oder nicht, Eifersuchtsszenen, die dämliche Volkszählung und der schwule Herold, auch im Laientheater muss ein Schwuler dabei sein! Die Reise nach Jerusalem, mit Stühlen, so als Gag, die Herbergssuche, diesmal als Beherbergungsverbot getarnt, die Geburt ohne Kreißsaal, die heiligen 3 Könige, samt Gefolge, der Kaspar natürlich ungeschminkt, alles mit Kamel von einem Zirkus zurückgelassen. Die Geburt natürlich abseits hinter dem Heu, nur verbal.
Außer Gabriel, Josef und mir sind das alles Komparsen aus diesem unsäglichen Kaff hier und keine KINDERARBEIT, wir verwenden eine Xmas-Puppe aus Vietnam. Im Background singt der gemischtreligiöse Kirchenchor ein Weihnachtsoratorium.
Die Viecher stammen aus den Restbeständen meines Bruders, auch die Hühner und Gänse, samt Kamel.
Living Christmas. Das bringt’s. Ernährt uns schon 3 Jahre lang. Nachts kostet der Eintritt sogar 35 €. Bezahlen die Spanner, die sehen wollen, was denn Josef mit Maria wirklich treibt.
Das ist hart, nix zu treiben 24 Tage lang. Aber wir haben ja auch 2 Stunden am Tag, zum Duschen und so. Von 11-13 Uhr pausiert living Christmas, bis zum 24.12.
Guckt ihr? Ist für lau, der örtliche Christbaumverleih sponsert das Ding? Dann singen wir auch, Halleluja.
Im Foyer sollte es dieses Jahr Döner auf dem Felde geben. Von den Lämmern der Hirtinnen und am 22.12. Kamelbraten. Aber das geht virtuell ja nicht, besorgt es doch selbst, für zu Haus.
Wie, was. Verschärfung? Wir haben doch Masken und Abstand und wir streamen doch. Trotzdem. Jetzt fällt Weihnachten auch noch aus.
Dann halt eine Passion zu Ostern. Live! In einer Kirche. Gar im Dom?
Meerkatze, Corona und Albino Christkind. Advent im Museum I.
Sound auf den Ohren beim bloggen: Weihnachts Jazz Café.
Zum Titelbild: (Der deutsche Meister, Plakat zur Dürerausstellung mit Kerzchen, eingebaut). Huch! Das ist ja unbezahlte, nicht verlangte Werbung. Dies ist keine #digkv, nur einfach ein kommentierter Amateur-Besuch!
Es weihnachtet sehr. Es wird gestritten, wieviele Menschlein nun dürfen oder auch nicht, oder ob überhaupt. ManFrau kann sich dem kaum entziehen, selbst die Kanzlerin warnt, zu recht, wie mir scheint. Aber wohin mit dem gelockten Hintern? Der Kitsch rinnt in breiten Strömen aus den Christmas-Filmelein der Streamer, kübelt tonnenweise Deko ins Hirn. Wie immer schert sich niemand* um den eigentlichen Sinn des ganzen. Geflüchte gibt es nicht. Weltweit, sag ich euch, weltweit. Alles ist zu, einsam grinst der Grinch in die Ruh. Mir kam da eine Idee beim Bloggen. Hier fügte ich Bilder aus der Online-Ausstellung der Pinakotheken ein:
Warum also nicht auch andere Online-Sammlungen besuchen, die viele ihrer Bilder unter CC BY-SA 4.0 lizensieren, damit ich sie Euch hier zeigen kann. Es gibt viel zu sehen, dort, auch die Werke, die gerade nicht ausgestellt sind oder ausgeliehen. Keine Sorge, die Aura geht nicht kaputt und ihr dürft alles ganz alleine betrachten. Lasst den Kunstvermittler*innen ihren Feierabend. Also fürchtet Euch nicht.
Die Digitale Sammlung des Städelmuseums:
Ungeleugnet. Das Protokoll. Tag 16.
Draußen das Grau schränkt sich ein, kein Nebel soweit. Ich schränke nur noch in diesem. Jene mit den Sommerhemden schränke ich ein. Die langen Unterhosen weinen, sie werden wohl auch in diesem Winherbst 4.5 keine Haut unter sich spüren. Gleichmütig ziehen die Tage aneinander vorbei. Nichts wirbelt, schlängelt unter die Betten. Im Netz brüllt mir das Leben entgegen, angeblich, ich leugne es fast. Zu sehr wirkt es als ob es ein Stück von Shakespeare wäre, antepostdramatisch. Unfähig die Regie, falsch besetzt die Maskierten. Undeutlich, als ob.
Das Grauen gerinnt in die Kontaklosen der Einsamen Lotterie der schwingenden Singellinge*lings.
Ich koche, ich esse, ich schlafe.
Morgens, wenn die Autobahnen erwachen und Treibstoffe entpusten, katalysiert, laut ins Universum, mich kein*er erhöht, erhört, hüpfe ich die Gänge entlang, auf die Betten, zwischen die Stühle. Nichts lockt mich down. Die Fenster lächeln grau-sam und zählen, entlang der Straßen, die Nasenbären und Kinnschützer, wie es das Gesetz der Nazis und Leugner befiehlt.
Hier drinnen keine Kämmchen.
Alle ¾ Stunde spiegle ich im Großen, vor dem eingeschränkten Dreitürer. Er spöttelt: Ja es gibt dich noch, Gott, den es vielleicht gar nicht gibt, sei Dank und deinen kranken Nachbarn auch.
Morgen suppe ich wieder und kuschle mit Übermorgen, die kleinen Masken toben. Ob sie mich Gassi führen werden?
Laut singe ich dem Radio vor, es spielt mich zurück.
Die demogratisch-autarken Direktorintendanten entanalogieseren sich, spezeln das System, stampfen den Gleichschritt in die digitale Relevanz, wieder, bis zum nächsten Heirassadei.
Ich schränke sie ein. Zu all den Kontakten, vergraben in den Tiefen meiner festen Platte.
Platt bin ich und satt, dass Grau nebelt noch immer nicht in den Lichterketten, die sich noch verstecken.
Nezsefix wimmert Barbaren in linguam latinam. Dies ist der Weg.
Per omnia saecula saeculorum.
Fußball, Tussis, Angelus
tl;dr: Alter weißer Mann parliert zu Erinnerungskultur für Frauen und fragt sich, ob das je jemand zu Ende liest. Viel zu lang, nix wirklich Neues. E-gal.
Titelbild: Bodenplatte im Speyrer Mariendom.
Mein Beitrag zur Blogparade #femaleheritage
Blogparade #femaleheritage der Stadtbibliothek München
Was fällt Euch spontan zu Frauen und Erinnerungskultur ein? An welche prägenden Frauen erinnert Ihr Euch? Welche weibliche Persönlichkeit ist vergessen und sollte Eurer Meinung nach wieder aktiv erinnert werden? Wir von der Monacensia im Hildebrandhaus laden Euch zur Blogparade „Frauen und Erinnerungskultur #femaleheritage“ (Laufzeit: 11. November bis 09. Dezember 2020) ein. Gemeinsam mit Euch möchten wir Frauen in der Erinnerungskultur präsenter machen und das Bewusstsein für ihr Werk und ihr Wirken stärken. Rückt ihre Leistungen und ihre Bedeutung für die Gesellschaft in den Fokus, löst Euch dabei von den gängigen, binären und polarisierenden Weiblichkeits- und Männlichkeitsklischees. Wir freuen uns auf Eure Sicht zum Thema!
Was mir spontan einfällt?
Was zum Teufel, äh, für die Genetzten „wtf“, ist „Erinnerungskultur?“ Vor allem wie und wo findet sie statt? Nur in akademischen Zirkeln, in Zeitschriften und Archiven? Dort, wo die Kanons nicht gesungen, sondern in Aktenordnern (und sei es elektronischen) versenkt werden? In den Backlists der geheiligten Verlagswelt, den Archiven der Museen? Erinnerungskultur? #femaleheritage, weibliches Erbe? Im Alltag? Jenseits der offiziellen Archive? Allgemeine Erinnerungskultur. Gibt es. Dies soll mein Thema sein. Fußball, Tussis, Angelus weiterlesen
Thomas Klauder traut sich, hurra!
Titelbild: Rathaus Viernheim aus meinem animierten Gedicht: Träume aus Beton. Ich finde grad nix anderes, aber um dieses Rathaus wird es wohl auch gehen.
In diesem unseren Städtchen tut sich doch etwas.
Noch vor ein paar Tagen saß ich auf einer Bank in der tristen Fußgängerzone vor dem Kunsthaus (dem einzigen Ort in dem einigermaßen regelmäßig Dinge passieren, die mich interessieren, siehe den vorletzten Beitrag) und meditierte laut über den Umstand, dass die CDU, als stärkste Kraft, einen FDP-Politiker als Kandidat ins Rennen schickt und somit der aktuelle Bürgermeister wohl in seine 5. Amtszeit gewählt werden wird. Nein er ist kein Böser, aber langweilig. Nach 25 Jahren Amtszeit. Viernheim ist bekannt für sein Einkaufszentrum, diesen Bombensammler und dem Kinomörder, sonst nix. Egal.
Also Willkommen Tristess. Aber nein. Heute in der Zeitung die Meldung: „Thomas Klauder will Bürgermeister von Viernheim werden.“
Ein Grüner, aber weit weg vom Klischee. Doch. Wohl spontan entschieden. Grüne halt. Noch kein Programm, keinen Plan.
Aber ich traue ihm das zu. Ich habe ewig nicht mehr mit ihm gesprochen, was wohl an meinem stillen Rentner-Dasein liegt. Macht mal voran Leute! Das Zitat von Thomas unterschreibe ich gerne: „Ich will nicht 30 Jahre lang denselben Bürgermeister gehabt haben.“ Aber das reicht noch nicht ganz, aber ich weiß, das kannst du.
Ich will jetzt nicht auf seine Firmenwebside verlinken, aber wozu hat er hier im Blog einen Gastbeitrag zu einer Blogparade von Bianca Garde.
Social Enterprise – Wie ist Dein Arbeitsplatz der Zukunft.
Sinnig, oder? :)) Doch, er ist ein echter Grüner, nur ohne Latschen und Strickzeug.
Ich drücke die Daumen! Toi, toi, toi.
Kola Krabamba
Uralt, aber für mich passt die Story.
Ich nominiere dies für: „Blogstöckchen #DieWeltaufdemTeller“, von @sinnundverstand.
Gehacktes. Gebunden. Geformt. Gewürzt. Wiederzusammengefügt. Gebraten, scharf, medium. Kräutlein, frisch aus meinem Gärtlein der Frust. Edles Backwerk.
„Linke und rechte Hand formt einen Kreis mit Daumen und Zeigefinger“. Zwei Unzentatzen Knoblauch, samt Ringen von Zwiebeln, kross. Senfpulver und 2 Cornichons. Und dann, dann drehte er durch, zerriss seine Seele, platzte im Kragen, den ich ihm täglich nähte. Ich tröpfelte diese Sauce darüber, rot wie die Sonne im Osten, als wir uns das letzte mal liebten, vor dem Morgenschlaf. Ketchup, schrie er und schlug mich das erste mal Mal, hart und widerspruchslos.
„Ketchup“, schrie er, rannte in die Küche, riss die Türen der Schränke und Schubladen auf und dann, dann fand er meine Schande. Gaggi, Fnorr. Tüten. Fläschlein von Meinz. Dosen. Meine Augen schwollen und als die Sonne unterging, bat ich um Verzeihung, aber er ritt davon, auf seiner BMW. Gehacktes. Ich sah ihn nie wieder, und den Tag, als wir im Mäcks Gedichte fraßen. Nur Gedichte, Salsa, Country und sonst nix. Kola Krabamba.
Corona, Stühlchen, Feminismus und #umbuch
tl;dr Ich war beim Bloggertreffen der Kunsthalle Mannheim zur Ausstellung Umbruch.
Nicht der der erste Tweetup in Mannheim, aber nicht in der Kunsthalle, die war immer so online-spröde, bschäftigte sich lieber mit Löchern und Direktoren, die blau machten.
Nach Ulrike Lorenz, die Herrn Hector überredete all das Geld, das dessen Kunden mit SAP-Transaktionen mühsam verdienten in einen neuen Anbau der Kunsthalle Mannheim zu investieren. Aber Hallo, 50 Millionen! Man sollte mal etwas schreiben über das Sponsoring der SAP Gründer. TSG Hoffenheim, Museum Barberini etc. Ist aber eine andere Geschichte. Nun also ist Johan Holten da. Und wie! Ich berichtete schon im letzten Blogeintrag. Genug geschmust damit.
Er nimmt auch heftig Teil an der Öffentlichkeitsarbeit (sagt auch niemand mehr) seiner Dienststätte.
#umbruch, seine erste Ausstellung als Kurator. Benutzer einer Textverarbeitung, also fast alle hier, wissen genau, was damit gemeint ist, siehe Beitragsbild. Screenshot von Open Office, nicht vom Weltmarktführer, eine neue Seite schlägt er auf. Auch im Bild: die Baugestelle, an der die Werke hängen, auf der anderen Seite :).
Zusammen mit Lena Berkler, der Online-Chefin der Kunsthalle, die auch das Treffen organisierte, danke, danke.
Ich war gespannt, wie die Corana-Maßnamen aussehen würden. Ganz einfach genial: Maske auf. Yepp. Dann Klappstühlchen auf, im korrekten Abstand und dann Maske ab. Erinnerte mich an den Karfreitagskult der katholischen Kirche: „Flectamus Genua, Levate“. Alte Kultur, gell.
So durcheilten wir die Ausstellung. Mit den Museumspädagogen. Gut so!
Zuerst korrigert Holten ganz sanft seine Altforderen. Bei der berühmten Ausstellung zur Neuen Sachlichkeit fehlten die Frauen. Blieben auch nach den Nazi-Räubern in der Versenkung, waren nicht im Kanon. Ist mir eh ein Rätsel, wie die Kunsthistoriker den ohne Kriege erstellen. Also : Das ist Großkunst, museums-geeignet, Stempel d’rauf. Egal. Ich finde die Korrektur gelungen. Gute Auswahl. Auch Lokal. Übrigens eine Auflistung gibt es auf der Seite der Kunsthalle. Umbruch 17.07.20 bis 18.10.20
Hanna Nagel interessierte mich am meisten. Lokalmadatorin einst aus Heidelberg und dann weg. Der SWR bespricht das mit Inge Herold, der stellvertretenden Direktorin (unter 3 Direktoren, männlichen!), die allzuoft auch verschwindet in der Öffentlichkeit: „Kampf um Gleichberechtigung: Ausstellungsprojekt der Kunsthalle Mannheim über Hanna Nagel“
Dann noch Anita Rée. die sich umbrachte, als Jüdin und Künstlerin. Zum Teufel mit diesen Nazis. Ihr „Bildnis von Hildegard Heise“ ist das Gesicht der Ausstellung auf Plakaten und vor dem Haus. Es gibt wieder Plakate von der Kunsthalle! Ich hab jetzt auch eins! Auf jeden Fall guckte ich beim Apré-Event im Luxx beständig auf das Gesicht und fragte mich, was mir diese stechneden Augen sagen wollen! Ich werde es noch herausfinden und hier lyrisch verkünden.
Auf dem Plakat am Eingang der Kunsthalle Mannheim zur Ausstellung „Umbruch“
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