Die Sache mit den Plakaten

Ok, ich habe geholfen Wahlplakate aufzuhängen. Was macht man nicht alles. Wenigstens stand nicht WUMMS darauf. Und das Plakat „Frauen nach oben“ mit den zwei lila Pfeilen vor eine katholische Kirche zu platzieren, machte mir diebische Freude. Jetzt hängen sie derweilen 3 Wochen umher, zwischen all den anderen Plakaten und ich frage mich doch immer wieder: Zu was eigentlich?
Um die Menschen daran zu erinnern, dass Wahl ist? Denn sie sind in ihrer allparteilichen Gesamtheit hässlich, zerschaudern die Gegend, manchmal sind sie sogar Gehirn zerschandelnd. Trotzdem gibt es zu jeder Wahl wieder Plakate, von denen die Agenturen behaupten, sie würden irgendetwas bewirken. Unterschwellig, tiefengedingsbumst, mit eigenen Geldern wüssenschaftlich gestudiet, dadurch gewirksamt.
Ich persönlich glaube eher, dass mit der wachsenden Zahl an Parteien und somit auch der Plakate die Wahlverdrießung steigt, einfach wegen der geistigen Verwahrlosung, die ästhetisch damit einhergeht. Aber all die Nutznießer, die un- samt mittelbar damit Beschäftigten der Agenturen und der Spindoktoren-Industrie flüstern den Mächtigen in den Parteien zu: DAS ist Wahlkampf, viele Sprüche, Tapeziertische in Fußgängerzonen, Wahlkampfreden, die nur der eigen Anhang mitanhört und Plakate, Plakate, Plakate.
Es ist eigentlich fürchterlich wurscht, was denn da auf den Plakaten steht, man nimmt es doch eher unterbewissend wahr, wie das die Profi-Wahlkampf-Behüter in ihrer Weisheit bestimmen. Und dann kommt mir die Erleuchtung: Das ist eine perfide Art die Druckmaschinenindustrie staatlich zu subventionieren und die Druckereien, damit es den Zeitungen (samt ihren Printmüttergebärern) nicht NOCH schlechter geht. Eine heimliche Allianz der Radio-Fernseh-Hasser, die jetzt gerade das Netz entdeckt und mit Appellchen, Mannifästchen und ähnlichem Geschröcklichem das Fürchten lehrt. Ein Geheimbündnis, das wohl in den Kellern der gutenbergischen Museen fröhliche druckschwarze Messen feiert.
Aber tief in mir weiß ich es: Das kann noch nicht alles sein. Irgendwelche finsteren Machenschaften bedarf es noch, um alle Wahlen wieder dieses absonderliche Flut von Farben, dummen Sprüchen, überdimensionalen Passfotos und grafischen Absurditäten zu entfesseln und dann fallen mir die Schuppen vor die Augen. (Wie, falsches Bild? Ihre Schuppen wachsen nicht auf dem Kopf?) Es ist die Kleberindustrie. Wie viele Tonnen Kleber wird in den Wahlkämpfen gebraucht, benötigt? Na, merken sie was? Nein, ich werde hier keine Firmennamen nennen. Guguggelt Euch selbst und zieht eure Schlüsse. Die Parteiobrigkeit jedweder Couleur wird es dennoch nicht tun, wetten?
Haltet durch, bis zum nächsten Wahl.