Zwischenrede 1

Ich weiß, dass nach christlichen Maßstäben noch kein Advent ist. Und? Bin ich Christ? (Doch, doch war ich auch schonmal, aber geistig ist das schon lange her und offiziell jetzt also auch.) In allen Läden tobt doch auch schon der Advent. Mir ist adventig. Es wird früh dunkel, es kaltet und windet. Ich höre Jazz und besinne. Nein, keine Kerze. Kerzen sind unpraktisch zum schreiben. Frei und ungezwungen kann ich mich also dieser November-Melancholie hingeben und sie als ganz privaten Advent zelebrieren. Befreit von dem Zwang irgendwelche religiösen Zeremonien oder gar Hintergründe in mein Denken einbeziehen zu müssen sinniere ich vor mich hin. Ich bin auch nicht mehr gezwungen bastelnd Religiosität zu heucheln und freue mich doch auf die Weihnachstmärkte an schönen Plätzen. Einfach Dinge, die man im Winter so tut. Wie immer halte ich mir das Weihnachtsliedergedudel vom Hals, doch das geht. Einfach Radio abschalten. Meine Art Adventsmusik bestimme ich selbst, zu was gibt es Player. Ballast abwerfen. Und genießen. Ich werde hier 2 Monate Advent genießen, mit den Dunkelheiten kämpfen, Helligkeiten suchen, bunt durcheinader kegeln. Vielleicht bekomme ich einen Lauf zu lyrischer Prosa oder Kurzlyrik. Was weiß ich. Ich weiß noch nicht so genau, wer hier schreibt. Das literarische Ich, meine ich. Es wird jede Menge -mikel- dabei sein und doch wird es kein Tagebuch sein. Im Augenblick ruhe ich einfach in meiner Müdigkeit, der Schläfrigkeit des Schichtarbeiters, dem der Mittagsschlaf entzogen wurde. Die Gedanken flitzen nicht, sind wattiert, tanzen Hängeblues zu Bebop, schlendern dem inneren Boulevard entlang. all die Aufgeregtheiten der PR-verseuchten Medien schwimmen im Uterus des nächten Morgen Menschleins. Der Hätte-Ich-Doch schläft mit der Was-Solls und zeugt in Echtzeit Buchstabenblasen, die tropfen als ob die Salontieger sie in die Schmachtschlacht geblasen hätten. Ich gönne mir zwei Lachsalven Wohlsein und stumme in die Tastaur.