He’s just a man


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I’dont know how to love him. Aus Webbers Schmonzette von 1971 „Jesus Christ Super Star“ sangen die RosaKehlchen in der Schlosskirche, bei der Sommermusik, gekonnt, beschwingt, beflügelt vom Ambiente, frei vorgetragen, (die Notenbücher blieben in der Sakristei), mit bestechend genauer Intonation, wohltemperierten Kehlchen (warum nur will ich immer Kelchen schreiben?), nein kraftvollen Männerstimmen, die mühelos den Raum füllten (es herrschte Fussballeuropa zu der Zeit, man muss zwangsläufig von Räumen-Befüllen sprechen, auch wenn gerade der TrainerDirigent seine Leute mit einem Augenzwinkern in die Mitte zum Einzelchor-Singen schickt, als ob Elfmeterzeit sei), mit Lust am Singen und einer gehörigen Portion Können und ganz großen Arrangements. So weit so gut, es war ein tolles Konzert und?
Tja, der Titel war vom Moderator angekündigt als zweiflerisches Lied eines Mannes an seinem Märchenprinzen, was dieses Lied der Maria Magdalena an Dschises, wie wir ihn seit dem zu nennen erlaubt sind, ohne eine Silbe zu ändern, in vollkommen neuem Lichte erscheinen lässt. He’s a man, just a man, I don’t know how to love him. Und das ganze von einem schwulen Männerchor! Es waren Choräle, doch, doch, meist klang es sehr madrigal, auch wenn es Soultitel waren, aber einmal anders, merci dafür!

Und genau das passte sehr wohl in die Kirche des Karl Phillip, er trug die 3 :D, der unten in der Gruft die Wacht hält. Sehr wohl passte das, lies nachdenken, mehr als ein Christopher Street Day oder tausend kluge Abhandlungen über die Rechte von Schwulen und Lesben.Vor allem, weil das ganze auf einem hohen musikalischen Niveau daher kam. Treffsicher arrangiert, voller Emotionen und doch nie die Grenzen zum Kitsch ernsthaft überschreitend, amüsierend, unterhaltend.

Und dann kommt ein Lied, „Je t’aime – moi non plus“ und der famose Detlev Buchholz am Dirigierpult und am Notenprogramm (ah na, wer schreibt sowas noch mit der Hand, gell..) Notenpapier (das kommt davon, wenn Blogger nicht korrekkkt recherchiert!), macht daraus „Sticht zu – und zieht raus“, eine scharfe Abfuhr an Drogen, Spritzen und HIV. Chapeau .

Für mich das amüsanteste und bemerkenswerteste: (auch zunächst nichts so besonderes) Die RoasKehlchen sangen den Song „My Girl“ der Temptations in einer Adaption von Mary Wells als „My Guy“. Kennt man dann noch die Überarbeitung des Stückes in Sister Act zu „My God“, das dann im Film dem Papst vorgetragen wird, dann erhält das eigentlich, nun, hübsche Lied, wiewohl wieder gekonnt vorgetragen und arrangiert, urplötzlich genau DIE Dimension, die ich so mag: Vieldeutigkeit, die doch eindeutiges aufzeigt.

War ganz großes Kino da am Sonntag!

Ach so ja: Zum dritten Male wurde der ganze Raum (siehe oben) der Schlosskirche ausgenutzt. Oben von den Logen gesungen, von hinten, orgelabwärts (ja die können das auch mit Orgel!) und jetzt die Kehlchen den Chor geteilt von hoch nach tief (wiewohl rechts und links) zu beiden Seiten des Chors. Der Dirigent ist seitwärts mit lahmer Kamera nicht zu fotografieren, er bewegt sich dauernd, was wie beim Fußball NUR vorteilhaft ist und dann finden sie sich immer wieder neu in der Mitte.

Wolferl hätte seine Freude gehabt, ehrlich jetzto!

Disclosure: (Ha, jetzt darf ich das auch einmal schreiben, wie die großen Blogger auch, ha!): Meine Frau singt am übernächsten Freitag (4.7.08 21:00, Schlosskirche) da was über Maria, verbunden mit Rilke und jetzt am Freitag trägt sie zusammen mit Uhne Ferz meine Texte da in der Sakristei vor. (Nein, es gibt noch nicht einmal mehr Stehplätze). Aber Blogger sind halt keine Journalisten, machen aus ihrem Herzen keine Mördergrube, schreiben wann und was sie wollen, auch wenn sie als Presse (siehe oben im Bild) akredditiert sind.

*Nickt in die Bloggerrunde und grinst!