Früh den Herbst

Die Kerzen, in den Regalen, schon in aller Seelen gekreuzt, für die Wachsopfer auf den Kirchhöfen zu Fried, schießen auf den Sommer, der doch eben noch Hitzewellen zu Schweiß dengelte, Gerste zu Reife röstete, den Durst erschuf, Sekunde für Sekunde. Kleine Kürbisse schnitzen ihn zu Tode, legen ihn zu den Deckchen auf die Sofas, neben die Fernbedienungen der Lebenslinien, suppen ihn ein. Weine reifen noch nicht, rinnen kaum gegoren durch die Kehlen, die Zwiebeln des Sommers turnen im eigenen Dunst auf die Kuchen, die eigentlich Brote geben sollten.
Die Brunft gärt langsam, schmiegt sich in die Decken aus selbst gebastelten Kältefallen, sanfte Morgennebel streichen, beinen, wangen, lippen, fi-fa-fummeln. Die Blätter grünophyllen noch, blaue Blumen blühen, Nüsse knacken Rosmarin, Chips ernten frische Kartoffeln, Rüben unken Rabenschreck. Die Störche ziehen, sehnen Süchte, süden, staren, Gänse wilden Rausch im Schrei. Der Schnee vom frühen Jahr rumort in den Kältetruhen, schlägt die alten Sommer, die noch in den Küchen toben, Tomatenröte spurend, Wintermäntel tanzen ohne Körper Samba-Jazz mit den Schals der Ohrenwärmer. Handschuhe küssen in den Laden. Kerzen fluchen kleine Räuche, schmelzen feuerlos, die Sonne gnadet los. Noch ist er stark, der Sommer, ach was war er groß, Rilke brütet auf Fensterbrettern Kräuter zu Provence.
Ich tippe leise Lieder von Sommer-Schweiß. Ein Saxofone treibt Noten in die Nacht, schläft mit dem Piano auf den Flügeln der Bass-Saiten, Finger kruscheln Percussion auf meinen Bauch. Es ist noch früh, Herr, mein Sommer, ach der Herbst.