Was ist ein #selfie?

Ein Beitrag zur Blogparade “#Selfierade” für die Ausstellung #Ichbinhier der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.
(Sehr selfische, selbstzentrierte Gedanken, sogar nicht selbstverständlich, #hust)
Was ein Selfie ist weiß doch jeder; das bildliche Selbst, festgehalten via Smartphone & Co, getwittert, gefazebucht, instagrammiert, getumblert, gesonstnochwot! Zum Dokumentieren, zum Angeben, zum Winken, zum Teilen… Wirklich?self_5Eigentlich wollte ich hier eine Satire schreiben. Über gefakte Selfies, über Selfies aus Museen zur Angabe, was wir doch so als Hechte tollen, wir Kunstbekenner. Selfies als Ersatz zum Dia-Abend mit Käseigeln, für die Twitterer heutzutage gerne mit Nutella und Mett. Lästern. Mich erheben. Ich nahm neue Selfies auf, wollte schabernakieren. Selfies faken ohne Fotoshop…wolfgang_staedel (Quelle: Screenshot vom Google Art Project, Städelmuseum Frankfurt)

Das klappte noch nicht wirklich, aber es klickte! Ich mache so gut wie nie Selfies auch nicht für meinen Twitteraccount @mikelbower. 5 oder zehn gegen die anderen 54000 Tweets. Mein Gesicht ist mir nicht wichtig dabei. Für mich ist viel wichtiger, was ich denke, fühle, beobachte, was Umgebung, was Kunst, was Mensch mit mir macht. Innerlich. Im Hirn, ob ich das wieder von mir geben kann. Verwursteln. Zu Text. Text zum Bild, zum Weg, zum Park, zu Stadt, zu Land, Fluss. Ein Ozean aus Gedankenfluten, verkürzt zu einem #twly vielleicht.

Ich mache das schon Jahre lang. Aber auf die Idee, dass sowas Selfies sind kam ich noch nie. Sogar gedruckt ist das schon. In der Wortschau. Bilanziergang hieß die Ausgabe. Seit letztem Jahr nutze ich meine Domain mikelbower.com um meine Ausflüge zu dokumentiere, mein #lustparken, mein co- #lustwandeln meine Lyrik zum Park in Schwetzingen.
schwetz_mosch

Meine Selfies sind aus Text! Hier beim Tweetup #duerer im Städelmuseum

fugger_duerer

Dazu passen auch meine Gedanken zu „Amateurlaie“.(Man kann als „Laie“ über Kunst, Theater, Musik & co schreiben ohne studiert zu haben, man muss nicht, aber man kann) Das ist keine Konkurrenz zum Profi, sondern eine Ergänzung. Schreiben, malen, singen, schauspielern und, und, und die Großen der Zunft nur für die Kritik, oder auch für uns, die wir zusehen, hören, Eintritt zahlen, kaufen?

Deshalb liebe ich wohl Tweetups. Und: Was würde ich gerne andere Text-Selfies lesen. Keine Wiedergabe der Führung, nein aus dem eigenen Hirn gequollen, kein Bericht, was zu sehen ist. Das, was die Kunst mit euch macht, mit uns macht. Live und in Echtzeit. Vielleicht irgendwann einmal oder, oder? :)

Ja und dann! In Museen kann ich das meist nicht. Zu viel Volk um mich herum, misstrauische Security und: Meist bin ich da zur schreibenden Unzeit, also vor 18:00 Uhr oder so. Aber es gibt ja immer mehr ganz hervorragende Online-Archive der Museen, die ich zum Schabernack benutzen wollte. Hier also der Versuch einer lyrischen Annäherung an ein Onlinebild der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe im Google-Art-Projekt! rembrandt (Auf den Ohren Diana Krall “Glad Rag Doll” via Spotify)
Ja, das hat mehr mit mir zu tun, als mit dem, was der Künstler vielleicht sagen wollte. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Kunsthistoriker. :)
#tl;dr
Ein Selfie kann Text sein!

4 Gedanken zu „Was ist ein #selfie?“

  1. Ein Selfie in Worten gibt vermutlich weit mehr preis und lässt tiefer in die Seele blicken, als jedes fotografische Selbstportrait es kann. Eine Herausforderung. Angstbesetzt. Und nicht weniger eitel, als ein Foto von sich hochzuladen. Eloquenz in 140 Zeichen. Punktgenau wird man so punkten wollen, wie andere mit dem #museumselfie oder der #wokeuplikethis-Attitüde. Ich mag das alles sehr, Selbstbildnisse wie Selbsttexte, so lange sie etwas erzählen, mir gefallen oder auch nicht, so lange sie etwas mit mir machen. Nur Monotonie ist tödlich, da langweilig. Das Format muss jede_r selbst für sich finden. Die einen im Bett, die anderen im Lyrischen. Und immer finden sich welche, die daran Gefallen finden. Das gefällt mir. So ganz grundsätzlich an diesem sozialen Netz.

  2. Lieber Michael Bauer,

    vielen Dank für Ihren Beitrag zur #selfierade, der ein Thema anspricht, das in unserer Junge Kunsthalle auch eine Rolle spielt. Dort kann man sich nämlich in verschiedenen Medien ausprobieren: Fotografie, Video, Montage, Zeichnung, Malerei, Theater, Druck, Textproduktion oder auch in der Musik. So wird auch über verschiedene Kommunikationsmittel der Selbstdarstellung reflektiert und die Medienkompetenz sensibilisiert. Bei unserem Tweetup am 13.11. besuchen wir auch die Junge Kunsthalle mit einigen interessanten “Selfie-Stationen”.
    Beste Grüße vom Kunsthallen-Team

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