Holz an Erde, Erde an Holz

Weil es die Drehscheibe Viernheim bald nicht mehr in dieser Form geben wird, als Erinnerung an einen nicht immer einfachen Menschen und wider die fürchterliche “Berichterstattung” des Viernheimer Tageblatts zu einem Todesfall, wiederhole ich einfach diesen Blogeintrag vom Oktober 2006. Doch, das Leben geht weiter und ich werde wohl auch in dem neuen Timescafé Lyrik schreiben, still in der Ecke. Aber ein wenig Trauer muss sein. Um Werner, nicht die Drehscheibe. RiP.

Manche Projekte sind einfach nicht geeignet, um in der Blogstruktur abgebildet werden zu k?nnen. Deshalb swishte ich meinen “lyrischen Report” zu einer Ausstellung von Roland Schmitt und Bernd Gerstner, beide Heddesheimer Künstler, in eine eigene Site. Die Ausstellung wird zur Zeit im Bistro Drehscheibe gezeigt.

Sanfte Bilder mit dominaten br?unlichen Fraben waren mit Holz versetzt, perfekt auf die Innenausstattung der Drehscheibe abgestimmt. Dezent und doch anregend, manchmal sogar irritierend. Das macht das Holz, das noch mit Rinde in den eher ruhigen Untergrund palziert ist. Das sind m?nnliche Bilder, die fast die (weibliche?) Herbstdekoration schlucken, sie verspotten und doch liebevoll umarmen. Irgendetwas stimmte da nicht. Werner, der Wirt bemerkte wohl mein Erstaunen, ich musste gleich loswerden, dass hier wohl die aufregendste Ausstellung h?ngt, die seine heiligen Hallen je sahen. Und noch bevor er mir eine Einladung zur Ausstellungser?ffnung brachte, wusste ich, dass ich die Bilder lyrisch verwursteln wollte,

aber seht selbst im lyrischen Report

Ach, 2009

war ein Gutes. Es brachte Twitter und Begegnung, Begegnung, Begegnung in Interaktion, crossover….. Ich empfehle noch einmal diese Texte zu lesen, sie waren mir wichtig, wie vieles, was hier nicht steht auch. Nein, so ein Blog ist kein Tagebuch.

Drei Könige, der Gral und der Tempel des Merkur
Tweihnachtsmarkt
Hochdekorierter Dichter mit internationaler Auszeichnung
Lasst uns auch diesen Krieg behäkeln
Alle Texte zum Schlosspark Schwetzingen vom 4.8.09
als ob gesungen wäre
Kein Anfang kein Ende
Wein in Literatur und Film Teil 2
‘s ist mal bei mir so Sitte
Traumtanz
Nachlesen
Kurzarbeit, betriebsbedingt
Weinheimer Dreierlei
mikel in Marbach beim Friedrich
Pressemappe 2.0
Sperren
Der SchillerCode

Neujahrsansprache

Kurzmitschrift / Zusammenfassung / Vorausschau / 2001-2034

möglicherweise zum Wohle der Bürger Sie sich einstellen niemand stellt ein harte Zeiten große Familie nur zusammen Solidarität erhöhte Kosten wirtschaftliche Gründe Stützen der Demokratie Opfer für alle Befreiung von Abgaben Sie werden schon schaffen Wir werden Euch geben und nehmen und nehmen und nehmen und nehmen

besinnlich besinnlich besinnlich und Freude in Not GEBEN GEBEN GEBEN
wir nehmen, wir haben und nehmen wir haben und nehmen immer mehr /wohl volk

Die Geschichte von einem Christkind, St. Martin, Nikolaus und der Liebe.

St. Martin saß glasigen Auges in dieser Pinte kurz vor 5 Uhr morgens, sein letztes, schales Bier stand nur halb ausgetrunken vor ihm. Eher belustigt denn schockiert sah er zu, wie der Nikolaus herzallerliebst das Christkind abknutschte, mit den Händen überall, außer in seinem Sack. Seit 2 Stunden saßen sie jetzt hier, völlig abgekämpft von der schweren Arbeit als Heilige, Gutmenschvorbild und Xmess-Stresser. Nach dem Ende des eigentlichen Adventsgeschäftes war es besonders schlimm. Die trüben Dezembertage vergehen kaum, nach dieser völlig bescheuerten Zeitumstellung, wenn die Abenddunkelheit das Gemüt wie ein Virenhaufen befällt und der zweite Feiertag, samt anschließendem Urlaub noch so Fern ist. Da tat es gut, wenigstens gemeinsam abzuhängen. Seit Jahrhunderten gönnte er sich diesen Luxus, im letzten Quartal, zusammen mit Nikolaus, diesem Schwerenöter, der immer hübschere Dinger zu seinen Christkindchen machte. Seit ungefähr 120 Jahren ging er ihnen auch an die Wäsche, vor 40 Jahren wollte er sogar heiraten, aber der Alte ließ es nicht zu, sein Zölibat gelte auch als Heiliger weiter, na ja, man weiß ja, was dann kommt.
St. Martin als ehemaliger Bischofskollege von Niki wusste, wovon er sprach. Er hatte diese Saison mit einer Verkäuferin für Laternen angebandelt, was ihn immer noch ein Grinsen abrang, wusste sie doch nichts von seiner Identität, er freute sich sehr auf den heutigen freien Abend, den er in ihrem Bett zu verbringen gedachte.
Er tatschte Nikolaus auf die Schulter und dem Christkind auf den Hintern : “Auf lasst uns gehen, die Haia ruft”. Das Christkind zog den weißen Bart von Nikolaus aus seinem Dekolleté, gähnte herzhaft und murrte: “Das sach ich schon seit einer Stunde, komm Alter, nach dem Gefummel brauch ich das jetzt oder mindestens ein Bett unter dem Hintern”. Es kreischte gackernd auf, als auch Nikolaus ihrem Hintern Respekt zollte und sich ächzend erhob, die Last der 1700 Jahre in den Knochen. “Also denn,in einem Jahr, in alter Frische, dann geht der Scheiß wieder von vorne los”.
Das Christkind bekam große Augen und sprach: “Nein, heute lieben wir uns, wir zwei und Martin Christiane auch, den lieben langen Tag, samt der heiligen Nacht “. Der Nikolaus vergaß weiter zu grinsen und bekam Augen, wie vor 1800 Jahren, in Erstaunen aufgerissen und hörte weiter zu. ” Diese Liebe geben wir dann weiter, feucht, heiß, urmenschlich und deshalb göttlich, endlich mal göttlich und alle geschlechtsreifen Menschen werden sich lieben wie wir , in dieser heiligen Nacht”. Martin wollte laut lachen, bis ihm das Bild immer mehr gefiel und er ihm verfiel.
Nikolaus dachte nur kurz an den Chef und dann an die kommende Nacht. Und die vielen Menschen, die sich lieben würden. Es würde ein schöner heiliger Abend sein, der beste, seit 1000 Jahren. Er betrachtete voller Achtung dieses Christkind 2009 und bestellte zum Abschluss noch eine Runde roten Secco aus Lützelsachsen. Stumm stießen sie an und wussten, dass die restlichen Jahre hier vergnüglicher sein würden. St. Martin hatte den Verdacht, dass der Alte sehr wohl Bescheid wüsste, wenn er sich so das Christkind ansah. Und prompt zwinkerte es ihm zu und sang ganz leise “Halleluja alle Welt , liebt euch ihr Christen aller Orten, Gloria in exelcis…”
Josef, dem Wirt vom Beichtstuhl wars auch so recht, der Umsatz würde auch mit Secco stimmen und er betrachtete zum ersten mal seine schon ältere Nacht-Bedienung mit neuen Augen und freute sich auf morgen, auch wenn er weder an das Christkind samt den anderen zwei glaubte. Maria schaute ihm mit Augen, die schon so manche Auferstehung sahen, in die seinen, bis alles weihnachtlich erstrahlte.

Tweihnachtsmarkt

Nein, das braucht eigentlich keiner fäuletonistischen Überhebung. Nein, nein. Da trafen sich einfach ein paar Leute, um ein paar Glühwein miteinander zu trinken. Sie schreiben auf Twitter? Ja und? Doch war nett. @beingmenow hatte eingeladen (was heißt schon eingeladen, einen doodle aufgemacht halt) und es kamen @ichhebgleichab @eulenei @ElProgramador @enhesse @ritsch @weinpiraten und @kurzdielyrik.. Nach Trier, an die Westgrenzen der Republik. Nichts weltbewegendes und doch. Twitter, der große Hype, die Software, die Obama ins Präsidentenamt spülte (was natürlich nicht annähernd stimmt) hat 6 Leute zusammen geführt, die (in diesem Kontext gesehen) nichts weiter tun als 140 Zeichen mehr oder minder regelmäßig auf die Server des Anbieters in die Datenbanken zu versenken, aber irgendwann halten sie es nicht aus und all diese Fantasie-Namen wollten ins reale Leben, der Austausch sinnlich nachvollzogen werden, womit das Wort „besinnlich“ durchaus neue Bedeutung erhält.
Gut, das machen die Menschen schon seit sie die Boten den Tigris, den Nil oder den Yang-Tse mit schriftlichen Botschaften entlang jagten, doch, Mosel und Saar kamen erst später dran, doch, Ehre, wem Ehre gebührt, irgendwann mussten sie sich doch besuchen.Und dass dann ein Spassvogel den doodle missbrauchte, ja, siehe oben am Nil.
Natürlich gab es auch schon in den UrZeiten des elektrischen Netzes die UseNet-Treffen, die Foren-Treffen, was weiß ich und schon da konnten nicht alle kommen.
Das Besondere oder doch das unbesondere lag am Ort. Trier. Genau. Und was war Trier jenseits des römischen Erbes sehr lange, bewusst so angelegt? Pilgerstadt zum heiligen Rock. Heute noch. Bewusst so aufgestellt gegen die Sandalen Christi im nahegelegen Prüm. (Nein, ich werde jetzt nichts dazu sagen, kein Reliquien-Bashing heute, Köln hat ja auch die heiligen Drei Könige). Nein, keiner der Tweeties kam deswegen, was niemand daran hinderte im Dom den Altar des Rocks zu fotografieren und live davon zu twittern. Das ist natürlich neu. Das Netz, das Teilen, der Welt sofort offenbaren. Aber ansonsten? Was ist neu? Was unterscheidet letztlich ein Twitter-Treffen von einer Wallfahrt?
Und woher kamen die nicht Einheimischen oder doch Fasteinheimischen? Augsburg, römische Garnsion, fast solange wie Trier, Konstanz, römisch, Viernheim nahe der Civitas Ladenburg, Darmstadt Untertan der ehemals römischen Garnison Mainz. Global? Aber ja. Doch. Und die Reisen waren beschwerlich wie ehedem. 9 Stunden von Trier nach Konstanz. Wegen des germanischen Wetters.
Doch Trier hatte was, schon ein kurzer Blick in die Wikipedia genügt, wer sonst so alles kam, im Laufe der Zeit. Konstantin der Große, klar Kaiser dortselbst (das römische Trier hatte soviele Einwohner, wie heute, na ja, fast) samt ehrwürdiger Mutter St. Helena, die Wikinger (und damit meine ich nicht Wiki im Kino), Attila der Hunne und dann die Franken, unsere Vorfahren.
Ja und jetzt halt die 6 Twitterer.. Wie gesagt, ganz banal das Ganze. Ein paar Glühwein, Gespräche, ein Lächeln, Wurzeln für Freundschaften und Tweets, Tweets, Tweets. Seltsam oder? Seit dieser eiskalten Nacht an der Porta Nigra frage ich mich allerdings: Wie hielten diese Römer das aus in den trierischen Wintern, nur mit diesen Tuniken?

[update] Fast vergessen. Natürlich ist das römische Trier Unesco Weltkultur! Wie Speyer und Lorsch…[/update]
(Alle WeltKulTourartikel gibt es hier)