Ich war am Freitag zur Eröffnung des Neubaus der Kunsthalle Mannheim, die neue URL “kuma.art” gefällt mir klanglich und sie geht ins Gedächtnis. Eigentlich wollte ich gar nicht hin, hatte ich doch eine Jahreskarte gebucht, siehe oben, die richtige bekomme ich beim ersten regulären Besuch, mit Datenschutz. Aber morgen will ich zum Community-Abend des Liebieghauses zur Kentridge-Ausstellung. Das war eine gute Gelegenheit sein Werk “The Refusal of Time” in einem der Kuben nochmals anzusehen. Das war bereits bei der Voreröffnung zu sehen.
Bloggen wollte ich erst, wenn ich alleine dort war. Aber, da musste einiges aus dem Kopf, zeitnah beschrieben werden. Das hatte ich hier verpasst.
Gute Blogbeiträge gibt es bereits von
- Matthias Düsi, dem alten Kurpfalz-Blogger,
- der Heidelberger Autorin Esther Grau “Wiedereröffnung der Kunsthalle Mannheim #kuma”,
- Johanna im Stadtmagazin Maywayoflife “Offen für Neues – die neue Kunsthalle Mannheim”
- und Wera Wecker von der Online-Kommunikation der Hamburger Historischen Museen in ihrem privaten Blog “Kultur und Kunst” “Preview der Kunsthalle Mannheim”.
Die Kunsthalle selbst postete unzählige Fotos unter dem #hashtag “#kuma_open”.
Alle aus meiner Twitter und/oder Instagram-Timeline. Natürlich viele Gazetten und Rundfunkanstalten. Dort steht alles bestens geordnet und bewertet. Mir geht es heute um anderes.
Liest man die Texte zur Neueröffnung, auf der Website der Kuma, steht da erstaunliches. Zitat:
Mein erster Eindruck: Die meinen das ernst. Allein die Hängungen! Da hängt ein winziger Kaspar David Friedrich einem der monströsen Anselm Kiefers gegenüber. Skulpturen stehen einfach so im Weg, der erschossene Kaiser von Manet hat seine Kuma-Arena – die SAP-Arena ist eine andere Geschichte. :) – zum begucken. Das gibt irgendwann Ärger. Die Gralshüter der Aura werden gegen die Entmystifizierung ankämpfen, die Banalisierungsgegner mobil machen. Die Gazetten wieder geifern, wie ich schon einmal schrieb. Aber die Direktorin wirkt, als ob sie das durchfechten würde. Ich freue mich darauf.
Also ich soll mich beteiligen? Aber wie? Ich kann doch nicht meine Gedichte an die Wände nageln…
Meine Windungen begannen zu arbeiten. Als ich in Ruhestand ging, wurde gerade der alte Bau abgerisssen und im Jugendstilbau hingen die Bilder in einer “Arche”. Mittwochs abends und einmal im Monat den ganzen Tag kostete das keinen Eintritt, ich habe die “Karte ab 60” des VRN abonniert. Also hatte ich keine Extrakosten. So wurde aus der Zeitstrukturmaßname ein Ritual. Meist sah ich mir nur 3 Bilder genau an. Zwanzig Minuten Straßenbahn, ohne Umsteigen oder ein Ritt mit dem Rad. Das wollte ich wieder gezielter machen. 25 Euro die Jahreskarte. Da kann ich kommen, wann ich will. Aber ich soll ja partizipieren.
Da fiel mir die Aktion “#wirziehnfallera” der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe ein.
War es hier die Verlängerung der Ausstellung in die Umgebung mit eigenen Beiträgen, wird es hier mehr oder wenig lyrisch-textliches auf dem Blog geben. In der Kuma geschrieben, es wäre ja nicht das erste Mal.
Ich begann ja bereits wieder solche Versuche. Mit der Radiale.
Genau so etwas will ich im Laufe des Jahres immer wieder versuchen. Keine Bilder, nur verlinkt. Die Kunsthalle selbst hat wohl gezahlt bei der VG Bild, wie es immer wieder auf Instagram stand. Nee, nee, das ist nix für Rentner. Wozu gibt es die Onlineausstellung zum Verlinken?
Hier eine erste Probe. Gedankenwinden, noch am Abend getippt.
Flanieren?
Aber nein! Kein beiläufiges umher wandeln. Kein People-Watch. Oder wie nennt man das gender-neutrale insexistische Girls-Watch oder Boys-Watch? Die Kunsthalle war offen für alle, ist offen für alle. Oh, die in Mannheim meine ich. Sie ist fertig behängt, gestylt, geschniegelt und voller Menschen, die lachen, sich aus Versehen schubsen, Wege versperren, sich aneinander vorbei drängen, lächelnd, deutend, an die Wände. Treppauf treppab, hinüber, herüber. Alte Bekannte an den Wänden, aufregend neue, stehend, hängend, liegend, vor Publikum, mit staunenden Blicken einander äugend und die Wände, kurz Leuten zunickend, kurz plaudernd. Immer die Augen hoch in die Decken, hoch die Wände. Entzücken entsteht, die Füße schwellen. Wieder und wieder tickt mein Gehirn: Wanderschuhe tragen! Zu Feuerbach und Kentridge Wanderschuhe? Wandert man in Museen? Nicht trippeln, trotten, schlurfen, schlendern?
Hoch oben toben Bahnhofsminuten, dreht sich rasend im Atrium, oben im Dunkeln versteckt, zaubert Kentridge die Zeit. Zwei Stunden, nur um alles zu sehen in der Halle, in den Hallen, nein nicht wallen. Zeit vergeht an schwellendem Fuß. Wie nenn’ ich das? Lieber #hastag falle, falle mir ein! Ich schreibe gerne #lustwandel, #lustparken, #lustradeln. Was ist das hier? Nein, #wirziehnfallera war gestern. Was bleibt ist #kunstwandeln. Dürft ihr gerne auch verwenden. Bitte, danke. Es drängte #kunstwallen. Hinfort! Das ist kein Musentempel. Niemand striegelt hier die Aura, oder ist das einfach eine Neue?
Offen, mit Schrecken, Ängsten, Lachen? Mit App und online auch zu Hause weiterwandelnd?
Ich schaue zurück, denke an all die Ausstellungen, die ich dort sah, denke kurz an den alten Bau, eher an die Kunst, die ich dort sah, an all das Skurille, das Loch, an einen Partylöwen als Chef. Ich trauere nicht. So schön war er nicht. Nur der Balkenschweber fehlt mir ein wenig.
Aber das skurrilste für mich: Die Sonderausstellung mit der Sammlung des Jacques Outin, der dereinst als Räubermitglied, 77, meine ich, im Vereine auch mit mir las. Schaudernd dachte ich an die Verleihungen der Literaturpreise, wenn Herr Kutschker protzte. Und ich dachte, dass es gut ist, dass es kein Vetter-Forum mehr gibt. Herr Hector hat sein Geld mit Stndardsoftware verdient, niemand arisiert. Wir (fastalle) tippten in R2 oder 3, sind sie schon bei 4, Transaktionen gegen die ABAPS, den Dax zu loben, damit er die Kunst beehre. Oh hallo, ihr da. Das Geplauder. Twitter hing, das Mini-Twittertreffen fällt aus. Ich werde müde, der Durst quält. Der Geist schweift. Ich komme wieder. #kunstwandeln