De kurpelza Klong

Den Menschen, die das Uhne Ferz Konzert (deren Hauslyriker ich bin) besuchten schien es gefallen zu haben. Beurteilungen überlasse ich natürlich anderen, aber ich wollte schon immer ‘mal schreiben, wie das ist, wenn Texter Texte hört, deren Entstehung man selbstverständlich noch im Kopf hat, zu einem großen Teil sogar die Gefühlswelt beim Schreiben, die Überlegungen, Gedankengänge, all das was im Text auch weggeschnitten ist.


Die Form „Lied“ erfordert doch eine andere Schreibweise, obwohl ich gerade dort beim Dialekt den Endreim ablehne. In unserem (rheinfränkisch-pfälzischen!!) Dialekt besteht dann immer die Gefahr, dass die Assoziation zur Fastnacht zu hoch wird, obwohl es natürlich Schnittmengen gibt, aber Refrain muss sein, meistens wenigstens.
Aber dann wandelt sich der Text zum Lied, wenn Rainer ihn vertont hat, er wirkt dann vertraut und doch fremd, es ist etwas hinzugekommen, im Extremfall lässt die Melodie, das Arrangement den Text völlig anders aussehen, erhält Dimensionen, die vorher gar nicht da waren und dann wird das ganze vor wildfremden (und auch nahen) Menschen vorgetragen, die Vortragenden bringen sich jetzt auch ein, verändern noch einmal, fügen ihre Kunst hinzu, ihren Verstand, ihr erübtes Können, ihre Emotionen.

Du sitzt dabei, vollkommen unbeteiligt an der Vorführung und lässt die Reaktionen der Mitzuhörer auf dich wirken. Anders als bei einer Textlesung erhältst du tatsächlich emotionalen Feedback. Oft sogar differenziert verbalen, emotionalen. Die Menschen lachen, klatschen, zeigen grimmige Gesichter, grinsen, lächeln, singen mit. Irgendwann muss ich doch einmal einen Text während eines Konzertes schreiben und dieses Feedback in einer Art Endlos-Schleife auf die Zuhörer zurückschwingen, die alleine terminiert durch eine Industrieblende. Hhhm.

Besonders zu erwähnen: Gestern wieder einmal der Mary-Effekt. Romy singt nächsten Freitag ja im selben Hause „Marienlieder“, „Ave Marias“, als Hommage an das Weibliche in der geistlich-klassischen Musik, garniert mit Rilke-Marien-Gedichten. Als Schleife zu diesem nächsten Konzert singt Uf dann als letztes eines der berüchtigten Weihnachtslieder. „Maria, zieh de Mondel aus“, eine Persiflage auf den römisch-katholischen Maiandacht-Hit „Maria breit’ den Mantel aus“. Es stellt die Geburt Jesu als aus der Sicht des Joseph als Geburtshelfer dar. „Locker Mary, Locker“ und dieses anschwellende Glucksen im Saal, vor allem aus weiblich Mund, wenn er zum ersten Mal „drick, Mary, drick“ sprechgesangt, ist für den Textautor jedes mal wieder verblüffend. Vor allem, wenn das Lied dann in einer Gloria-Persiflage gipfelt. An dem Text ist nichts blasphemisch (was ich ja leicht bin, aufmerksame Leser dieses Blogs wissen das), nichts was der Lehre widersprechen würde. Einfach die Tatsache der Geburt leicht frechfrivol wiedergegeben. Es muss auf den Ersthörer eine sehr befreiende Wirkung haben.

War hübsch gestern. Klasse Publikum, wahnsinniges Ambiente, gute Stimmung und Woischorle und auf der Heimfahrt hat es trotz einiger Tropfen nicht geregnet.

Man beachte auf dem Bild: Uhne Ferz vor dem Wappen von Karl III, Philipp von der Pfalz, das in der Sakristei der Schlosskirche hängt!