Textgraffiti

Als ich von der Aktion auf Wolfgang Raufelders Wahlkampfseite las, (die ich als Co-Autor beim Blog Kurpfalznotizen.de mit den anderen Blogs der Kandidaten bereits mehrfach besprach) es gäbe eine Graffiti-Aktion hatte ich spontan den Begriff Textgraffiti im Kopf. Kennt auch jeder.

Susi ist doof oder Karin liebt Kemal. Bayern ist Scheiße. Es lebe die hedonistische Linke. Die dumpfrechten Sprüche will ich hier nicht erwähnen.

Hat jeder schon gelesen. Und ich wollte schon immer einmal ein Gedicht auf eine Mauer schreiben. Wie Luther seine Thesen ans Kirchenportal nagelte. Gemacht habe ich es noch nie. Wo auch? Aber da? Hhm. Ich habe nachgefragt und wurde eingeladen mal vobeizukommen. Mach ich!
Deshalb da:

  • 1. Ich bin ein sehr stilles Mitglied der Grünen in Viernheim, ich tauge nicht zum aktiven Politiker. Trotzdem wünsche ich mir einen grünen Oberbürgermeister in Mannheim. Diesen grünen Kandidaten. Ich kenne ihn nicht. Habe ihn bisher nur in Entfernung beobachtet, aber ich denke der packt das. Als Viernheimer wünsche ich mir einen grünen Oberbürgermeister, weil der OB von Mannheim wichtig ist für die gesamte Metropolregion. Jawoll, so was gibt es (Wolfgang hat es sogar in seinem Wahlstatement beim MM erwähnt!!, sehr gut das!). Gäbe es nicht diese blöden Ländergrenzen in der Metropolregion, dann wäre Viernheim heute ein Vorort von Mannheim. Also, wenn ich kann, dann unterstütze ich das gerne.
  • 2. Ganz egoistisch: Als Mitglied der Räuber 77 bin ich wenigstens einmal im Monat in Mannheims alter Feuerwache und anschließend im alten Bahnhof, bei Speis und Trank, aprésLit, sozusagen. Und mal ehrlich dieser Biergarten, siehe unten, soll unter den Bagger? Da baggert es wohl bei manchen nicht so richtig. Das Teil MUSS stehen bleiben! Jo, nicht nur für mich, ich finde auch sonstwo was zu futtern und zu trinken. Die Bar in der Feuerwache hat Charme und freies wlan, dem ein Blogger sich selten entziehen kann. Aber für die Neckarstädtler sollte dieser Verweilpunkt, dieser Kommunikationsknoten am Neckar erhalten bleiben. Definitiv!
  • 3. Ich wollte auch ein wenig für das Nischengenre Lyrik tun. Ein wenig mehr Bekanntheit schaffen. Das Genre in die Öffentlichkeit stellen, vom Geruch des “Genialen” á la Schiller befreien, ihr ein wenig frische Luft gönnen. Dem staunenden jungen Volk zeigen, dass auch lebende Menschen solche Dinge tun, wie Gedichte schreiben. Wobei für meine Lyrik gilt, was auch für Graffiti gilt: Das ist Geschmacksache.
  • 4. Außerdem bin ich eitel, heimlich eitel. Ich will tatsächlich für mich in Anspruch nehmen das Wort Textgraffiti erfunden zu haben und als erster angewandt haben. Obwohl das gar nicht stimmt. Das gab es schon immer. Es hat nur keiner so genannt. Schon Goethe hat sein Wanderers Nachtlied angeblich in eine Holzbank geschnitzt. Merkt ihr was? Ich füttere google. Des Bloggers heimliches Laster. Goethe, Michael Bauer und Textgraffiti in einem Blogging. Irgendwann wird das in den Tiefen des google-catch gespeichert sein. ;D
  • 5. Ich liebe Crossover. Genreübergreifendes. Neues. Ungewöhnliches. Mal sehn ob das die Graffiti-Menschen auch so sehn, wenn da solch ein alter Sack vorbeikommt und was von Lyrik faselt. Und ich wollte schon immer einmal solch eine Aktion live bloggen. Was ich mache, was die anderen machen, handyfotografieren, dokumentieren bloggen, schreiben halt. Die Feuerwache hat wlan, sagte ich das schon?

Der Biergarten des alten Bahnhofs zu Mannheim. im Jahre des Herrn 2007, am 31.5.2007 so gegen 17:46.


Biergarten Alter Bahnhof Mannheim

Graffiti bei mir daheim

Es dürfte nicht viele Zimmer geben, die graffitisert sind. Als meine Tochter noch in diesem Zimmer wohnte, lang, lang ist es her, haben ihr zwei Freunde, heute nicht mehr aktive Sprayer, ihr Zimmer verschönert. Heute wohnt unser Jüngster darin, dessen Erlaubnis ich besitze das Bild online zu stellen.


Graffiti bei mir daheim

Das ist zwar wunderschön, aber nicht zur Nachahmung empfohlen. Der Lösemittel-Gestank während der Aktion war unerträglich und im Inneren von Gebäuden ist das auch gesundheitsgefährdend. Überhaupt sollten sich Sprayer auch durch Masken schützen. Ökologisch ist das auch nicht gerade. Vielleicht gibt es Alternativen? Keine Ahnung. Eine Herausforderung für die Industrie oder ein chemisches Startup? Das wär doch was. Eine umweltverträglichere und gesunheitlich besser zu ertragende Alternative zu den Dosen. Oder gibt es das schon? Bin ich technisch nicht auf der Höhe der Zeit? Ausserdem, wer mag solch ein Zimmer neu tapezieren oder gar ganz aus der Wohnung ausziehen?

Graffiti in der Wikipedia

http://de.wikipedia.org/wiki/Graffiti

Graffiti, Einzahl Graffito, steht als Sammelbegriff für privat angebrachte Bilder bzw. Schriftzüge auf Oberflächen des öffentlichen Raumes. In seiner Vielzahl von Ausprägungsformen ist es für die unterschiedlichsten Zwecke instrumentalisiert worden. Das moderne Graffito ist ein zentraler Bestandteil der Subkultur Hip-Hop.

weiterlesen hier in der Wikipedia

Ist Graffiti Kunst?

JA!
Aber wie in jedem Genre gibt es Unterschiede. Es gibt grausame Nichtkönner, MeisterInnen und alles dazwischen. Aber ja, es ist eine Kunstform, Genre, künstlerische Ausdrucksform. Jedes Graffito ist Kunst, wie auch jedes Buch Kunst ist. Wie jetzt, es gibt Bücher, die keine Kunst sind? Ach nee, wo zieht ihr die Grenze? Handgemalte röhrende Hirsche auf bayrischen Bierseideln sind keine Kunst? Aber ja doch, es ist Kunst, auch wenn es so mancher nicht wahrhaben will. Es kommt immer auf den Betrachter an. So mag es Menschen geben, die Graffiti nicht mögen, es als pure Schmiererei ansehen und andere freuen sich über jeden bunten Klecks, der das ewige Grau der Mauern durchbricht. Aber es ist Kunst. Ob gut oder schlecht bleibt dem Betrachter überlassen, wie immer. Gott sei Dank gibt es in diesem Fach keine Hornbrillen, die pfeifenrauch-geschwängert in den Feuilletons die Deutungshoheit erstreiten wollen. Es liegt, wie gesagt, jenseits aller Fragen um die Legalität, im Auge des Beobachters, aber es ist Kunst. Definitiv.

Beispiel: Graffito von Philipp Pink am Kunsthaus in Viernheim.


Graffiti am Kunsthaus Viernheim

Auf Mauern kritzeln

werde ich demnächst. Einfach hingehen und auf Mauern krixeln. Textbasierte Graffiti.

Hört sich gut an, oder? Lyrisches Gepinsel mit dem Marker auf die Wand und ab ins Blog.

Die älteste Form (na ja, ich will ja nicht gleich MEISSELN, unsere Wände heute sind umhüllt, wegen des Klimas, genau!) trifft die gerade Neueste.

Öffentlichkeit von Kunst ist mikrolokal und doch global.
Da. Und gerade richte ich das Blog dazu ein.
Ich weiß noch nicht mal, ob die Graffiti-Menschen mich nicht wegjagen… lol

Aber einfach auf eine Wand schreiben. Ganz legal. Ein Traum. Ich werde berichten, nein singen davon…