Kaffee und Gurken

(ein Mini aus dem Jahr 2003/4? aber er passt heute so gut)

Kaffee und Gurken. Seit Jahren schon Kaffee und Gurken. Sie wartete darauf, daß etwas geschah, mindestens etwas mit ihr geschah, noch besser sie etwas geschehen ließe. Etwas mehr als Kinder sich verzeugen und gebären, Männer lieben, Diamanten durch die lauen Lüfte funkeln. Sie hasste Kaviar, diese dröge Fischlaichmarmelade. Seit Jahren schon ging sie jeden Donnerstag zu Aldi und kaufte Gurken und Kaffee, sonst nichts, man musste schließlich bei seinen Standards bleiben. Keiner ihrer Kinder, Männer, Cliquenweiber hatte es bisher bemerkt, wo denn der Kaffee herkäme, wo sie die göttlichen Gurken erstand. Es wäre ihr auch egal gewesen. Man hätte gelacht und es wäre 3,45 Tage hipp gewesen bei Aldi einzukaufen, aber nur in der Bromchtalwälder Strasse. Also kaufte sie weiter jeden Donnerstag Kaffee und Gurken bei Aldi und wartete, bis etwas geschah. Und es geschah. Ein Mann schraubte vor ihrem Auge ein Glas Gurken auf, setzte sich zu Boden und aß Gurken. Sie setzte sich neben ihn und zusammen aßen sie Gurken, bis die Essigbrühe die Kinnlade entlang lief. Ich bin schwanger sagte er, ging in die Kammer des Filialleiters und raubte die Kaffeemaschine in dem er ihn mit dem neuesten PC paralisierte, der Linuxversion. Sie öffnete jedes der 324 Kaffeepfünder und entnahm ihm eine Winzigkeit Kaffee, den sie in die Filtertüte aus dem Regal rieselte. Er rinnsalte Mineralwasser aus 234 Petflaschen Schlückchen weise in die Kanne. Und ein schwangerer Mann und eine saure Frau tranken Kaffee aus den Angebotstassen und aßen Gurken bei Aldi. Endlich war etwas passiert, hatte sie passieren lassen, hatte sie passiert. Kaffee und Gurken sagte er, nickte und verschwand, es war nicht weiter wichtig, denn sie wusste sie würde ihn immer lieben, samt ihrem Kind.

Märkte platzen 1-6

Marktplatz 1

Unter Pflastern
schlängeln Musen
treiben Worte
klatschen Sinn
Zukunft isst
Drei Gestern
Wer wird
sie war
Steine kopfen
Thusalem

Marktplatz 2

Taten sachen
fakten Wolken
rosa Hemden
lippen Hirn
Hauch regnet
brüstet Blick
wir tanzen
Lieder aus
Hanf und Kirsch
Weine frieren
heim

Marktplatz 3

Ketten schwer
geschweißt
geankert
perlen Tränen
treiben Augen
Blicke dackeln
Mini rockt

Marktplatz 4

wLan rattert
mittelt Alter
Lächeln streichelt
Werke fachen
Leben tropft
Geschichten
Städte türmen
werken Fach
Seelchen leben

Marktplatz 5

Bälle füßen
Palmen nullen
ligen Bünde
Meister qualmen
punkten Überzahl

Marktplatz 6

Atem schöpft
Geister wandern
Burgen bürgen
Schweben grinst
Zwei mü
über Grund
Sandalen singen
Liebeslieder
aus der Em Pe Drei

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live aus dem Montmartre Weinheim.

Über den Kitsch (was weiß die Natur über uns?)

hearing: Stigers – Your Mind is on Vacation (Live)

Ich kitsche Wolken
langsam zu Sommer
singe Moll zu Dur
ich weiß gestehe
Welten schlechten
Böse kriegen
Untergang
DENN NOCH
ich kitsche hauche
schäme nicht
die Spiegel
leicht kräuselt
der See die Enten

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Bild enstanden mit der HDR-App für Android Heute Abend am Viernheimer Waldsee geknipst, der Text scheint ein Heimat-Lied zu sein

Schleifen Betten zur Nacht

Schatten schleichen über die Finsternis, die aus den Fenstern der Lichter quillt. Die Angst aus Miriaden von Löwenzähnen geblasen, tanzt auf dem Rücken der Raupen, die einst schmetterten, im Bauch der Linge. Ich stülpe Schirme zu Tropfen, Regen soll ich mich. Tropfen saugen Dürre, scherzen, pfützen, wässern über den Mut. Willig pudel ich Wohl zu Nass. Edel sei das Alko und hol. Zwanzigtausend Schwalben fangen Sommer zu Fliegen. Mein Wohl seint sich zu Haus. Ich spriche Wort. Einst menschten Vögel. Schatten schleichen, schleifen Betten zur Nacht.

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Nach Westen zur Sonne : mein Rad

Unter Wolken
losen Grenzen
freien Sonnen
westen Grade

Räder treten
Ich von vorn
Kilo Meilen salzen
Mehr im Ozean

Dazwischen
Fließen & Rhein
Berge weinen Kerner
franco frei Chansons

Blaue Rauten weißen
Sehnsucht pfalzt
auf Nebenflüssen
weit weit West

Dort hin hinten
tritt tritt noch
zwei Kurbel weiter
weiter weiter weiter

Bild enstanden mit der HDR-App für Android Auf einem Agrarweg von Heddesheim nach Mannheim auf dem Fahrrad geknipst, der Text scheint ein Heimat-Lied im Aufbruch zu sein

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Däumling

Pfade
gehauen gelegt
getrampelt geschnitten
es wuchert wieder
Gestrüpp
über Dich

Schritte
daumen durch Pforten
geblättert
getrippelt
geraden
unendliche Schnitte

Aus meinen Zickzack
kurven Worte
aus Nichts gerundet
in Reihen und Glieder
Grün quillt Sehnen
welk in die Nebel

Bild enstanden mit der HDR-App für Android im Schlossgarten Schwetzingen, siehe hier

Hörner quallen

Septimen geigen über den Nonen, Hörner quallen in die Köchel. Flußgepanschte Butzescheiben schneiden zwischen die Zeiten Schnipsel aus Erinnerungen, die ich in den stillgelegten Ställen befreiten Hühnern stahl. Blasiert glacierte Klassenfeinde kandieren Kapitale unter die Zinstrompeten. Ob Daxe boen? Frau Dow küsst Herrn Jones, wie jede Nacht, saugt Renditen aus seinen Gliedern, speit Eurotaler über ihre Brüste aus Iban-Pins, grell-geschminkte Barcodes reitend. Segen palavern Schamanen Altäre in die Milchdrüsen der Müttertagsetagen. Mein inneres Kind tobt mollig über die Leitern in der Dur der Opernalpen. Worte schwimmen auf Hörnerläufen, singen Gedanken, verduften Vergangenheiten zu prall gefülltem Künftig. Walzer wanzen Vierteles, takten sich gar. Die Kondensstreifen der Mallorca-Bomber näh ich zu Schäfchen, wolke sie über dem Stress der fünften Geiger. Zahlen grab ich aus den Allegros, dauen sie Seide zwischen die Ballone der Videotheken, treibe Gefühlsstafetten durch die Olymps ungerauchter Serpentinen. Die Rosen pfingsten erdbeergleiche Salven aus Laune unter die taggeschwängerte Nächte aus Keit, der heiteren. Aus der Kiste, die mein inneres Kind einst in die Sande setzte steigt Glück aus Blasen. Meine Lächeln frieren sich zu Truhe, eisen die Gier zu Nacht. Mein Schwelg schminkt grüne Augen, die blicken. Leben fließt zu Ader. Ein Hauch treibt die Gassen. Hätte ich noch Seufzer, könnte ich Rädchen zungen. Lach mich zwischen die Sternchen, die Manschetten komponieren. Das All streikt in Dosen. Ich steige, kurz unter der Wolkendecke, die der Sommer stahl, harre ich. Wo bleibst Du? Du?

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Online-Pappmaché

Auf der Milchstrasse der grau-blauen Unken schnuppen Wildschwein-Clones Rosen-Sternchen aus Online-Pappmaché in die Sonneneruptionen der Windrädchen, die ein Suppen-Kasper-Interface aus gebrauchtem Twitter-Code von den Servern der Kongressbibliothek schnitt, dort wo unsere Worte ruhen und von unseren Fingerkuppen träumen, die sie in die Touchscreens und Tastaturen streichelten, sie feuchten, hauchen, sehnen sich zurück in unsere Zellen. #hashtags braten Fliegen über offenen Retweets, blöken Mutterschäfchen in den Schlaf der Gorgonzola-Tiger. Kastanienbäume kerzen Flashmobs in die Zeitflüsse des Charon, dort wo der Styx im Nebenfluss des Neckars moselt, rhein so rhein, das Wasser der ungesüßten Lebenspender, die uns Verlängerungen zwischen die Tage nächten. Graffiti singt Lieder aus gecracktem Beton in die Rinden der Nasenbunker. Dada tapeziert kreuzfidel C++ in die Semikolons der php-Dateien, kreischt Stille in die divs der teuflischen Css dadadadad, Geschosse aus sandgestrahltem html küssen die Knoten im Utrus der Paltinen-Busse. Festplatten stülpen Urlaub in die Ruinen der kalbsfüßigen Ruinen alter Floppy-Reader. Engelshaar kreuzt die Realität mit den Zyniken des politischen Betriebs auf Alpha Cenaturi, dort, wo die graublauen Unken schlafen, wenn die Milchstrasse von den Facebook-Ameisen gemolken wird. Ein Tag flattert über dem Mond, sichelt Gänsefüße “”””””””””” aus den Iden des Vormärz. Dadadadada, ich liebe, ach was.