Hast du mich gerade fett genannt?

THEATER ÜBER KÖRPERBILDER heißes medium:polylux Künstlerische Leitung Nora Graupner Dramaturgie Melanie Hinz
Musikalische Betreuung Stephanie Krah Assistenz/Technik Maria Gebhardt Produktionsleitung Maike Tödter
NTM 26.03.2015

Ich würde hier nie im Leben über dicke Frauen posten. Aber das war ein Stück im Rahmen des 2. Bürgerbühnenfestivals. Ja, ja ihr kennt die Url schon. Die Damen aus Hildesheim sind wohl nicht auf Twitter, sonst hätten sie den “running gag” meines Post-Titels in ihre Show mit eingebaut. Das war eine hübsche Revue, von mutigen Frauen, mit ihren Pfunden wuchernd. Und ich twitterte:


Ich will ehrlich sein. Das war der schwächste Beitrag im #buefest, den ich sah und doch habe ich mich 75 Minuten lang nicht eine Sekunde gelangweilt. Das hatte was und doch träume ich….. das könnte man doch mit Bulemie-Frauen, fetten Männern und den Schwarzeneggers (dessen Muskeln die Damen küssten) mischen. Die waren so gut d’rauf die Frauen und sie spielen doch gerne Theater. Das könnte man doch als 2. Staffel? Jetzt stellt euch vor, diese tollen Frauen und spitzentanzende Bodybuilder und all der ernsthafte Hintergrund, wenn sich Frauen, die nicht essen können mit den “Dicken Frauen” im Club…. Man wird doch träumen dürfen…oder? Sie dürfen dann wieder fette Chips ins Publikum werfen, dass auch die hintern Reihen, hey ich hab nix abbekommen! “Hast du mich gerade fett genannt” wäre doch ein Titel. Gibt es da in Hildesheim nicht auch so eine Staatsbühne. Hallo, rüttel…

Lücken

(oder die Rückkehr der Gretchenfrage)
(Keine Rezension, wie schon gesagt, sonder die Beschreibung meiner Wanderung durch die Welt der Bürgerbühnen, meine innere Theaterimmigration öffnend. Mehr davon gibt es hier.)
Vorgestern im Nationaltheater Mannheim im Rahmen des 2. Bürgerbühnenfestes “Die Lücke” vom Schauspiel Köln.
EIN STÜCK KEUPSTRASSE VON NURAN DAVID CALIS Schauspiel Köln. Ein Stück mit eigenem Blog, auf der Website des Theaters, da scheint sich einiges zu tun in Köln, zwar mit nur wenigen Einträgen, aber immerhin!
Meine Begeisterung musste ich natürlich gleich meiner Twitter Timeline mitteilen.


Das war wirklich großes Theater! Eine hervorragende Arbeit von Nuran David Calis. Muss ich mir merken, den Namen. Er steht auf der Website des NTM nicht als Autor, sondern als Regisseur, tritt zurück hinter das Text schaffende Kollektiv. Partizipatorisches Theater. Es war erregend zuzusehen, wie das Schauspieler-Dreigestirn sich auf die Keupstraße begibt und lernt. Zuletzt die Wut der Keupstraßenbewohner teilt, sie vorantreibt, schier verzweifelt an der staatlichen Dummheit, Borniertheit, dem Rassismus in Staatsanwaltschaft und Polizei, der unglaublichen Arroganz des BI, der früher die RAF verteidigte, der Verzweiflung an dem Staat im Staate der vielen Geheimdienste, die scheinbar nicht von der Politik kontrolliert werden können. Die Lücken in der Erinnerung der Geheimdienstler vor Gericht, der Lücke in den Akten, die geschreddert wurden, die Angst, dass angesichts diese absurden realen Dramas um die NSU-Morde, die nach 10 Jahren noch gefühlt zwölfzig Untersuchungsausschüsse beschäftigt, die im Nichts wühlen, dass das große Vertuschen auf eine viel breitere Bewegung schließen ließe. Man hat da in Deutschland ja eine eindeutige Vergangenheit. Lücken weiterlesen

Kreuzweg

Ich male Muster
mit bunter Kreide
auf die Kreuze
für die Sklaven
die der letzte Legionär
der VIII. Augusta
auf der Via Montana
neben dem Mithras-Stein
unbenagelt vergaß
als Dyonisos rief

Ich bin Baal in Mannheim, Barmherzigkeit Schwestern, Karlsruhe my love.

ntm_bandAm Bürgerstammtisch des Werkhauscasions war nur der Wimpel mein Kumpel, im Theatercafé des Nationaltheaters waren Plätze für die Spieler reserviert, die da der Theatermächtigen harrten, aber nach 3 x Theater war ich einfach zu müde, obwohl ich zu gerne herausbekommen hätte, wer für das Schauspiel Dortmund da twitterte… Ich rede immer noch vom 2. Bürgerbühnenfestival im Nationaltheater Mannheim.

Wie hier schon erwähnt auf dem Suchen nach der Bürgerbühne meine nächsten tapsigen Schritte….

Sorry Volkstheater Karlsruhe.. ich sah nur ein paar von den 100 Dokumenten 2 Stunden (verteilt an 2 Tagen) von 24, das Finale zuletzt und nun ja, vielleicht lag es auch daran, dass ich nach der Qualitätskontrolle und vor dem Baal nichts damit anfangen konnte. Eine tolle Idee war es auf jeden Fall. Dem MM hat es wohl gefallen. Ich hätte vielleicht nachts kommen sollen, aber so. Naja und der KSC hat auch verloren… :)

Aber dann Baaaal vom Toneelgroep Oostpool. Rotzfrech und jung, so alt die DarstellerInnen, wie der Brechtebert sintemals, als er es schrieb. Sehr episch, wie der Herr es später für sein Theater befahl. Die Regie mit der Jugend der Darsteller spielend, sie dem Text gegenüberstellend, der fast „altklugen“ Sprache Brechts. Spöttisch die Vorabentschuldigungen wegen der sexistischen Inhalte, das Beklatschtwerden zu Anfang. Den Woyzeck im Brecht relativierend, man goss den Schnaps über den Kopf, keiner/in soff wirklich, niemals hätten die Darsteller irgendjemandin vergewaltigt oder „geschwangeret“. Zu was auch, man wundert sich körperlich, hei, das geht doch eigentlich auch im Einvernehmen, was hatten die aber auch Probleme so kurz nach Weltkrieg 1. Regen aus dem Sprengler und aufgehängte Zelte, ein großes Bühnenbild. So viele Vorhänge hat das Schauspielhaus, man sieht sie ja beim offenen Bühnenwahn sonst nur noch selten. Es gab deutsche Übertitel zum niederländischen Geschehen. Irgendwann schaute ich nicht mehr hin, lauschte der Sprache, ohne genau zu verstehen und hörte den Rhythmus von Brecht, sich selbst suchend, lyrische Epik. Das war auch gut geschauspielert. Sehr gute verkaufte Abendunterhaltung! Doch das war Theater! Würde ich mir gerne noch mal ansehen. Ja! Was heißt eigentlich Bürger auf Holländisch?

Und jetzt der Trailer zu „Komm in meinen Wigwam“. Genau hinsehen, das ist lustig, darauf hatte ich mich soooo gefreut.


Verbindung zu Youtube erst nach dem Klick.

Und das war es dann auch. Es gab Bravi für ein tolles Darstellerteam. Für grandiose Kostüme, süffisante Choreografie, trotz einer arg dünnen Textgrundlage, seltsamer Dramaturgie. Die Gags ungefähr auf dem Niveau der bespöttelten katholischen Wortakrobatik. Sorry, das Popelding war einfach ….. blöd. Leute, da waren keine Experten des Alltags zu Gange, das war spätpubertärer Sakristeischwulst. Unreflektiert. Confiteor: Ich war Obermessdiener und Jungscharführer, Zeltlagerleiter und bin heute Heidenkind, eine Karriere, wie es sie zu Zigtausenden gibt. Ich kannte diese Schriften aus eigener Erfahrung und glaubt mir: Das war alles noch viel furchtbarer, die Schriften! Die Dia-Vorträge nicht vergessen.
Das war aus den 50igern und ihr habt das mit dem James Last der 70iger gemischt. Ich weiß, in Dortmund gerne mal digital und so gemixt…
Wie in der Kirche selbst wurde alles nur angedeutet, ein paar seltsame Pornoplakate waren peinlich, nichts wirklich angepackt und der Lächerlichkeit preisgegeben. Das war Theaterkarneval, so irgendwie. Leute, in den 60igern nahmen wir Messdiener das Leuchtfeuer zum Grill anzünden und für die Joints. Der Kaplan war mit seiner Freundin dabei, mit 5 Flaschen geklautem Messwein und Sir Jagger brüllte bei der Messdienerrunde nach seiner Satisfaction. Sorry, das passte nicht zu meinen Erinnerungen und ja, der Sacro-Pop, den ihr da belächeltet, war auch aus den 70igern…und warum war da jetzt genau die Augsburger Puppenkiste schuld? Ach so ja, das mit dem Lattenpeter verwurstelte ich schon vor 30 Jahren in einer szenischen Büttenrede.. Gab es den rheinischen Katholizismus in Dortmund nie?

Hhhm? Wenn ihr mit der gleichen Truppe und anderer Regie spielt, sagt Bescheid. Ich käme dann noch einmal.

Auf Twitter hätte ich wohl Folgendes gesagt: Eine Bürgerbühne aus Dortmund, die den BVB nicht erwähnt kann ich nicht ernst nehmen. #buefest

Ich habe es unterlassen zu twittern. Mea maxima Culpa.

Jetzt kommt dann noch die Lücke, dicke Frauen und die Mischpoke. Ich halte euch auf dem Laufenden.

Qualitätskontrolle: tl;dr: Geiles Stück mit Gedankendruck

screen_qualitaet Dies ist keine Theaterkritik. Sowas findest du anderenorts, du kennst dich ja aus.
Einfache Gedankenketten, die Theater auslöste,sind das, ich möchte sie aufschreiben, für mich. Wer daran partizipieren möchte: „Bitte schön“, sagte schon der Hasencäsar, das war schließlich Bürgerbühne, partizipatives Theater und ich schreibe hier als Experte des Alltags. Was auch immer ein Alltag ist. Oder gar ein Experte. Aber ich traf gestern eine Expertin, die ihren Alltag demonstrierte.
Qualitätskontrolle
NTM 21.03.2015 18:00
Qualitätskontrolle | Rimini Protokoll | Konzept/Text/Regie Helgard Haug und Daniel Wetzel | Bühne/Licht/Videomapping Marc Jungreithmeier |Bühne Marco Canevacci (Plastique Fantastique) | Video/Videomapping Grit Schuster | Musik Barbara Morgenstern | Dramaturgie und Recherche Sebastian Brünger | Produktionsleitung Heidrun Schlegel | Mit Maria-Cristina Hallwachs; Timea Mihályi und Admir Dzinic
Der Link zum Trailer. (Ist so markiert, dass man es nur dort abspielen kann, aber der Klick rentiert!)

Kein Schauspieler könnte das so darstellen. Aber es brauchte auch Theaterexperten dies auf die Bühne zu bringen. Qualitätskontrolle: tl;dr: Geiles Stück mit Gedankendruck weiterlesen

Knall rattata und dieses Bumm

Das Mannheimer Geräuschorchster #1
SZENISCHES KONZERT FREI NACH EDGAR ALLAN POES »DIE MASKE DES ROTEN TODES« – URAUFFÜHRUNG VON UND MIT 100 MANNHEIMER BÜRGERN
Künstlerische Leitung Anselm Dalferth / Johannes Gaudet Video Thilo David Heins. 20.3.2015 20:00

Meine Wiederannäherung an die Welt des Theaters geht weiter. Die Bürgerbühne(n) gilt es zu erforschen. Aufmerksame Mitleser hier kennen das schon. Zwischenzeitlich mutierte ich ja zum Mouseclicker und Teile meiner Wanderung finden sich im Theaterblog. Es gab also Workshops hier und hier, ich besuchte einen Spielklub und eine Produktion der Mannheimer Bürgerbühne. Überall traf man dabei Menschen, die einem geheimnisvollen Geräuschorchester angehören. Gedanklich schlich ich um dieses Phänomen. Die Opernsparte des Parsifaltempels holte gewöhnliches Volk auf die Bühne des Opernhauses, wo sonst Walküren und Aidas toben? Ich konnte es mir nicht vorstellen. Amateure in der Oper?
Gestern eröffnete nun dieses Geräuschorchester das 2. Mannheimer Bürgerbühnenfestival. (Über dieses wird hier in den nächsten Tag noch zu berichten sein.) Die schon bekannten Gesichter des Orchesters fanden sich wohl verteilt und ja. Das war ein Nackenverrenkstück. Überall waren sie die Bürger. Auf der Bühne die Elektroniker, die Loops in den Opernhimmel schickten, in den Logen Menschen mit allerlei Instrumenten, kaum zu erkennen. Von hinten klang es, als ob die Oper demonstrieren wolle, dass die 3D Sache ja schon sehr lange ein alter Hut ist. Nimm das Hollywood. Im Orchestergraben natürlich. Muss man gesehen haben. Der Trailer des NTM gibt das nur schwach weiter, weil das auf Video nicht geht.


Verbindung zu Youtube erst nach dem Klick.

Irgendwann kam dann Uwe Topmann auf die Bühne. Vom Schnawwl, dem Kinder- und Jugendtheater. Man mixed da so einiges in Mannheim. Mühelos füllt er mit seiner Bühnenpräsenz das große, fast ausverkaufte Haus. Er spielt eine Horrorstory von E.A. Poe. „Die Maske des roten Todes“. Kann man hier nachlesen, wir netzen hier ja.
Wie die Bürger ist er überall, flüstert, schreit, erzählt, filmt in den Orchestergraben, verschwindet, erscheint auf einer Loge, liest von weit oben im Gestühl. Scheinbar überall, natürlich mit Bühnennebel eingedampft. Zum Schluss eine Flugnummer quer durchs das Haus. Jeder Kletterwaldbesitzer wäre neidisch. Knall rattata und dieses Bumm weiterlesen

Oh da, da Poesie: Baumsteig

Und wieder ereilt uns der Tag der Poesie. Auf der Leipziger Buchmesse hat man sich diesen März ja auch poetisiert und wenn man den Gazetten glauben darf ist Jan Wagners “Regentonnenvariationen”, zumindest in Mannheim vergriffen. Ein eBook davon gibt es auch nicht. Das könnte ja nicht vergriffen sein.
Wenn das Volk aber darbt, dann springe ich doch gerne ein. Bitte schön. Mikelbowert Euch!
Baumsteig als pdf einfach so zum poetischen Download.

(83 lyrische Texte auf 87 Seiten 164 kb)

Wir singen nur Sonnen

Ursprünglich erschienen am 27.10.2010

Auf Twitter gestern Abend, ein Bild, von einem iPhone aus einem Bus eingefangen, von @ichhebgleichab. Und es könnte jede Stadt sein. Scheinbar kalt, abweisend, grau und doch, ich mag die Städte… Lichter, die Wärme versprechen, manchmal und spontan schrieb ich ins Bild. Hunderte Kilometer entfernt.

Erlaubnis von @ichhebgleichab ist erteilt. Doch, doch, man kennt sich. Das Netz und die großen Städte sind oft weniger anonym, als die vordergründige Standard-Interpretation des Bildes glauben macht…und gute Wünsche reisen mit.