Ladenhüter

Ladenhüter. Ich stelle mir da immer so eine Art Wächter vor, der mit Flammenschwert vor dem Laden steht und aufpasst. Das wird wohl an meinem Vornamen liegen. Michael. Der Wächter vor dem Paradies. Die Innenstadt von Viernheim könnte einen brauchen. Keinen Erzengel, nein, einen Ladenhüter, der die Läden behütet, dass sie nicht entfleuchen. Die Erosion der Innenstadt ist ein langer, schleichender Prozess, der wohl jetzt langsam dramatische Züge annimmt. Immer mehr Geschäfte schließen, die Umsätze sinken ins bodenlose und keiner hat ein Patentrezept um die Erosion aufzuhalten. Auch die höchsten emotionalen Wellen pro oder kontra Fußgängerzone halfen nicht, keine City-Gemeinschaft, kein gar nichts. Die Euros fließen, wenn überhaupt, draußen am Stadtrand, rund um das Rhein-Neckar-Zentrum. Um so mehr freut mich die Aktion „Ladenhüter“. Ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Viernheim, der City-Gemeinschaft Viernheim, des europäischen Fotozentrums und des Kunstvereins Viernheim. Der Ansatz des Projektes zu Hinterfragen, ob denn die Leerstände wirklich so schlimm sind ging mir die wie Öl den Hals hinunter und so erwanderte ich am 14.05.2005 die Stationen der Kunst entlang und war hellauf entzückt. So viel Überraschendes im altgewohnten, verschlafenen Viernheim. Als ob ein frischer Wind geweht hätte. Ich setzte mich inspiriert in die Drehscheibe und schrieb zu jeder Location meine Eindrücke nieder, als lyrische Prosa komprimiert, an einem Stück und sprach sie auf einen uralten Kassettenrekorder, bastelte eine Website darum und legte ein neues Blog an. Ich wählte die „Vännema Sproch“, was sonst, welche Sprache wäre geeigneter? Die Überlegungen, wie denn nun solch eine City aussehen könnte soll doch auch in 14 Tagen weitergehen. Was man nicht alles in einer Innenstadt machen könnte. 1983 handelte unser Musical „Singe beim Babbln“ schon davon, suchte nach dem Viernheimer Nachtleben, ließ die Kirchtürme und die Denkmäler sprechen. Die kreative Suche nach dem Sinn einer Innenstadt, mit Witz und Verstand ist doch ein Anliegen. Und es geht ja schon voran. Elektro-Schlemmer, was ja bei Gott KEIN Leerstands-Geschäft ist, hat bereits ganz witzig reagiert. Kurt Arnold stellt seine Gemälde zu preiswerten „Ladenhütern“ und Skulpturen einer Kollegin. Wenn das kein Anfang ist. Die Verbindung von Geschäft, Arbeit und Kunst, jenseits einer all zu billigen Sponsorei (nichts gegen Sponsoren, gell, billig dixit) gilt es zu erforschen. Ich möchte da schon ein Scherflein beitragen, wenn es denn gewünscht ist. Also lege ich dieses Blog hier auf. Kommentieren kann man/frau leicht. Aber ich biete auch Co-Autorenschaft an. Eine mail an cityhueter@mikelbower.de und wir kommen ins Gespräch darüber. Ein Weblog über die Innenstadt von Viernheim, aus KÜNSTLERISCHER und NEUGIERIGER Sicht. Während ich diese Zeilen in die Tastau rschlenze frage ich mich gerade, ob irgendwer dies wohl je lesen wird. Egal, aber angefangen hab ich mal, oder? Alla hopp, loss die House waggln, baby. Wir werden sie hüten die Läden, oder was auch immer es zu hüten gibt.

Ladenhüter

Klick

Mein neustes Werk. Lyrische Annäherung an ein Kunstprojekt in meiner Heimatstadt Viernheim. In leer stehenden Geschäften stellen Künstler aus, installierten, projezierten. Eine Website als Feedback mit angeschlossenem Blog. Also mir gefällts und ich bin gespannt, ob sich je eine Reaktion zeigen wird. Ich bin schon skeptisch, schließlich lebe ich mit ein paar Jahren Unterbrechung seit 53 Jahren da. Wenn auch die letzten 20 Jahre jenseits der Autobahn, näher der Kurpfalz zu. Lol.

Hett äh aa sou in Kabidalischt, wu Haischregge frisst?

Also, mä sin mit unsam arg zufriere, seid dä unsa Kondo abgrast hewwe ma werklisch koa Haischregge mee im Kiehlschrong, awwa aa schunschd nix meh. Oan Doud muss ma hald schderwe, gell? Awwa, wia sisch dursch de Kiehlschrong gebisse hot, unsan Kapitalischt, im schwarze Nodla mit Bissnessschuh sellene Schwaze Knaza, also gell, des war schun e Fraad. Es is doch aa sauegal, dass ma aa vonnehä schun koa Haischregge im Kiehlschrong ‘katt hewwe. Sou in Kapitalischt im Haus is alle mol ebbes wäd, alla bis donn. De Kapitalischt riefd, was is des vo in Monn….

Verlegungen

Panzergläser aus abgetriebenen Kriegen
funkeln zwischen den Dünen
heilige Wüsten rüffeln uns durch die Jahre
Die letzte Seite von Omas Bibel
ausgerissen und mit verfaulten
Tränenresten gefüllt rauchen wir
auf dem Hackklotz sitzend
wärmen uns in den Oasen
kalte Winter wieder und wieder auf

Die SA im Schulhouf un dem Uroba soi Haisl

Mä solld denne junge Galtzkepplscha, wu sou gän wia Nazis wään, mol vorbabbln, wie des do geglunge hod, woann de Ortsgrubbefiehra uffm Balgon vun den Schillaschul de Friehschbord in de SA-Uniform gegrische hod, un wie schee des waa, wonn de Fähnleinfiehra in den Hidlajugend oam zum hunnadschde Mol hod schdähle wolle, in de Pidz dord newwam Kerwebladz. Mä solld denne Affe mol Schdiffl wichse losse, awwa was reij isch misch sou uff. S’deed longe mol de Uroba uffm Hochzischbild mit SS-Uniform zu zeige un wia des Haisl do de Jurre dem Schorsch vun de Badei abfuggad hod, va e paa Ebbl. Un vo allem sollde die Obas vazeile, wie se sisch gscheemd hewwe. E Weil long. Hewwe se ned? Aa doch, hoamlisch. Alla doann.