Geisterspiele und Violinen


(Alle Bloggings zur Mannheimer Sommermusik gibt es hier!)
Eigentlich wollte ich den Sonntag mittag zu Hause verbringen. Nach einem Fahrradritt nach Mannheim (steht alles dort!) und dann sah ich dieses Plakat in der Schlosskirche hängen. Dingler, Dingler, Dingler? Genau, das war die junge Dame, die vor 2 Jahren per Mail ihren Bruder bei den Kurpfalznotizen promotete und deren (my)Blog ich eine Weile mitlas. (Sie hat es passwort-geschlossen). Also blieb ich und habe es nicht bedauert. Gar nicht. Auf ihrer Homepage sind zwei Musikbeispiele für Charles Dancia, dessen Duo Brilliante auch am Sonntag das Konzert eröffnete. Hört selbst! Nun bin ich kein Musiker, der all die Feinheiten eines Konzertes beschreiben könnte, ich kann nur beschreiben, was Musik in mir auslöst.
Das habe ich eingeschlossen. Im hintersten Winkel meines Hirns und irgendwann wird es frei werden und in Worte münden. Heute jedoch nicht. Das Fußballspiel liegt noch dazwischen. Ich war auf jeden Fall beeindruckt. Schwer beeindruckt. Vor allem gefiel mir, dass lebende Personen, junge Komponisten gespielt wurden. Die unselige Trennung zwischen Klassik und neuer Musik erst gar nicht angesprochen wurde. Sogar eine Uraufführung gab es: „Äquvivalenztheorie für 2 Violinen“ nach Robert Filliou, von Lisa Streich war dabei. Hei, Robert Filliou, Dokumenta 5, meine Dokumenta und Fluxus. Und das war KEIN Hurz. Ganz und gar nicht. Erstaunlich, welche Töne einer Violine zu entlocken sind, wie man Violinen bearbeiten kann und doch alles wohl-klingend ist. Und dann kam der Hammer: Musik 2.0 waberte durch den Barockbau:
Marie-Luise erzählte, dass das Geschwisterpaar Lisa Streich irgendwo bei einem Wettbewerb – oder sagte sie Workshop- , auf jeden Fall beim musizieren getroffen hätte und dann via Internet, bei einer Art StudiVZ für Musiker, Kontakt gehalten hätten und nun könnten sie endlich die Komposition Lisas spielen. Wie cool ist denn sowas. Und einen Schritt weiter gehen die Dinglers: Auf ihrer Homepage verjagen sie endgültig die blödsinnige Trennung zwischen E und U-Musik und schreiben einen Kompositionswettbewerb aus, für den sie noch Sponsoren suchen.

Ein Reißer, ein Knaller, ein Superhit, ein Stück, bei dem die Leute staunen, schluchzen, lachen und jubeln. Keine „schwere“ Kunst, aber auch kein Billigheimer. Holt euch das Beste aus Pop, Jazz, Tango, Oper, Operette, Klezmer, Soul, Blues, Minimalmusic, virtuoser Violinmusik (Paganini, Wienawsky, Sarasate), etc

Das ist das, was die Musikwelt braucht. Vernetzung, gegenseitige Unterstützung, Möglichkeiten schaffen (wie die Mannheimer Sommermusik es ja auch tut). Ich bin begeistert!

Und statt einer Konzertbesprechung ist dieser Artikel eine Netzgeschichte geworden. Noch mehr davon? Marie-Luise Dingler auf myspace und in einem Musiker-Forum, Christoph Dingler auf myspace (sowas HAT man als Musiker heute, netwahr). Und warum Bockenheim? Nun gut, Bockenheim ist immer gut, meine Preis-Gemeinde!Und dann sind sie auch noch Teil der neuen Mannheimer Hofkapelle und spielen demnächst in Heidelbergs Heilig Geistkirche. Womit sich meine Schleife zum Artikel auf den Kurpfalznotizen schließt.

UPDATE: Also nach dem Kommentar von Marie Luise steht fest: StudiVZ ist doch für was gut. Da werden Konzerte gemanagt, tauschen sich Komponisten mit Musikern aus. Gut so!
Und hier nun das offizielle Myspace Konto des Violinen-Duos und dann extra die Blog-Url.

Wenn der Herr Murdoch von Myspace auch Nicht-User in den Blog-Kommentaren zuließe hätte ich da jetzt auch was kommentiert! :