Ich schreibe viel

und denke nach. Nur um mich mal wieder zu melden. Über Wahlkämpfe, zum Beispiel. Über das Plakate-Unwesen, obwohl ich demnächst selbst helfen werde, welche aufzustellen. Über Info-Tische, über Kandidaten-Diskussionen. All diese unnützen, unwirksamen Dinge, die nur gemacht werden, weil sie schon immer gemacht wurden. Ich freue mich auf die Bloglesung nächsten Samstag. wahrscheinlich werde ich hauptsächlich neu geschriebene Sachen vorlesen. Mir dämmerte nämlich, dass ich ein netz-affines Publikum haben werde, vielleicht. Dann könnte ich endlich einmal Netz-Satire schreiben und lesen. Zur Zeit sitze ich an einem Märchen. Hanau ist ja die Geburtsstadt der Brüder Grimm. Anlesen gefällig? Bitt’ schön:

Es war ein mal ein Blogger.
Einst, zu Olims Zeiten, als er noch ungebloggt durch das Leben tanzte, war der Blogger ein fröhlicher Mensch, der sich wie weiland der Taugenichts im kühlen Grund von Rohrbach, durch das Leben pfiff und gewährte, wenn nicht Gott, so doch diversen Damen lächelnd seine Gunst. Über seinem Haupte schwebte das Lorbeer der Kultur, las er doch einschlägige Gazetten wie die Zeit und die Frankfurter Allgemeine, oder andere Literaturen, war Mitglied im Orchesterverein, wie auch dem Kunstverein. In regelmäßigen Abständen von ca. einem halben Jahr äußerte er sich in einem Leserbrief in seinem Heimatblatt zu aktuellen Vorgängen, wie in einem der großen Blätter zu kültürell-wüchtigen Thämen. Und dann passierte es. In einer der Gazetten las er, dass übles Volk, sogenannte Blogger, böse Dinge schrieben, für ohne Geld das alles, das Abendland, die Kultur und die Gazettenzunft vernichtend, in diesem Augiasstall des Internet, dort wo die Terroristen mit den Pädophilen schwarze Messen feiern und illegale Piraten Musik und Filme pornografieren. Blogger? Sogar Schriftsteller sollten dort, sich nicht schämend, fröhlich für ohne Geld der Schreibsucht frönen und Präsidenten gar.

DAS musste er sich ansehen, denn der Präsident im fernen Amerika wahr ihm ein sympathischer.

Seine Bibliothek bot einen Internetplatz, den er auch für die 3 privaten emails im Monat benutzte, von seinem aufmüpfigen Neffen in Übersee. Mühsam tippte er, alle zwei Tippfinger einsetzend, die Internetadressen in den Browser ein, nein er wusste noch nicht, dass so etwas Browser hieß, aber er würde es bald wissen. Und was las er da? Da zog solch ein widerwärtiger Blogger über seine Lieblingswochenzeitung her? Beleidigte den Chefredakteur, pöpelte die Literaturredakteurin an, die früher so gekonnt den Bachmann Preis jurierte, schrieb vom toten Holz und dass es bald keine Zeitungen mehr gäbe, weil die Journallie faul sei und unfähig. Er war empört und konsterniert. Er machte sich Notizen, das wollte er doch in einem Leserbrief der Menschheit kund tun. Seine Lieblingsaushilfsbibliothekarin (die Stadt konnte schon lange nicht mehr alle Angestellten entlohnen, also war bürgerschaftliches Engagement gefordert), der er auch gerne seine Gunst gewährt hätte, würde sie ihn dazu ermuntern, kam vorbei, lächelte ob seiner ungewöhnlichen Erregung (nein, nicht das, wo denken Sie nur hin, doch nicht in einer Bibliothek, nein, nein,

Mehr wird noch nicht verraten. Kommt aber am Samstag natürlich auch hier im Blog.
Zur Zeit hänge ich an der Stelle mit dem Heidelberger Appell. Kommt noch nicht gut. Schreib ich morgen weiter. Doch, ich habe schon mehr Märchen geschrieben. Ist eine nette Übung. Kann ich empfehlen.