Nach dem Schirnbesuch (ich berichtete) war ich gestern noch im Museum für angewandte Kunst. Kaum Menschen darin und so liefen die Aufpasser mir hinterher, sie hatten wohl Angst ich würde einen Mac stehlen. Die Ausstellung iKosmos zeigte nämlich allerlei iKram. Gut zusammengetragen und auch die kurze Zeit der Computerwelt dargestellt. Disketten, Bänder, Dinge, die man heute fast gar nicht mehr kennt.
Berührt hat mich aber die Ausstellung “Traditionelles Kunsthandwerk aus Koyôto”. Drei (japanische?) Frauen erprobten auf dem ausgestellten Bett Zeremonien, angesichts der Ereignisse mutete das als ein trotziges Weiterleben an, gar nicht museal, topaktuell.
Und dann das Städel. Das wird umgebaut und zeigt eine “Chronolgie der Bilder.” Einfach 288 Bilder aus dem Bestand in der Reihenfolge der Erstehung. Von Nr. 1 Orlandi bis 288 Daniel Richter. Eine sehr entspannte und wohl deshalb so spannende Zeitreise durch die Kunstgeschichte. Keine Erklärungen, keine Deutungen, Daten der Zeitgeschichte an die Wand gepinselt, die Bilder durchnummeriert und in einem Heftchen die Künstlernamen, Erstehung, Entstehungsdatum und Bildart. Keiner störte sich daran, dass ich fotografierte und twitterte. Sehr im Gegenteil. Während ich IN dem Museum war kam ein #ff (eine Freitagsempfehlung, den Tweeties manchmal abgeben, irgendwem zu folgen) des @staedelmuseum für mich wegen Retweets auf das Smartphone. Das ist nicht wirklich wichtig, aber nett. Man hat den Eindruck, dass in diesem Museum die Besucher willkommen sind und keine bösen Störenfriede, die nur Unfug im Hirn haben. Nach dem iKosmos und dem Kyoto-Kunsthandwerk war ich über das Bild Nr. 94 “Deutscher Meister um 1620, Vanitas-Stillleben mit Totenschädel, Wachsstock und Taschensonnenuhr, Holz, erworben 2007. Inv. Nr. 2336” doch sehr verwundert, dieses Taschensonnenuhr sieht aus, wie ein CD_Player, das ganze Bild als ein Kommentar zum vorherigen Museumsbesuch. Ich lief immer wieder zu diesem Bild, aber nach einem Gedicht dazu war mir nicht, als Kommentar zu unserem derzeitigen medialen Umgang mit der Welt spricht es nach fast 400 Jahren seine eigen Sprache.
Doch, im Städel fühlte ich mich wohl, auch ohne den #ff der/des Twitter-MenschIn. Lag wohl auch an dem entspannten Personal.
Sachsenhausen war wie ausgestorben anschließend. Die Bembelkneipen gähnend leer und so floh ich ins Domcafe und trank dort einen der besten Apfelweine, die ich kenne. Bio-Apfelwein von Matsch&Brei. Und würden die Twittern, bekämen sie ein #ff.