Nicht alles ist ein Zauberspiel

Dianne Case
Nicht alles ist ein Zauberspiel
Roman
kalliope paperbacks Heidelberg 2006

Aus dem Englischen von Bettina Weiss

Titel der Originalausgabe: „Toasted Penis and cheese“. Ein schöner Titel, warum nur wurde er in der Übersetzung nicht gewählt? „Getoasteter Penis mit Käse“ ist doch viel erfrischender als das eher tröge: „Nicht alles ist ein Zauberspiel“, was zutiefst „pädagogisch“ klingt. Ist das deutsche Publikum zu prüde oder die literarische Welt? Formulierungen wie „ihm einen blowjob geben…ich berührte mich“ deuten auf vermutete Prüderie hin. Manchmal hätte ich doch gerne den Originaltext zum spicken gehabt. Dabei ist es ein hübsches Buch, flüssig geschrieben, gut lesbar.
Eine Frau verliert ihren Mann an eine Andere und findet sich dann doch selbst in ihrer Liebe zu einem HIV-positiven Millionär und der sexuellen Erfüllung in der Masturbation mit Gurken. Klingt vulgär, ist es aber nicht. Das Buch ist voller hinterhältiger Emotionen und lässt den Leser daran teilhaben. Der langsam quälende sexuelle Abschied vom Ex, mit Rückfällen, das Suchen nach Männern in der Umgebung, dem Schwager, dem Schulfreund der Tochter, alles unerfüllt. Nur eine „halbe“ Vergewaltigung nach einer Party.
Das ist keine große Literatur, aber gute Unterhaltung mit Tiefgang. Vor allem ist es ein frauliches Buch, das Mann viel über weibliche Sexualität lernen lässt, der Sexualität von Frauen um die Vierzig, die mit ihren Hormonen, der verletzten Psyche, ihrer Rolle als Frau und der Fähigkeit sich selbst zu lieben hadern, kämpfen sich arrangieren. Auf Dauer leicht nervend ist der literarische Trick „Gedankenfäden“ in Dialoge mit dem guten und dem schlechten inneren Engel aufzufangen.

Ein Buch, das man gerne liest, aber nicht gelesen haben muss.