Kokolores

Während der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, begegnungsreich wie selten, hatte ich eine Begegnung der besonderen Art. Wibke Ladewig, mir bekannt als @sinnundverstand schenkte mir einen Ansteck-Button mit der Aufschrift “Kokolores”. Ich durfte ihn mir sogar aussuchen, es gab auch noch einen anderen Anstecker, aber dessen Inhalt habe ich vergessen, so sehr hatte mich von der ersten Sekunde an, der Kokolores in den Bann gezogen. Das ist doch Kokolores, oder? Der Duden sagt es würde bedeuten: Unsinn, Unfug, Getue, Aufheben. Hhm. Entschuldigung Duden ben Konrad. Das ist doch viel mehr. Klar hat das zunächst einen negativen Touch, das ist doch Kokolores, wie der norddeutsche Bildungsbürger zum Rosenmontagszug sagt, oder zum siebten Bier beim Twabendessen. Dieser BB würde auch zu mir sagen, wenn ich ein eBook zu Amazon hochjage, sei kein Narr. Genau, das ist doch Kokolores. Und wenn ich dann erwidere, dass ich gerne einmal Narr bin? So närrisch über den Zeitenlauf, der gerade katastrophiert, so närrisch drüber laut zu lachbrüllen, verschämt zu kichern und ihm meine ganze Lebenslust entgegen schreie, auch wenn das wie ein Blues daher kommt. Komm wir machen Kokolores. Klingt gut, oder, in seiner hinterfotzigen Ernsthaftigkeit? Ein dunkelgrüner Button mit den Worten Kokolores und wortweide.de. Wortweide, die Webseite mit dem Zeppelin, direkt vom Ulmer Münster gestartet, so scheint es, dort wo die Worte auf der Startseite Ballon spielen, von Wort Agenten zum spielen gebracht, von Wortpaten gehütet. Ich bin ein sehr schlechter Agent dort, ich verbrauche fast meine ganzen Worte für meine Geschichten und Gedichte, aber den Zeppelin über den Worten aus Ulm, wer weiß, vielleicht kommt auch einmal ein Ravensburger geflogen, den schaue ich gerne wolken. Und dann war auch der Messerummel leichter zu ertragen, der große, nicht der kleine, liebenswert verrasselte. Mit stolz geschwellter Brust, den Button am Kragen, durchstreifte ich die Hallen, vorbei am charmant sinnentleerten Tiefgang erleuchtenden Willemsen und strahlte innerlich: Kokolores und verstand ihn deshalb auch ein wenig, nur ein wenig. Kokolores schrieb mein Button dem Lobo zu winkend, der wandelnden Litfasssäule, nur mit sich selbst darauf, den König der Intellektigkeit gebend und verstand ihn schon ein wenig mehr. An all den Literatürern , den Wichtigern und den Lichtlein wie mir und der Button strahlte Kokolores aus. Selbst der selbst ermannte Kandesbunzlerkandidat einer einst mächtigen Arbeiter-Partei ward der Kokolores zu teil, man konnte es später im Spiegel erschmidten. Alles war Kokolores und leicht, pardon, es war easy, wie der Kokoloreser sagt. Ein Wort zieht um die Welt. Ko-Ko-Lores, ein Wort das eines Liedes bedarf. Vielleicht schreibe ich es einmal, falls man es mir überlässt, dort auf der Wortweide. Falls jemand fragt: Nein ich weiß nicht, woher es kommt, das Wort, niemand weiß das. Es ist das letzte, großkokolorische Geheimnis. Das ist doch Kokolores, gell?
Gewidment all denen, die mit @sinnundverstand Firlefanz zu Kokolores trugen, zwischen all die Deckel der Buchen.

Feuchgemehlte Ausstechformen

Morgen spielen sie wieder Geister, verehren die Götter der Vorfahren, deren Namen sie längst vergessen haben. Der Tod wird allen Heiligen geopfert, die Seelen beschworen, die Fegefeuer brennen zur Nacht in die Novembernebel. Eigentlich sind doch alle fest in ihrer Religion verbunden, egal welcher und doch werden jährlich mit steigenden Dunkelstunden die Geister beschworen, die schon unsere Vorfahren, die Säbelzahnjäger in die Mammuthäute ritzten. Ist es nicht egal, ob es denn Heilige, Propheten oder was auch immer sind, die der Gebete heischen, damit die Angst schwindet, wenn die langen Nächte der Museen und der Nebelräumer drohen? Die Geister aus den Monitoren schnitzen uns Figuren, die kein Kürbis je darstellen kann. Blut aus Nichts rinnt ohne Schmerz über weißgetünchte Leere. Die Furcht schlägt Haken ohne Sand zu wirbeln. Die Furcht ist vermarktet, findet Niederschlag in den Kostümen, die Discounter standadisieren und wer sich nicht fürchtet, dem widmet sich dann echte Gewalt. Ich pflüge Vogelstimmen in die Staubarchive des letzten Sommers, ziehe Spinnennetze über mein Gemüt, tauche tiefgefrorenes Lachen in die ungeweinten Tränen aus pittoresker Kürbisschnitzerangst. Litaneien werden sie opfern auf den Gottesäckern, den Heiligen huldigen, die Seelen beweinen und der Tod sitzt mit mir am Wirtshaustisch, schimpft gotteslästerlich wie alle über seine Arbeitgeber und dass ihm seine Arbeit weiß Gott keinen Spass machen würde und dann lacht er über mein amüsiertes Gesicht und brüllt, nein Dich hol ich dieses Quartal noch nicht, vielleicht. Und dann fällt mir ein: Der Geist der Kürbistöter lebt in Deinen Suppen, die ich so liebe. Morgen singen die Ängste wieder Headbanger-Lieder aus den Hitparaden des letzten Jahrtausends. Die Basedrum peitscht Leben in die Nebel. Meine Elfen des nächsten Frühjahrs schminken ihre Einhorndosen für all den Sternenstaub, der sich sammeln wird im Tann, wenn die Jogger nicht mehr die Wälder segnen mit ihren Schritten. Mein Gelächter schwebt in den Nebeltropfen, die auf den Kuchenblechen der Weihnacht kondensieren werden und dann schreibe ich wieder Mandeln in feuchtgemehlte Ausstechformen. Der Tod lacht und murmelt sein tägliches Vielleicht.

Sag nicht immer Rilke zu mir

Der Sommer war nicht groß
bewahre, frag meine App
Wetter, Mann
und die armen Großkatzen
in Paris, im Zoo
was weiß ich ob
es Panther waren
oder Löwen
und in Paris war ich nie
never ever dieses Jahr
was sollte ich auch da?
Aber ich knackte heute
eine Walnuss, wurmlos
direkt unter diesem Baum.
Küssen, wie kommst Du
auf… ach da war das?

]

Zur Poetologie eines Tyrannenmordes oder wie kotzt es sich denn so

Zu Tode gebombt
in die Kanalisation
gelyncht zu youtube
geblutet wie sich das
wohl anfühlt für die
Mächtigen die sich
einst suhlten in seinem
Geld aus Öl geboren
und wir Macher der Dinge
wie alle die Revolutiönchen
die seine Kalaschnikows
küssten und mehr

und die Sun wie die
Bild die Kloaken
Europas siegten
wie immer auf
Seite Blut Eins
selbst die TAZ

wann wohl wieder
abgeschlagene Köpfe
auf Stadtmauerzinnen
über den Galgen baumeln

wie in den Games
und auf historischen
Fantasy Märkten

Nein ich wusste
keine bessere
Lösung
Nein
nei
ne
n

Regen auf dem Rad (8°+)

Wolkensamen in ultramarin wandeln über die Exkremente der Einhörner und Drachenprediger. Fahrradelfen kutschen unter den Zitterpalmen zu den Küssenschlachten zwischen die Quinten im Takt. Im Bonsai der Zwetschgentrolle prallen Pflaumen. Mein Ich pflügt das heimliche Meer der Katerstiller. Kleine Giganten tauschen Stühlchen, knutschen auf gebrauchten Karriereleitern. Entzwergt gellen Riesen in die Ewigkeiten der Kataloge der Necker, Ottos schnalzen Zungen. Hirne quetschen Kommoden. Hinterbrillchen schwanen zu Hals. Wolkensamen fallen. Heim.

Geruggld

Mein Beitrag zum 59. Pfälzer Mundart Dichter Wettbewerb in Bockenheim / Weinstraße Diesmal war ich nicht auf dem Treppchen wie 2007, aber allein der olympische Gedanke zählt)

Nunnageruggld vum Hondduch
gewälzt iwwa der Ronze
houchgschdemmd uhne ins
Gras zu beiße, awwa uff die Zeeh.
Ennuna geloffe on de See,
die Badehous houch gezohe
un uf des Brett druffgebossld.
Oalauf genumme und voll die
Arschbomb wie sellesmol.
Weggeguckt hewwe se
die Englwaiwa un gegiggld
Was issa wia poinlisch de Oba
wonna soinere Neie imboniad.
Nunnageruggld ufs Handduch,
de Ronze in Reih gewälzt,
des Glitzan in doine Aache
und des Gewieha vun doim Lache.
Waiwa, isch sachs eisch
wonns die ned geeb….

Ein Nachbetrachtung gibt es hier….