Mammae und der Geist der Weihnacht

(Zur Erklärung des Titelbilds hier entlang)

Der Geist der Weihnacht schwebte über ihr, aber sie kannte sich aus.

Sofort öffnete sie ihre Bluse und zeigte ihre Titten. Der gesamte Aufsichtsrat klotzte. Die Mammae wirkten. Es überraschte die Herren immer wieder, dass auch Quotenfrauen, wie die halbe Weltbevölkerung, Brüste hatten. Sie hob ihr einziges Kind aus der Krippe und stillte es. Nur eine Krippe zur Ablage stand man ihr zu. Die Verweigerung der industriellen Nahrungstechniken in zwölfmillionsten Varianten, musste sanktioniert werden.

Es blitzte, die Sterne lachten und kreischten in den Monitoren der Seifenoper-Industrie.

Der Geist schwebte und war voll beladen. Er hatte einen Auftrag. Es war seltsam. Die vorgeschriebene Warnung hatte Verspätung, ach was Engel. Was wusste er schon. Eine Jungfrau, die stillte?

Der Geist schwebte, er war autonom, KI-autonom. Er entschied und befruchtete. Nicht die Frau mit Kind, aus tausenden Bildern der Museen bekannt.

Er kam. Virtuell, klar, rein geistig und schnell.

Verkopft die Herren, ohne Uterus und all dem Kram, empfingen im Hirn. Sie wussten um Zeus und Athene. Mann war ja gebildet. Und sie wehrten sich auch. Dachten an den Heiligen Dax und ihre selige Offshore-Konten.

Aber der Geist lies nicht locker. Tausende Handelskammern hatten ihn geschaffen. Jungmänner im Hirn waren dran. Emanzipiert. Sie empfingen und bewahrten die Gefühle im Herzen. Sie gebaren ein jeder aus seinem Kopf einen hell erleuchteten Rentierbullen, ein hell erleuchtetes Reh und den Wasserfall aus hell leuchtenden LEDs. Es schmerzte nur leicht, die Frisuren hielten. Alle Liberalen der Erde wedelten Luft mit ihren Aktien, die Chöre des Dax sangen Lieder aus digitalen Weisen. Nur die Quotenfrau ließ ihre Brüste im Freien, zum Schutz vor diesem Geist, viele Millionen Frauen taten es ihr gleich.

Auch die Ministerpräsidentin, die mit zwei Ministerpräsidenten den Aufsichtsrat besuchte um die heiligen Geburten anzubeten. Ihre Geschenke würden erst geliefert werden, wenn der jeweilige Nachtragshaushalt beschlossen worden wäre.

Aber der Geist der Weihnacht war erregt, nein nicht sexuell, er hasste die Brüste der Frauen und befruchtete die Köpfe der Männer immer wieder, immer heftiger. In nicht übersehbarer Menge quollen die LEDs in die Welt, eroberten Windows und Balkonen, die Nadelbäume in den Gärten und Wäldern, die Kakteen in den Wüsten , die Eiszapfen an tausenden schmelzender Gletschern.

Die Menschheit fürchtete sich sehr, kleine Puppen, rot gewandet, kletterten umher, versuchten die LEDs zu fressen, aber nichts half.

Erst als dieses Lied der Heimkommwilligen erschallte, das die Radiosender on Air und im Netz kabelten, ließ das Kind in der Krippe ein Schrei erschallen, griff magisch nach dem Geist und töteten seine Algorithmen auf dem inneren Board, schleuderten all die Gebete der letzten zweitausend Jahre, gespeichert im Herzen seiner Mutter in dessen diabolische Speicher. Ein heiteres Rauschen erquickte den Urbi samt Orbi. Die LEDs dampften in die Himmel, fütterten die Sterne und Monde.

Dankbar packten die Frauen ihre Brüste wieder ein, hörten auf zu frösteln, zwinkerten sich zu und tranken das Wasser der Vernunft.

Die Ministerpräsident*innen taten, wie üblich, als ob nichts gewesen wäre und schliefen mit ihren Presseerklärungen, ließen prüfen, in Ruhe.

Der Aufsichtsrat entließ den Vorstand und befahl dem neuen die Entlassung von 10000 Mitarbeiter*innen.

Das Kind in der Krippe schloss wieder die Augen und wusste es würde seine Kräfte noch brauchen, denn im galaktischen Nebel eines neuen Dezembers wuchs wieder ein Geist.

Seine Mutter beschloss ihn vorsorglich zu stillen. Der Aufsichtsrat bemerkte es nicht.

Weihnachten live! Auch der Stream abgesagt.

… geht dieses Jahr Montag los. Langsam kommt die Truppe zusammen. Wir machen das jetzt schon seit 3 Jahren. Living Christmas. Wie Big Brother, nur live, im Stall meines Bruders, der nach der letzten Schweinepest und der Butterkrise alles hinschmiss und eine Landautorenschule führt. In 2 Wochen zum fertigen Landroman. Land ist in!

Dabei sah es nicht gut aus, bis zur letzten Minute war unklar, ob wir das Projekt auch dieses Jahr durchziehen sollten. Im Netz, gestreamt, live. Via Fatzebuch, Simsta oder Utube.

Gabriel wollte diesmal als hl. Geist auftreten und mich real schwängern, das heißt nicht wirklich schwängern, aber mit mir öffentlich schlafen, pädagogisch, mit Gummi.

Sagte ich schon, dass ich Mary heiße und Maria spiele?
Ich wurde bissig. Spukte und trat. Ich dachte nicht daran jemals wieder mit Gabriel zu schlafen, ob als Engel oder Geist getarnt, das war vorbei, all over now, baby blue. Ich liebe Josef und ich liebe ihn, wie ich will, so oft ich will, wann ich will, von mir aus auch im Stall, aber dann wäre doch die Story am Arsch, oder?

Sagte ich schon, dass mein Mann Josef heißt und Joseph spielt? Ich musste sehr grob werden und Gabriel raten, er solle sich seine Flügel anziehen und Vöglein vögeln, wenn er denn könne. Er wurde abgelenkt, ich nehme an, eine der Hirtinnen hat ihn abgelenkt, wir haben keine Hirten, wir haben Hirtinnen, nein das ist nicht feministisch, im gleichen kurzen Gewand, wie in den Standard-Krippenfiguren, bloßen Schultern und manchmal mehr, Sex sells.

Und dann geht es Montag wieder los.

Wir versammeln uns im Stall und spielen die Weihnachtsstory bis zum 24. Live improvisiert. Verkündigung (das macht Gabriel sehr anzüglich und mit hämischen Gesichtsausdruck zu Josef hin, SUPER macht er das).
Diskussionen ob wir heiraten sollen oder nicht, Eifersuchtsszenen, die dämliche Volkszählung und der schwule Herold, auch im Laientheater muss ein Schwuler dabei sein! Die Reise nach Jerusalem, mit Stühlen, so als Gag, die Herbergssuche, diesmal als Beherbergungsverbot getarnt, die Geburt ohne Kreißsaal, die heiligen 3 Könige, samt Gefolge, der Kaspar natürlich ungeschminkt, alles mit Kamel von einem Zirkus zurückgelassen. Die Geburt natürlich abseits hinter dem Heu, nur verbal.

Außer Gabriel, Josef und mir sind das alles Komparsen aus diesem unsäglichen Kaff hier und keine KINDERARBEIT, wir verwenden eine Xmas-Puppe aus Vietnam. Im Background singt der gemischtreligiöse Kirchenchor ein Weihnachtsoratorium.

Die Viecher stammen aus den Restbeständen meines Bruders, auch die Hühner und Gänse, samt Kamel.

Living Christmas. Das bringt’s. Ernährt uns schon 3 Jahre lang. Nachts kostet der Eintritt sogar 35 €. Bezahlen die Spanner, die sehen wollen, was denn Josef mit Maria wirklich treibt.
Das ist hart, nix zu treiben 24 Tage lang. Aber wir haben ja auch 2 Stunden am Tag, zum Duschen und so. Von 11-13 Uhr pausiert living Christmas, bis zum 24.12.
Guckt ihr? Ist für lau, der örtliche Christbaumverleih sponsert das Ding? Dann singen wir auch, Halleluja.

Im Foyer sollte es dieses Jahr Döner auf dem Felde geben. Von den Lämmern der Hirtinnen und am 22.12. Kamelbraten. Aber das geht virtuell ja nicht, besorgt es doch selbst, für zu Haus.

Wie, was. Verschärfung? Wir haben doch Masken und Abstand und wir streamen doch. Trotzdem. Jetzt fällt Weihnachten auch noch aus.

Dann halt eine Passion zu Ostern. Live! In einer Kirche. Gar im Dom?

Meerkatze, Corona und Albino Christkind. Advent im Museum I.

Sound auf den Ohren beim bloggen: Weihnachts Jazz Café.
Zum Titelbild: (Der deutsche Meister, Plakat zur Dürerausstellung mit Kerzchen, eingebaut). Huch! Das ist ja unbezahlte, nicht verlangte Werbung. Dies ist keine #digkv, nur einfach ein kommentierter Amateur-Besuch!

Tweetup #duerer im @staedelmuseum

Es weihnachtet sehr. Es wird gestritten, wieviele Menschlein nun dürfen oder auch nicht, oder ob überhaupt. ManFrau kann sich dem kaum entziehen, selbst die Kanzlerin warnt, zu recht, wie mir scheint. Aber wohin mit dem gelockten Hintern? Der Kitsch rinnt in breiten Strömen aus den Christmas-Filmelein der Streamer, kübelt tonnenweise Deko ins Hirn. Wie immer schert sich niemand* um den eigentlichen Sinn des ganzen. Geflüchte gibt es nicht. Weltweit, sag ich euch, weltweit. Alles ist zu, einsam grinst der Grinch in die Ruh. Mir kam da eine Idee beim Bloggen. Hier fügte ich Bilder aus der Online-Ausstellung der Pinakotheken ein:

Fußball, Tussis, Angelus


Warum also nicht auch andere Online-Sammlungen besuchen, die viele ihrer Bilder unter CC BY-SA 4.0 lizensieren, damit ich sie Euch hier zeigen kann. Es gibt viel zu sehen, dort, auch die Werke, die gerade nicht ausgestellt sind oder ausgeliehen. Keine Sorge, die Aura geht nicht kaputt und ihr dürft alles ganz alleine betrachten. Lasst den Kunstvermittler*innen ihren Feierabend. Also fürchtet Euch nicht.
Die Digitale Sammlung des Städelmuseums:

Screenshot von der Webside des Städel. Click ins Bild zur Sammlung
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Ungeleugnet. Das Protokoll. Tag 16.

Draußen das Grau schränkt sich ein, kein Nebel soweit. Ich schränke nur noch in diesem. Jene mit den Sommerhemden schränke ich ein. Die langen Unterhosen weinen, sie werden wohl auch in diesem Winherbst 4.5 keine Haut unter sich spüren. Gleichmütig ziehen die Tage aneinander vorbei. Nichts wirbelt, schlängelt unter die Betten. Im Netz brüllt mir das Leben entgegen, angeblich, ich leugne es fast. Zu sehr wirkt es als ob es ein Stück von Shakespeare wäre, antepostdramatisch. Unfähig die Regie, falsch besetzt die Maskierten. Undeutlich, als ob.
Das Grauen gerinnt in die Kontaklosen der Einsamen Lotterie der schwingenden Singellinge*lings.

Ich koche, ich esse, ich schlafe.

Morgens, wenn die Autobahnen erwachen und Treibstoffe entpusten, katalysiert, laut ins Universum, mich kein*er erhöht, erhört, hüpfe ich die Gänge entlang, auf die Betten, zwischen die Stühle. Nichts lockt mich down. Die Fenster lächeln grau-sam und zählen, entlang der Straßen, die Nasenbären und Kinnschützer, wie es das Gesetz der Nazis und Leugner befiehlt.

Hier drinnen keine Kämmchen.

Alle ¾ Stunde spiegle ich im Großen, vor dem eingeschränkten Dreitürer. Er spöttelt: Ja es gibt dich noch, Gott, den es vielleicht gar nicht gibt, sei Dank und deinen kranken Nachbarn auch.

Morgen suppe ich wieder und kuschle mit Übermorgen, die kleinen Masken toben. Ob sie mich Gassi führen werden?

Laut singe ich dem Radio vor, es spielt mich zurück.

Die demogratisch-autarken Direktorintendanten entanalogieseren sich, spezeln das System, stampfen den Gleichschritt in die digitale Relevanz, wieder, bis zum nächsten Heirassadei.

Ich schränke sie ein. Zu all den Kontakten, vergraben in den Tiefen meiner festen Platte.

Platt bin ich und satt, dass Grau nebelt noch immer nicht in den Lichterketten, die sich noch verstecken.

Nezsefix wimmert Barbaren in linguam latinam. Dies ist der Weg.
Per omnia saecula saeculorum.

Fußball, Tussis, Angelus

tl;dr: Alter weißer Mann parliert zu Erinnerungskultur für Frauen und fragt sich, ob das je jemand zu Ende liest. Viel zu lang, nix wirklich Neues. E-gal.
Titelbild: Bodenplatte im Speyrer Mariendom.

Mein Beitrag zur Blogparade #femaleheritage

Blogparade #femaleheritage der Stadtbibliothek München
Was fällt Euch spontan zu Frauen und Erinnerungskultur ein? An welche prägenden Frauen erinnert Ihr Euch? Welche weibliche Persönlichkeit ist vergessen und sollte Eurer Meinung nach wieder aktiv erinnert werden? Wir von der Monacensia im Hildebrandhaus laden Euch zur Blogparade „Frauen und Erinnerungskultur #femaleheritage“ (Laufzeit: 11. November bis 09. Dezember 2020) ein. Gemeinsam mit Euch möchten wir Frauen in der Erinnerungskultur präsenter machen und das Bewusstsein für ihr Werk und ihr Wirken stärken. Rückt ihre Leistungen und ihre Bedeutung für die Gesellschaft in den Fokus, löst Euch dabei von den gängigen, binären und polarisierenden Weiblichkeits- und Männlichkeitsklischees. Wir freuen uns auf Eure Sicht zum Thema!

Was mir spontan einfällt?
Was zum Teufel, äh, für die Genetzten “wtf”, ist “Erinnerungskultur?” Vor allem wie und wo findet sie statt? Nur in akademischen Zirkeln, in Zeitschriften und Archiven? Dort, wo die Kanons nicht gesungen, sondern in Aktenordnern (und sei es elektronischen) versenkt werden? In den Backlists der geheiligten Verlagswelt, den Archiven der Museen? Erinnerungskultur? #femaleheritage, weibliches Erbe? Im Alltag? Jenseits der offiziellen Archive? Allgemeine Erinnerungskultur. Gibt es. Dies soll mein Thema sein. Fußball, Tussis, Angelus weiterlesen

Thomas Klauder traut sich, hurra!

Titelbild: Rathaus Viernheim aus meinem animierten Gedicht: Träume aus Beton. Ich finde grad nix anderes, aber um dieses Rathaus wird es wohl auch gehen.

In diesem unseren Städtchen tut sich doch etwas.
Noch vor ein paar Tagen saß ich auf einer Bank in der tristen Fußgängerzone vor dem Kunsthaus (dem einzigen Ort in dem einigermaßen regelmäßig Dinge passieren, die mich interessieren, siehe den vorletzten Beitrag) und meditierte laut über den Umstand, dass die CDU, als stärkste Kraft, einen FDP-Politiker als Kandidat ins Rennen schickt und somit der aktuelle Bürgermeister wohl in seine 5. Amtszeit gewählt werden wird. Nein er ist kein Böser, aber langweilig. Nach 25 Jahren Amtszeit. Viernheim ist bekannt für sein Einkaufszentrum, diesen Bombensammler und dem Kinomörder, sonst nix. Egal.
Also Willkommen Tristess. Aber nein. Heute in der Zeitung die Meldung: “Thomas Klauder will Bürgermeister von Viernheim werden.”
Ein Grüner, aber weit weg vom Klischee. Doch. Wohl spontan entschieden. Grüne halt. Noch kein Programm, keinen Plan.
Aber ich traue ihm das zu. Ich habe ewig nicht mehr mit ihm gesprochen, was wohl an meinem stillen Rentner-Dasein liegt. Macht mal voran Leute! Das Zitat von Thomas unterschreibe ich gerne: “Ich will nicht 30 Jahre lang denselben Bürgermeister gehabt haben.” Aber das reicht noch nicht ganz, aber ich weiß, das kannst du.
Ich will jetzt nicht auf seine Firmenwebside verlinken, aber wozu hat er hier im Blog einen Gastbeitrag zu einer Blogparade von Bianca Garde.
Social Enterprise – Wie ist Dein Arbeitsplatz der Zukunft.
Sinnig, oder? :)) Doch, er ist ein echter Grüner, nur ohne Latschen und Strickzeug.

Ich drücke die Daumen! Toi, toi, toi.

Kola Krabamba

Uralt, aber für mich passt die Story.
Ich nominiere dies für: “Blogstöckchen #DieWeltaufdemTeller”, von @sinnundverstand.

Gehacktes. Gebunden. Geformt. Gewürzt. Wiederzusammengefügt. Gebraten, scharf, medium. Kräutlein, frisch aus meinem Gärtlein der Frust. Edles Backwerk.
„Linke und rechte Hand formt einen Kreis mit Daumen und Zeigefinger”. Zwei Unzentatzen Knoblauch, samt Ringen von Zwiebeln, kross. Senfpulver und 2 Cornichons. Und dann, dann drehte er durch, zerriss seine Seele, platzte im Kragen, den ich ihm täglich nähte. Ich tröpfelte diese Sauce darüber, rot wie die Sonne im Osten, als wir uns das letzte mal liebten, vor dem Morgenschlaf. Ketchup, schrie er und schlug mich das erste mal Mal, hart und widerspruchslos.
„Ketchup”, schrie er, rannte in die Küche, riss die Türen der Schränke und Schubladen auf und dann, dann fand er meine Schande. Gaggi, Fnorr. Tüten. Fläschlein von Meinz. Dosen. Meine Augen schwollen und als die Sonne unterging, bat ich um Verzeihung, aber er ritt davon, auf seiner BMW. Gehacktes. Ich sah ihn nie wieder, und den Tag, als wir im Mäcks Gedichte fraßen. Nur Gedichte, Salsa, Country und sonst nix. Kola Krabamba.

Aleppo in Seife, behäkelte Pistolen und Tango unterm Niqab

tl;dr
Austellung “BELOW THE SURFACE” von Adidal Abou-Chamat im Kunsthaus Viernheim 04.09. – 03.10.2020.
Öffnungszeiten: Do.+ Fr. 15:00 – 18:00 Uhr + Sa. 10:00 – 13:00 Uhr // Der Eintritt ist frei.
Anfahrt.
Fotografie, Zeichnung, Video.

Nur vorbeilaufen konnte ich nicht, dazu war das Plakat im Fenster des Kunsthauses, in diesem meinem kleinen Städtchen, zu provozierend, auf den zweiten Blick.

Austellung „BELOW THE SURFACE“ von Adidal Abou-Chamat im Kunsthaus Viernheim 04.09. – 03.10.2020.

Auf den ersten vorbeihetzenden war es fast eine katholische Schwester, direkt gegenüber der Apostelkirche, dabei sitzt dort eine Frau den Spagat unterm Niqab. Mit Ballettschühchen. Schon rasselte es im Hirn. All das Gehetze, Gezerre, Gemache, Getue aus den Timelines der Social Medias wirbelte. Ich will das nicht diskutieren. Macht die Frau das vielleicht gerne? Immer wieder geht mein Blick zu den Füßen und kriecht aufwärts. sucht nach dem Körper der Frau. Ist das mein innerer Voyer? Ich stelle mir die Frau im Tutu vor. Langweilig.
Feministische Ausstellung? Mögen das Frauen entscheiden, das ist so schwierig, wie die Niqab-Diskussion. Aber ich bin neugierig. Was kann Kunst da sagen? Wieder einmal hüpfe ich zur Vernissage im Kunsthaus!

Abidal Abou-Chamat “Dreaming of …” 2014

Tatsächlich ist das Plakatbild eine Serie von 12 C-Prints. Eine Tänzerin an der Stretch-Stange. Der Titel passt zur Ausstellung. Dreaming of. Nur, wer träumt da? Ich? Die Frau unterm Niqab? Die Künstlerin? Was ist da “Below the surface”? Unter der Oberfläche? Tief unten drin? Geheimnisvoll und überraschend. “Transkulturell” nennt Dr. Pamela Pachl die Intensionen, in ihrer Laudatio zur Vernissage, hier beim Kunstverein eingestellt. Yepp, auch bei mir machte es Bämm! Der kleine Voyer schämt sich dann im Obergeschoss, wenn auf einem Bild die Abaja weit offengerissen ist und dort zwei Kunststoff-Lappen als Brüste hängen. Provoziert!

Abidal Abou-Chamat provoziert im Kunsthaus Viernheim. Nein, das ist kein Girl von Seite 3.

Das hat dann mit kulturellem Crash nur noch vordergründig zu tun.

Die Ausstellung bearbeitet aber auch Homophobie, Kolonialismus und, ja auch Terror.
In einem berührendem Video sprechen die Mütter eines Terroropfers und der Selbstmordattentäterin. In einer fast lyrischen Sprache. Man*frau beachte das Kleid, als ob es im Schaufenster eines Klamottenladen stände, mit Taschen für den Sprengstoff.

Screenshot aus “Memory-Lines” von Abidal Abou-Chamat

Überhaupt Bekleidung. Abidal Abou-Chamat lässt Klischees humpeln. Darf man da lachen? Kann man das Online bestellen? Für die Fastnachtsparty. Cowboy und Indianer mal anders?

So vieles noch gäbe es noch zu erzählen, aber zu lange darf ein Blogeintrag nicht werden, sonst liest Mann*frau nicht zu Ende.

Ich war jetzt schon zwei mal dort und werde noch ein paar mal. Ihr auch? Jetzt kommt schon, sooo öde ist Viernheim jetzt doch nicht.

Ein Werk muss ich noch wirklich für mich entschlüssel. Die Beschriftung seht ihr oben im Beitragsbild.

Waschen wir Aleppo wieder rein oder weg? Was weiß ich!

Aleppo in Seife. Abidal Abou-Chamat im Kunsthaus Viernheim.

Ich konnte mich fast nicht trennen. Hinter einem schwarzen Vorhang dringt Musik hervor, als wäre es vor dem Kubus von Kentridge in der Kunsthalle Mannheim. Doch ich empfinde das so. Da sind so viele Berührungspunkte zu Kentridge, meinem Seelchen nach. Tango. Ein hinreißendes Video dahinter. Zwei verhüllte Frauen tanzen in einander versenkt. Tango. Frauen. Auf einmal ist das egal, wie auch die Kleider. Desire, Verlangen, Lust. Tanz.

Noch 3 Wochen zu bestaunen! Falls jemand mit mir hinwill, meine @adresse steht im Impressum.

Screenshot aus “Desire” , Video von Abidal Abou-Chamat im Kunsthaus Viernheim

Corona, Stühlchen, Feminismus und #umbuch

tl;dr Ich war beim Bloggertreffen der Kunsthalle Mannheim zur Ausstellung Umbruch.

Einladung zu einem Blogger-Event, öffentlich ausgeschrieben, in der Kunsthalle Mannheim. Offentsichtlich gibt es auch Online einen Umbruch. :)

Nicht der der erste Tweetup in Mannheim, aber nicht in der Kunsthalle, die war immer so online-spröde, bschäftigte sich lieber mit Löchern und Direktoren, die blau machten.
Nach Ulrike Lorenz, die Herrn Hector überredete all das Geld, das dessen Kunden mit SAP-Transaktionen mühsam verdienten in einen neuen Anbau der Kunsthalle Mannheim zu investieren. Aber Hallo, 50 Millionen! Man sollte mal etwas schreiben über das Sponsoring der SAP Gründer. TSG Hoffenheim, Museum Barberini etc. Ist aber eine andere Geschichte. Nun also ist Johan Holten da. Und wie! Ich berichtete schon im letzten Blogeintrag. Genug geschmust damit.

#openbutsafe und anderes mehr


Er nimmt auch heftig Teil an der Öffentlichkeitsarbeit (sagt auch niemand mehr) seiner Dienststätte.
#umbruch, seine erste Ausstellung als Kurator. Benutzer einer Textverarbeitung, also fast alle hier, wissen genau, was damit gemeint ist, siehe Beitragsbild. Screenshot von Open Office, nicht vom Weltmarktführer, eine neue Seite schlägt er auf. Auch im Bild: die Baugestelle, an der die Werke hängen, auf der anderen Seite :).
https://www.instagram.com/p/CCyhy_Vokqw/
Zusammen mit Lena Berkler, der Online-Chefin der Kunsthalle, die auch das Treffen organisierte, danke, danke.
Ich war gespannt, wie die Corana-Maßnamen aussehen würden. Ganz einfach genial: Maske auf. Yepp. Dann Klappstühlchen auf, im korrekten Abstand und dann Maske ab. Erinnerte mich an den Karfreitagskult der katholischen Kirche: “Flectamus Genua, Levate”. Alte Kultur, gell.
So durcheilten wir die Ausstellung. Mit den Museumspädagogen. Gut so!
Zuerst korrigert Holten ganz sanft seine Altforderen. Bei der berühmten Ausstellung zur Neuen Sachlichkeit fehlten die Frauen. Blieben auch nach den Nazi-Räubern in der Versenkung, waren nicht im Kanon. Ist mir eh ein Rätsel, wie die Kunsthistoriker den ohne Kriege erstellen. Also : Das ist Großkunst, museums-geeignet, Stempel d’rauf. Egal. Ich finde die Korrektur gelungen. Gute Auswahl. Auch Lokal. Übrigens eine Auflistung gibt es auf der Seite der Kunsthalle. Umbruch 17.07.20 bis 18.10.20
Hanna Nagel interessierte mich am meisten. Lokalmadatorin einst aus Heidelberg und dann weg. Der SWR bespricht das mit Inge Herold, der stellvertretenden Direktorin (unter 3 Direktoren, männlichen!), die allzuoft auch verschwindet in der Öffentlichkeit: “Kampf um Gleichberechtigung: Ausstellungsprojekt der Kunsthalle Mannheim über Hanna Nagel”
Dann noch Anita Rée. die sich umbrachte, als Jüdin und Künstlerin. Zum Teufel mit diesen Nazis. Ihr “Bildnis von Hildegard Heise” ist das Gesicht der Ausstellung auf Plakaten und vor dem Haus. Es gibt wieder Plakate von der Kunsthalle! Ich hab jetzt auch eins! Auf jeden Fall guckte ich beim Apré-Event im Luxx beständig auf das Gesicht und fragte mich, was mir diese stechneden Augen sagen wollen! Ich werde es noch herausfinden und hier lyrisch verkünden.

Bildnis Hildegard Heise
Auf dem Plakat am Eingang der Kunsthalle Mannheim zur Ausstellung “Umbruch”

Corona, Stühlchen, Feminismus und #umbuch weiterlesen

#openbutsafe und anderes mehr

Meine 5 Cent dazu:
Aufruf von Jörn Brunotte zur Blogparade #closedoropen – Sollen die Museen wieder öffnen? Was sagen die Museen? Was die Besucher*innen? Was sind Eure Erfahrungen?
tl;dr Keine wirkliche Antwort darauf! Stattdessen: Opa erzählt vom Corona-Kultur-Dingens.

Jörn Brunotte hatte mich eingeladen, aber ich wusste nicht, ob ich mitmachen sollte, könnte. Seit Monaten ist mein Mobilitätsbereich orthopädisch leicht gestört und Kulturdinge schlecht möglich. Aber langsam wird das wieder. Meine erste Erkundung brach ich ab. Einer Idee zur Corona-Aktion zu #closedbutopen der Herbergsmütter und der Staatlichen Kunsthalle folgend wollte ich eine Idee zu einem Theaterstück nachgehen, in Folge einer Corona-Aktion des Wiener Burgtheaters.

Theater, Salat und Tivoli – Prolog


Ich wollte vor Ort gehen, nach Worms, aber das Leben sprang mich mit der Realität an. Fast fand ein Mord statt. Die Museen in Worms blieben unbesucht. Da hatte ich keine Lust mehr.

Heute Morgen dann der Tweet und meine Antwort:
https://twitter.com/mikelbower/status/1272475279773126662

Hhhm. Ich habe keine Ahnung, wie Museen von Innen funktionieren. Also das ohne Kunst. Das Unternehmerische. Die Entscheidung, ob das Budget so etwas zulässt, der eingeschränkte Modus kostet vielleicht mehr, als das einbringt! ETC. Ich formuliere um:
“Wann und warum gehe ich als Besucher in ein wieder eröffnetes Museum”
Als erstes Kriterium, auch zu “normalen” Zeiten ist für mich die Umgebung wichtig.
(Siehe Titelbild)
Gibt es etwas zu futtern, zu trinken, zumindest in der Umgebung, ist das eigene Cafe offen? Informationen die man sich zumeist ergoogeln muss. In diesen Zeiten noch viel mehr. Kann ich das mit etwas verbinden? Dinge, die vernetzt sein sollten, seufz, aber das liegt in den Budgets der Häuser wohl nicht drin. Das Draußen vor dem Tor ….
Ich war Neugierig, was mein “Hausmuseum”, die Kunsthalle Mannheim macht. Ich würde etwas zu futtern finden. Der ÖPNV funktionierte wieder, wie gewohnt, angenehm leer.

Aus dem Fenster der OEG das Mannheimer Schloss geknipst. Die Uni. Next Stop dann Kunsthalle.

Neugierig war ich auf die Ausstellung “Walker Evans revisited”, die man sehr gut im Web erleben kann, als Teil der “Biennale für aktuelle Fotografie”. Neugierig war ich wegen der Digitalen Veranstaltungen, während der Schließung. (Siehste Anke!) Urplötzlich fuhr die Kunsthalle ein Digitales Programm hoch, das ich verfolgte. Da sprangen alle quasi ins Kalte Wasser. Voran der Direktor, omnipräsent wie immer, als Schnellsprecher manchmal kaum verständlich, Mitarbeiter, die dieses Zoom nicht wirklich beherrschten, furchtbare Hacks, Menschen, die ihre Englischkenntnisse überschätzten. In der Hektik vergessen, das man vielleicht auch die anderen Museen hätte beteiligen können. Aber trotzdem. Im Nachhinein: Respekt, es versucht zu haben. Das musste alles aus dem Homeoffice gemanaget und auch durchgeführt werden!
Für die Museen geschrieben:
– Digitale museumspädagogische Arbeit, jenseits der Online-Bilder, wirkt! (Bei mir wenigstens)
– Digitale museumspädagogische Arbeit sollte beibehalten werden und unhektisch durchdacht und geübt werden. (Meine ich)

Der Besuch war angenehm, kaum Beeinträchtigungen. Aufgeräumt, die Uhr läuft wieder. Die Litfaßsäule lachte und spiegelte, siehe oben.

Corona-Litfaßsäule aus der Kunsthalle Mannheim. Ich hätte gerne gewusst, welcher*in Designer*in das so gestaltet hat.

Natürlich waren die Original-Bilder wirkungsvoller als all die Webbilder. (Btw. haben Fotografieren auch eine Aura?) Aber ohne das Wirken im Web wäre ich nicht gekommen, könnte nicht innerlich nacharbeiten.

So als nächstes sind die Frankfurter dran. Liebighaus und Schirn. Die Bahn fährt wieder, wenn sie denn fährt, zu futtern finde ich, der Bahnhof ist ja nah. Digital sind die ja immer top, mit ihren Digitals. :)