Netzdiät (Aktive)

Heute morgen sind mir schon wieder zich Online Adventskalendertürchen an den Kopf geknallt. Der Kaufrausch erreicht sogar mein streng abgeschottestes Ich. Die Welt spielt verrückt und braucht eigentlich keinen Kommentar dazu von mir. Und auch sonst gibt es gute Gründe abzutauchen. Ich verordne mir selbst mindestens bis 20.12. eine strenge (aktiv schreibende) Netzdiät. Also nicht wundern, wenn es hier still wird. …keine Frage ich komm’ wieder!

Törö

Giganten stehlen
Kieselsteine
als Bächlein
und Flüsschen
stapeln Mäuse
von Meikosanft
dekorieren Ruinen
von Museen und
spielen mit den
geborstenen Rahmen
von Remmerbrand
Leise lacht
Mikel der Angler
Die Zimbeln der
sixtinischen Kapelle
spielen Zappa
für die Sendung
der Wüstenmaus

Worte des xmas, Anleitung zum Umgang mit Zipfelmützen. 1,1

Hüttenzierde Weihnachtsmarkt Speyer 2014
Hüttenzierde Weihnachtsmarkt Speyer 2014

Lasst uns all die alten Mythen zu Tode schreiben, kreischen, pfeifen, singen, den Ruf wegwischen, die Zipfelmützen ad Absurdum moderieren. Keiner soll das Christkind kennen oder diesen widerlichen Verschenker Nikolaus, den Begründer der Kostenloskultur und der Sozialparasiten. Nur den xams sollt ihr kennen. Nur ihn allein.

November und Oktober im Schein meiner #twly

Die Tage werden kürzer, die Radtouren sind fast schon gestrichen, die Hände sind frei, die Lust auf Twitterlyrik steigt. Hier einmal im Blog zusammengefasst und eingebettet, im Original und mit allen Fehlern, die Wurstfinger in Smartphones tippen…

Und wenn sie Kriege führen

und ihren Völkern damit das Geld aus der Tasche ziehen, damit sie es nicht mehr dem xmas spenden, wird sie xmas verfluchen. Interviewt werden sollen sie bis in Ewigkeit, von den Paparazzis in Unterhosen vor dem Feind täglich erwischt und Nachts sollen sie nicht schlafen sondern talken, bis auch der letzte Fernseher implodiert ist und die Schäfchen, die immer noch zusehen, endlich schlafen in Frieden. Wehe Euch ihr Kriegsherrn und Terrorchefs, Fraktionsvorsitzende und Waffenlobbyisten, der xmas wird Euch finden und mit Dauergelaber ohne Sinn bestrafen, denn Sein ist die Rache und das Geld, nur ihm, dem xmas soll es gehören, per omnia saecula et saecolorum, Eimen.

Worte des xmas, Introitus 1,1-2

Weihnachtskunst

[(Nein, dies ist kein Teil einer Blogparade. :))))]
Ursprünglich getitelt “Unterschichten Weihnacht”.
Aus: “Daniel M. Cornelius // Tagebuch eines Weihnachtsphobikers”
Entstanden 10-12 / 2006, tagtäglich in dem Blog “Kurpfalznotizen.de”. Zum freien Download als eBook hier.
Ich lasse den Text bewusst so stehen. Es geht um einen Journalisten, der für ein nicht existentes Mannheimer Lifestyle Magazin schreibt. Über Weihnachtskunst, als Weihnachtsphobiker. Der Text thematisiert, karikiert die Herbergsuche. Das könnte man heute so nicht mehr schreiben. Was waren wir naiv, ahnten nicht, was kommen würde.
Wobei ich Periscope ja erahnte, auch wenn Sevenload nicht mehr existiert. Youtube war zu erfolgreich. Deutsche Startups waren wenig erfolgreich, wenn sie nicht von diesen Brüdern, nicht wahr. Von Social Media redete noch keiner, irgendwie hieß das noch alles Web 2.0. Und kann sich noch jemand an den Idemoneo-Skandal erinnern? Kann sich das heute noch jemand vorstellen? Aber die Thematik blieb, leider verschärft. Weihnachtskunst als öffentliche Performance? Würde ganz gut passen, in so manche Blogparade der letzten Zeit! Was blieb? Das Wort “Weihnachtssex” im Klappentext zu den eBooks ist das häufigste Suchwort im Blog, selbst nach dem Umzug auf WordPress…:))

„Weihnachtskunst“. Sagt er. Weihnachtskundscht. Und das mitten in der Kurpfalz. „Aber nix vom Weihnachtsmarkt, das machen wir später, also kein Kitsch und „Gebembel, Kunstttttt. Wisse Se, Kundschd. Eschdi“. Mein Gott, das ist seit Jahrhunderten von Tizian besetzt. Auf der Flucht, aber sich von Tizian malen lassen. Was soll ich da noch finden.
„Aber keine Farbkleckse, gell“, schreit er mir noch hinterher. „Man muss erkennen können, dass es sich um Weihnachten handelt. Künstler aus der Region, gell. Dann kauft wenigstens die Verwandtschaft und Bekanntschaft unser Blatt.“ Wenn das Abonnentensterben so weiter geht, dann werde ich im Lifestyle nur noch über Gesangsvereine schreiben. Bis da alle Enkel ein Exemplar haben! „Weihnachtskunst“, sagt er. Mein Gott und das mir.
Isch graab ma noch e Loch un hogg misch enoi. Wie soll ich das denn meinen Galeristen sagen? Was werden die Kunstvereine lächeln und die behüteten Kunsthäuser grinsen. Ich brauche dringends geistige Stärkung, eine Winzerschorle ist angesagt. Es ist mir egal, dass es erst 14:23 ist. Des vadreschd doch koana nieschdern. Da naht Natascha, die göttliche Natascha, die so gar nix von uns Männern wissen will. Außer von mir.
Dienstlich, streng dienstlich. Sogar meine Einzige mag sie, gönnt sie mir. Und wie immer weiß sie Rat. “Performance.” “Wie? Performance?” “Lass irgendwen DAS xmas machen. Unterschichten xmas. Performance, ye know!”
Ich rief meine Einzige an und schon lief das Projekt. Alles streng klassisch.
Ein Paar, sie schwanger, SEHR arabisch aussehend, mit Kopftuch/Schleier bittet um Unterkunft vor der Niederkunft. SEHR unterschichtig das Ganze, voll politisch involviert, ohne den Mainstream nachzuplappern. Live per webcam auf Sevenload gepostet. Ein begleitender Blog mit bissigen Kommentaren. (Natascha stellt die Kommentierer, meine Einzige bloggt meta mit ihrer Gruppe, alles social as social can).
Gleichzeitig performanct Natascha mit ihrer Lesben-Gang (hey die heißen wirklich so), einer „dilettantisch-authentisch-deppfeelling Tanzmaschinerie“ Engel in the City. Schöne Frauen mit Flügeln, aber in Sackleinen gekleidet, die zum einem Crossover -(m)ix aus Techno und Wienerwalzer Weihnachtsmelodien steppen, oder so. Immer um das „arabisch“ aussehende Paar. Dazu interpretiert Willi, der vom Lokal, alte Weihnachtsgedichte im Ornat des Nikolaus, also als Bischof. Aber statt Mitra mit Fez, der ist nämlich wie das Kopftuch dort verboten. War der Niki doch Bischof von Smyrna=Izmir.
Die Action wird im Hauptbahnhof kulminieren, wo ein Unterschichtenchor live Vormittags-Fernsehshows guckt und sich endlich um Maria und Josef annimmt.
RTL II hatte endlich die Bilder von Sevenlaod übernommen. Und überall das Logo unseres Blattes, Interviews von Kollegen. Und Cheffegott kann nicht zurück. Ich denke das Thema Weihnachtskunst ist durch für dieses Jahr.
Oh nein, Pfingeltief will das ganze in den neuen Idomeneo im nationalen Übertheater einbauen, meine Einzige ist überwältigt, Natascha hat MICH geküsst und gemurmelt: Schade, dass Du keine Frau bist. Warum leben wir eigentlich, warum? Hei Schorsch, gehen wir noch uff e Bier zu de Gretl?

Wer bloggt so spät durch Nacht und Wind? Es ist der xmas mit seinem Kind……. christe eleyson.

Christpalmständer

Michael Bauer
Aus: »Michael Bauer Dezemberliebe, Elektrobuch, 173 Texte, 2003-2011 Unangeforderte Texte zur Weihnachtszeit«
 
 
 
Bibliothek des weihnerlichen Grauens 134,5
Seit Tagen beherrschte jetzt dieses niesel-nölige Novemberwetter mein Gemüt und verwandelte mich in einen kaum zu bändigenden Brausekopf, die lokale Politik in Berlin und Stöcklinghausen-Vorfeldachse spielte verrückt, die Welt brünstete nach einem neuen Krieg und dann das noch.
Die beste Ehefrau schickte mich in den Keller, die Adventsachen zu besichtigen, ob wohl auch noch genügend lila Band und ausreichend Strohsterne vorhanden wären. Band brauchten wir noch, Strohsterne sind immer genug da, ich kaufe sie heimlich, um der elenden Bastelei zu entgehen.

Weihnachtsmarkt Mainz
Weihnachtsmarkt Mainz

Ich hasse es, zu basteln. Entweder man stellt etwas her oder nicht, aber nicht dieses Beschäftigungsprogramm Basteln, das konnte ich schon im Kindergarten nicht ab. Ich saß also im Keller, betrachtete die Inventurliste vom vorigen Jahr, ich führe so was, damit ich mir das Erforschen spare, und begann eine intensive Qualitätskontrolle der Rieslingbestände, als es laut quakte: »Hei, Mikel, Liebster, darf ich dieses Jahr eine Palme tragen?« Ich blinzelte erschrocken zu den Ostersachen, da war doch immer etwas mit Palmwedeln und Auferstehung, man weiß ja nie, »Mikel allein im Keller«. Aber diese verpienste Stimme kam aus dem Weihnachtskarton. »Mikel, Liebster, lass mich raus, ich will eine Palme tragen.« Ich war schon auf der Palme und verwünschte meinen pubertierenden Sohn, der bestimmt einen Chip hier versteckt hielt. Also schritt ich widerstrebend zur Tat, das Glas rasch leerend. Gewaltsam verschaffte ich mir Zutritt zu diesem Karton, zerfetzte ihn in kleine Stücke, als mir diese durchdringende Stimme entgegenschrie: »Mikel, Liebster, du holst mich raus, ich danke Dir, nimm mich und steck eine Palme in mich«. Das ließ meinen Unmut zu Frost gerinnen, falls geneigte Leser/in das für irreal hält, hat erSieEs recht, aber das sind sprechende Dinge auch, wie Feuerwehrabgaben und Steuergesetze.
Es war der Christbaumständer, der so dummdreist Dünnpfiff abließ. Aber eigentlich hat das, was, eine Palme als Weihnachtsbaum, stellte, ich mir gerade so vor und lachte mir 3 oder 4 Tränen, beim Versuch mir den Gesichtsausdruck meiner Schwiegermutter vorzustellen. Ich füllte noch einmal mein Glas, der Qualitätskontrolle zu Liebe. Ich hab’ da ein sagenhaftes Bewertungssystem entwickelt, das sogar in die ISO 14001 aufgenommen werden soll und klärte.

Weihnachtsmarkt Worms
Weihnachtsmarkt Worms

Ich kam zu klar durchstrukturierten Entscheidungen, die ich zunächst in einem tiefen Schluck aus einer anderen, mit zehn Punkten bewerteten Flasche kulminierte. Es ging eigentlich nicht an, dass Ständer sprechen konnten, und wenn, sollten sie schweigen, bis sie gefragt werden. Aber, die Idee mit den Palmen war so toll, dass ich dem Teil verzieh. »Wie kommst Du eigentlich auf Palme«, fragte ich. »Mikel, Liebster, ich dachte nur an die Geburt unseres Herrn«. »Ja und?«, staunten meine grauen Gehirnzellen. »Im Lande Judäa, in Jesu irdischer Heimat ist der Weihnachtsbaum bestimmt eine Palme«, säuselte Meister Ständer. Ich wusste es tief in meinen, ächem Entschuldigung, tief in meiner Brust, dass die Umstände der Geburt des Abkömmlings jenes entlaufenen ägyptischen Prinzen so unbekannt wie uninteressant waren, aber das war das Alibiargument schlechthin. Authentizität ist alles. Realistische Weihnachten. »Überredet«, sage ich zu dem Weihnachstspalmenständer. »Ach, Mikel, Liebster, ich wusste, du würdest mich erhören«. Der Ständer sprach „Doppelpunk, Klammer zu“, denn er kann ja sprechen, aber nicht wirklich lächeln. Fragen Sie mich nicht warum, das ist ein Geheimnis der irrealen Geschichtenwelt. Ich zuckte zwar, aber beherrschte mich, nichts war jetzt wichtiger als eine Palme zu Weihnachten, wegen Schwiegermutters dummem Gesicht. »Wo nehm’ ich aber eine Palme her?«, fragte ich mehr mich, als meinen Neukomplizen. »Ich hab’ eine via Internet bei den Amis bestellt. Wegen der Authentizität«. Fast sah ich meinen Kumpel grinsen, nicht lächeln.
Weihnachtsmarkt Neustadt/Weinstraße
Weihnachtsmarkt Neustadt/Weinstraße
Ich gänsehäutete mich und noch einen Schluck aus dem Glas, das bereits wieder deutlich hellen Grund darstellte. »Wird morgen per Military-Army-Postage geliefert, versandkostenfrei, Propaganda gegen die Schurken im Orient und daheim im Kongress ist alles. »Mikel, Liebster, ich bin ein schlafender Central Intelligent Agent und ich liebe Dich seit letztem Jahr, deine Finger, die meine Schrauben drehten, Wahnsinn, ich erwarte nichts von Dir außer noch einmal, nur dieses eine Mal, deine Fingern auf meinen Schrauben, bis ich abgelöst werde und heim darf in meinen SchrottplatzTann«. Ich schauderte kurz, trank die Flasche leer, nicht ohne mir zu schwören, mit dem unmotivierten Kellersaufen aufzuhören und ging wieder hoch. Den nun schweigenden Christbaumständer hatte ich wieder eingepackt und vergaß die Sache gründlich.
Am 20.12.2002 erhielten wir eine Palme, hübsch eingepackt in Zellophan, per Jeep ausgeliefert, von einem grinsenden Special-Seargent.
Notgedrungen stellte ich sie in den gottlob schweigenden Christbaumständer und harrte der Dinge, die da kommen sollten, und alsbald auch kamen, in der lieblichen Gestalt meiner Gattin samt Schwiegermutter. Abrupt blieben sie stehen, ich erwartetet freudig Protest, als mich meine Schwiegermutter in den Arm nahm und flötete: »Mikel, Liebster, ein authentischer Weihnachtsbaum, wie lieb von Dir, woher wusstest Du?« Ich könnte wetten, sie zwinkerte dem Christbaumständer zu.

Rüssel so blau, Einhardt, mein Einhorn

(aus 2009 zum Eve of Advent..)
mikel_ga

Mein Einhorn hat einen blauen Rüssel. Ich weiß es gibt keine Einhörner, schon gar nicht mit blauen Rüsseln. Ich weiß, das klingt alles zu sehr nach Boulevard, nach Lügenzeitung. Dennoch hat mein Einhorn einen blauen Rüssel. Es ist ein schöner Rüssel, faltenfrei und in reinstem kobaltblau gewachsen. Wenn das Einhorn… Nein, es ist schon lange nicht mehr das Einhorn für mich. Einhardt. Mein Einhorn heißt Einhardt und ist ein Zwitter. Wenn Einhardt also seinihren Rüssel, nein, nicht das eine primäre Geschlechtsmerkmal ist damit gemeint, obwohl auch dieses allerliebst gewachsen ist, wenn auch nicht blau, sondern pink, wenn Reinhardt also seinihren Rüssel schwingt, dann bebt am grauen Himmel der Sommer, selbst bei tiefstem Frost. Die Wolken gebären lächelnde Nebel, die nur noch ganz wenig ätzen, sauer wie wir sie schufen.
Die Schar beiger Mäuse, die Einhardt immer folgte, geriet dann in Verzückung und sie priesen ihren FrauHerrn. „Gelobt sei der Rüssel im Gender“, psalmodierten sie und Einhardt verdrehte dann die Augen, es störte ihnsie sehr, gottähnlich besungen zu werden, aber ersie liebte nicht nur mich sondern auch beige Mäuse, eigentlich alles Getier und so ertrug ersie das Gepreise. Reinhardt glaubte nicht an Gott, auch nicht an Götter. Wie sollte ersie auch. Kann man sich ein religiöses Einhorn vorstellen? Absurd die Vorstellung, wenn nicht alle Religion absurd wäre, betrachtet man sie nur von außen. Trotzdem ist das psalmodiernde Mäuse-Gloria allerliebst anzuhören, man muss genau hinhören, schwingt doch Einhardt seine Rüssel nur in der Nähe tosender Autobahnen, ersie erwartet immer die Ankunft. Nein, nicht den Advent, ersie ist nicht religiös, nicht wahr.
Er wartet auf sein Pendant, wie heißen zwittrige Geliebter? Es sollte ihm an DIESER Autobahn begegnen. Einhardt wusste nicht so ganz genau, ob sein Pendant denn auch zwittrig wäre, aber er war ja flexibel, auf alles eingestellt, wie sollte man das als Zwitter anders sein, ersie kannte noch nicht einmal eine Farbe, noch ob da ein Rüssel auf sieihn warten würde. Aber wie seinihre Menschenschesternbrüder wartete ersie jetzt schon so lange, dass er fast vergessen hatte warum und wozu. Das Warten an sich war der Zweck, nein nicht der Weg. Kein Ziel, nein, Einhardt war iDichter, seit wann ist Dichtung gezielt? So schön der Rüssel, so blau.. Ersie liebt mich, wie auch die beigen Mäuse und alles Getier. Ich streichle zärtlich seinen Rüssel und warte mit ihmihr. Nur den Rüssel, so blau, nur den. Wir träumen und warten..
Nein, ich heiße nicht Godot, ach wie gut das niemand irgendetwas weiß. Wir warten auf die Ankunft, nein es ist nicht dieser Advent. Rüssel so blau, in der Sonne der Nebel.