Zeit XVI

Wir kreisen
um die Wochen
hacken feuchte
Löcher in die Nacht
blasen Sekunden
zu Minuten
Urlaub von
kichernden Tagen
regnet ein
verfaultes Jahr
Wer braucht
Dächer in diesen Zeiten

Schläfriger Sommerabend mit lästigen Gedankenfliegen

Urlaub

Drei Etagen unter dem Wind
küssen sich die Notizen
auf den Zetteln

Bad

Ich schenke Dir mein Mehr zum baden
Das Du trinkt Dich am Ufer
Uboote schwirren unter Leinen

Jagdsaison

Während ich gähne fliegt mein Schlaf
mit dem Turmfalken droben im Fenster
über das Dach des Längsschiffes
Tauben jagen wir und Küsse
aus Sehnsuchtsspinnen geturtelt

Urtraum

Die Lust trieb mir ein Lied
auf die Schenkel waren es Lippen
oder doch nur ein Gedanke
den der Wind einst in Kusch
oder war es doch Ur
aus rosaroten Wolken sog

Angesichts

Angesichts unpassender Sommer
schlechter Regierungen
und gen-gesteuertem Wein
trink ich langsam ein Bier oder zwei
freu mich auf morgen mein Bett
wer singt mir das Tandaradei

Malerei von Kurt Arnold


Die Aktion Ladenhüter hat sich verselbstständigt und wird hoffentlich noch mehr zu einem Selbstläufer. Kurt Arnold, Viernheimer Maler, hat sich ein Herz gefasst und die Familie Hofmann gefragt, ob er bis zur nächsten offiziellen Vermietung dort austellen dürfe. Er darf. Hals über Kopf zog er provisorisch ein, um den verkaufsoffenen Sonntag in der Innenstadt zu nützen. Aber jetzt wird da alles noch schöner aufgehängt et cetera bis zur offiziellen Ausstellungseröffnung am 28.06.2005 um 19 Uhr. Ich sah mich vorab schon einmal um. Klick hier.. Ich möchte betonen, dass meine Texte keine “Interpretationen” sind sondern Assoziationen, die sehr wohl auch die Umgebung mit einbeziehen, die Gedanken beim Betrachten der Bilder weiterspinnen. Sie haben mehr mit MIR zu tun, als mit den Bildern direkt. Sie sind quasi Auslöser. Interpretationen überlasse ich den Berufenen. Off topic: Ich assoziere lieber, merkt man das? Es wäre mir auch peinlich, wenn jemand versuchte meine Gedichte zu interpretieren, aber weiterassozieren, gerne. Macht mal. ;)

Kultursommer

Es ist mal wieder Kultursommer. Südhessischer Kultursommer. Straßentheaterspektakel. Ich war gerade mal 20 Minuten dort.
Aus der Pressemitteilung:
Sechs renommierte, international ausgesuchte Straßentheatergruppen treten insgesamt 16 Mal an neun verschiedenen Orten

Ich habe ganz bestimmt NICHTS gegen Straßentheater und ich habe schon ganz tolle Truppen erlebt, aber das? . Ich beobachtete Odysseus, Komödiantisches Theater. Der Götterbote Hermes hüpft auf die Bühne und ruft: „Flapp, flapp“, ach wie komödiantisch. Zwei Zuschauer dürfen das Auge des Zyklopen via Speer blenden, es ist ja nur ein Luftballon darunter, haha. Als die Zuschauer dann zu Ruderchören eingeteilt wurden, Backbord, Rechtsbord und Mittelbord entschwand ich ganz schnell. Tut mir leid, aber das ist alles so, ja, ganz genau, Volkshochschulkultur. Werde ich senil? Wage es jemand ja zu sagen! Nein, noch nicht ganz. Warum schreiben sich diese Akteuere nicht NEUE Stücke und lassen den Homer in Ruhe? Einfach was NEUES? Aber das wird dann nicht als KULTUR erkannt, lutschen wir halt zum billionsten Male den Odysseus durch die Gassen. Ach was kümmert’s mich eigentlich? Sonntag spielt eine irische Folkband, die auch Gothik-Rock macht aus dem südhessisch-irischen Bensheim. Mal sehen, wie lange ich da bleibe. Ich werde berichten.

By the way: Wenn man kein Geld mehr hat für solche Dinge, dann ist es NICHT ehrenrührig genau das zu sagen. Kein Geld für Spektakel, aber wenn Spektakel, dann richtig.

Satanische, äh Prosa?

Das Paradies geht neue Wege. Seit 40000 Jahren. Es vermarktet sich selbst. Franchising, Sie verstehen? Die letzte ernsthafte Aquise bereitet allerdings zunehmend Kopfzerbrechen. All die Huris müssen FINANZIERT werden, von der Beschaffung einmal abgesehen. Der Vorstand erwägt deshalb, die vorletzte signifikante Geschäftsidee wieder zu aktivieren. Das christliche Paradies sollte unbedingt vom Vorgängermodell abgehängt werden und modernere Züge annehmen. Keine kostspieligen Huris mehr, aber Freiheit und Abenteuer sollten doch mehr sexuelle Komponenten enthalten.
Satan zündete sich eine Zigarette an und dachte wie so oft an Geschäftsaufgabe, solche Mails von seiner Analytik erhielt er dauernd. Wie sollte man sich als kleiner Teufel durch die Welt schlagen, wenn die Werbestrategen der Christen (spuck drauf) solche Modelle entwickelten? Was, die Sozis waren das? Der Satan zog an seiner Zigarette und warf die Kippe ins Feuer. Selbst der Rauch schmeckte schal.