Mit Sprachwitz und Wortakrobatik hat der Autor schnell die Zuhörer für sich gewonnen.
Im Schnelldurchlauf fliegen Satzfragmente durch den Raum, die sich jedem Sinn-Zusammenhang entziehen. Ab und zu blitzt noch ein zeitverzögertes Lachen bei den Zuhörern auf, oder ein heftiger Zwischenapplaus brandet auf.
Eine völlig andere Seite des facettenreichen Künstlers tut sich bei den Liedtexten auf, die Bauer für die Gruppe “Uhne Ferz” schreibt. In unmittelbarer direkter Sprache finden die Texte den Zugang zum Publikum – und dieses ist begeistert.
Und das alles in EINEM Artikel..hier der Artikel im Web.
Es hat noch selten jemand so genau umschrieben, wie ich oft Resonanz auf mich und meine Texte erlebe. Das fast fassungslose Erstaunen darüber, dass ich nicht in eine Schublade passe, schon gar nicht die Bandbreite der Stilmittel, die ich mir erlaube zu benutzen. Das ist eine gute Kritik. Und doch scheint alles zu passen! Mit keinem Wort wird erwähnt, dass da zwei Sprachen beteiligt waren. Standarddeutsch und kurpfälzer Dialekt. Es ging um mittelbar und unmittelbar. Kann man Lyrik besser umschreiben?
Den zweiten Pressebericht gibt es hier erst heute Mittag. Spannung aufbauen ist auch ein Stilmittel, gell?
…Sie kann überall, zu jeder Zeit und ohne zeitliche Begrenzung stattfinden. Dabei kommen vier Grundelemente ins Spiel: Zeit, Raum, der Körper des Künstlers und eine Beziehung zwischen dem Künstler und dem Zuschauer. Performance ist zu unterscheiden von Malerei oder Skulptur, bei denen ein physisches Objekt das Kunstwerk bildet.
Die Performance ist nicht genau definiert, was angesichts der von ihr konsequent durchgeführten Überwindung jeglicher Regelästhetik folgerichtig ist……
Ein Buch hat mich angerührt. Nicht gerührt, nein. Keine Rührung. Es hat etwas angerührt. Claudia Reinhardt schreibt über ihre Kindheit, ihr langsames erwachsen werden, fotografiert die Straßen und Häuser ihrer Kindheit in der Stadt in der ich auch geboren wurde und mit Unterbrechungen noch immer lebe. Claudia ist zwölf Jahre jünger als ich und doch kenne ich auch den Mief, den sie beschreibt, das geborgen sein, das wegrennen wollen. Sie ist gegangen, ich bin geblieben. Macht in den Erinnerungen nur einen graduellen Unterschied aus, lässt wahrscheinlich die Damaligkeiten schärfer werden, nichts wird überlagert in den tausendmal begangenen Straßen und Orten.
Ich kenne die Personen, die da beschrieben werden, Claudia selbst habe ich schon getroffen, ohne sie zu kennen. Aber das sind nur zwei Augenblicke lang Verstörungen,
die das Lokalkalorit immer auslöst. Vielleicht auch, weil ich selbst im Augenblick auf der literarischen Suche nach Viernheim bin. In mir selbst und extern. Das Thema schien mir eigentlich abgeschlossen, wie man hier auch hören kann. „Selbs Betrug“ von Schlink liegt noch gerade gelesen auf dem Schreibtisch und nächsten Monat werde ich im Kunsthaus lesen gegenüber der düsteren Kirche aus Claudias Buch unter dem Titel „Heimspiel“. Scheinbar stellt sich diese Frage aber immer wieder, so auch Claudia, man verzeihe mir den Ausflug ins Selbst.
Da versucht jemand die Irritationen, die das Wort Heimat wohl in jedem Deutschen auslöst, zu glätten, zu verarbeiten mit Erinnerungen, die zwar meine eigenen tangieren, aber nicht meine sind. Geografisch ist exakt die gleiche Heimat beschrieben und doch ist es nicht dieselbe. Wie sollte es auch. Ist es doch auch ein gutes Stück frauliches Buch. So distanziert die Bilder sind, menschenleer in gekonnt unverkünstelter Sichtweise, bar aller „Künstlichkeit“, wie sie Hochglanz-PR oft befördert, so dicht in der Erinnerung befangen, fast liebevoll, ist die Sprache(, auch wenn es eine Übersetzung scheint). Eigentlich fehlen die Bilder der Straßen, der Dinge, der Sichten, wie sie einmal waren. Es sind die Bilder einer erwachsenen Künstlerin, die erst durch die Sprache leuchten, die Tristesse des Plots verstärken. Aber diese Sprache, die so gar nicht anklagt, scheinbar mühelos längst verschüttetes in ein ganz kleines Lächeln schreibt klingt nach und aus sich heraus. Die Irritationen, die das Wort Heimat, so oft missbraucht, wie unsere Sprache, manche Menschen in diesem Land, Länder, die Menschen dieser Sprache missbrauchten, trudeln durchs Hirn beim Lesen, die Irritationen. Die Diskrepanz zwischen Bild und Sprache, die genau diese deutsche Irritation um Heimat und Gemütlichkeit einfängt ist das eigentliche Kunstwerk. Ich habe schon lange nichts mehr betrachtet-gelesen, das so dicht an der Definition von Heimat liegt, wie das Gesamtkunstwerk dieses Buches. Vielleicht weil doch ein Stück von mir mitschwingt. Schließlich gehe ich wie oft am Kriegerdenkmal vorbei, ohne es zu sehen. Vielleicht deswegen, oder doch „nur“ weil es ein gutes Buch ist? Guckt selbst.
Lyrik wird an diesem Abend durch das neue Viernheimer Kunsthaus klingen. Michael Bauer stellt sein neues Lyrik-Bändchen vor. In „Ach Du, säuselt das Kapital“ sind Texte versammelt, in denen er mit Sprachwitz, Mut und einer gehörigen Portion hinterlistiger Unlogik Themen des Alltags nachzeichnet.
(Ok. OK, in der Überschrift steh ich nicht, aber im gleichen Programm…)
Schwarze Socken
stricken heiße Nadeln
Ein roter Streif
blinkt lächelnd
am gold’nen Horizont
Zukunft melkt die Buchen
Tannen eichen
Pfunde wuchern
schwärzt die Socken
rosarot
Kreuzt Euch
Wählt
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