Jetzt hatte ich gedacht ich hätte meine Gedankenverschraubungen hier auch einmal eingestellt, aber das ist ja aus dem Jahr 2000, da hatte ich noch keine Blogs, sondern nur eine Homepage! Aber speziell für Kurt, mit dem ich gestern darüber kurz sprach, nach der Lesung in Ludwigshafen, als er so herrlich Rilke im Himmel drohte und dessen “Sommer” in seine Prosa einfügte, einfach hier hinein gepostet, mein Credo.
Das hab ich für mich mal, nur so, aufgeschrieben, man schreibt ja sonst nix, gell. Wie gesagt das gilt nur für mich und die es denn unbedingt auch so halten wollen. Dies ist keine wissenschaftliche Abhandlung, kein Leitfaden, keine Poetik, keine Lehrmeinung, sondern eine Definition für MICH als Autor.
Lyrik ist das „virtuelle fotografieren“ von Empfindungen, Gedankengängen, Gefühlen, Wertungen, Gewichtungen, Aushebelungen, Neuordnungen, im Gehirn zu Worten „weiter verarbeitet“ und verdichtet, von Ballast befreit, komprimiert (= verdichtet) zu „Wortverbindungen“, nachfolgend Gedichte genannt.
Die Form in aller Medium, sei es Papier, Festplatte oder Flash, ergibt sich aus der Verarbeitung, zeigt den Fluss der Gedanken, folgt deren Rhythmus. Der Inhalt diktiert die Form. Die Aussage dominiert alles. Der Grad der Verdichtung richtet sich ausschließlich am Inhalt aus, der Stimmung im Augenblick des Schreibens oder einer zu erzeugenden Stimmung beim Leser/Hörer. Eine statistisch-statische Verarbeitung erfolgt ausschließlich im Unterbewussten. Konstruktionen lehne ich für mich ab. Nachbearbeitungen nur in Zeitnähe und als kleine Korrekturen. Ich schreibe lieber neues, als Altem seinen Zauber zu nehmen.
Lyrik lebt von Bildern, gibt Tiefe wieder, regt zu Tiefe an. Je tiefer die „Gänge“ sind, desto lyrischer die Lyrik; wobei Tiefe nicht Unverständnis implementiert, ohne erklärend sein zu wollen; nicht treudeutsche „Bierernsthaftigkeit“ ist gemeint, nein Verständnistiefe, Eindringen in die Sache, die Dinge, die Welten; und wenn Lachen angesagt ist, oder Zynik, dann ist es so, es ist. Auch in der Form.
Die Formen der Lyrik sind so vielfältig, wie ihre Protagonisten, so vielfältig wie ihre Leser oder noch besser Leser / Hörer.
Lyrik ist gut, wenn Leser/in sich im Gedicht wieder findet, die Gedankentiefe spürt und sich auf den Wellen der Verdichtung zu eigenen Gedankengängen, Empfindungen, Gefühlen „genötigt“ fühlt.
Ich staune über die Meister der starren Formen, bewundere sie, achte sie. Ich vermag mich der Fron der starren Form allerdings nicht zu beugen, dem Silbengezähle, dem Reimchengesuche, der Versmaß Ermittlung. Das muss ich zu oft. Mich der starren Form beugen. Mich anpassen, dem Zeitgeist frönen, einordnen, im Rhythmus unserer Sekundengeschichte mitpendeln, einordnen.
Wenn ich lyre, will ich frei sein. Nur meinen Gedankengängen folgend, mein Inneres aushorchen, die Dummheiten der Welt wiederkäuen und ausspucken, die Schönheit auf den Betonwiesen besingen, den Wald behassen, den Flur befreien, wenn es geht, befreit lachen, am liebsten über mich und meine Schreiberei.
Ich habe Probleme mit Worten wie Kunst, Lyrik, Literatur. Das sind Schubladen, große Worte, oft aufgeblasen, aufgebauscht, unverdichtet, am Leben vorbei, bar jeder Realität. Wichtig für die Kritik.
Kritiker / in braucht Anhaltspunkte zum vergleichen. Zum Schreiben braucht man das nicht.
Kunst wird zur Kunst, weil irgendjemand sagt: das ist Kunst. Lyrik zur Lyrik, weil…
So definiert ist meine „Geschreibe“ Lyrik. Weil ICH es so nenne. Empfindet mein Leser / Kritiker auch so, ist das Werk gut. Wenn nicht, auch gut. Es gibt noch mehr Leser -und- noch mehr Dichter…..