Was bisher geschah..
Sie riefen mich kurz nach Mitternacht an. Alte Bekannte. Keine Namen. Corona-Frustierte. In diesem Fall Corona-Theaterfrustrierte. Kein Theater spielte, nirgendwo. Nur Streams, Streams, Streams. Menschen, die auch nicht in ihren Autos sitzen wollten um ein Livestream auf Parkplätzen zu sehen. In einem alten Forum hatten sie sich getroffen und wollten dann eben selbst Theater spielen. Heimlich, illegal, auf einer offenen Bühne. In der Dämmerung, die ja auch in diesen schrecklichen Virenzeiten so spät einsetzt. Improvisieren wollten sie, vor Ort den Plot erarbeiten. Ihren Kindern hatten sie die Spielzeugautos weggenommen, wollten vielleicht sogar Autokino spielen. Klappte nicht wirklich. Es waren zu viele gekommen. Weit über 50, in diesem unseren kleinen Park. Einige der Frustigen erinnerten sich an mich, dass ich vor Unzeiten Theater schrieb und inszenierte, sogar spielte. Für Amateure. “Das war vor mehr als 30 Jahren”, murmelte ich. Nebenan wohnte. Als Rentner wohl verfügbar sei. Bügerbühnen erfahren.
Ich sollte ihnen helfen. Vielleicht einen Parcour erstellen im Park, mit Stationen, wie es die Profis für die Amateurtheater gerne produzieren, ihr kennt das ja. Wie früher in den Stationsspielen im Zeltlager.
Nur mit einem Traingsanzug über dem Pyjama rannte ich ‘rüber, hatte meine Snippets dabei, warum weiß ich nicht mehr, sah die Meute und erfasste sofort, dass wie üblich die Corona-Spinner dabei waren, braune Spinner mittendrin und schrie laut: “Flieht, ihr Narren”, die Kontrolleure kommen. “Närrinnen”, rief sie, ihr wisst schon wer. Und sie flohen. Einer verlor sogar seinen Schuh, samt unbenutzter Maske. Meine Snippets fielen mir aus der Hand und bildeten das Beitragsbild. Der Frauenschuh lag auf dem Männerschuh. Ich staunte. “Flieht, Närrinnen und Narrhalesen”, flüsterte ich.
Ich grölte vor Lachen, kam runter. “Schalt dein bescheuertes Forum ab”, sagte ich dem Anrufer, der nicht geflohen war. “Geht nicht”, sagte er, “da ist mein Chef und ihr Hausarzt mit dabei, du kennst sie ja, bitte mach was, die rasieren mein Nerven.” Ich sah ihn an, an ihm vorbei und da war dieses Brücklein über nichts, das früher in seligen Tulpenschauzeiten ein künstliches Bächlein überspannte. Ich hatte einen neuen Siegfriedsbrunnen gefunden. “Wir werden Nibelungenspiele abhalten”, sprach ich mehr zu mir, “die echten in Worms fallen ja auch aus. Mord am Brückentag”. Ich nickte, pfiff das Tulpenlied ,ging und nahm die Snippets mit. “Frauenschuh”, winkte ich, lief ‘rüber. Der Schlaf fiel schnell in dieser Nacht.