jahreszeiten

(wahrscheinlich 1985 enstanden. Gepostet auf Wunsch von @db_uebersee)


( meinem balkon gewidmet )

frühjahr

grellgelb
schimpft
der goldlack
den keimenden weizen
fussballrasen
und
lacht
dem
blauen himmel entgegen
auf der
autobahn
ziehen
die
lemminge
immer die gleiche spur

sommer

die lemminge
in fahrenden büchsen
singen ihr
lied
trotzig gegen
den rauschenden wind
einsame lichter
beschäftigen block a
drüben in biblis
der
weizen goldgelb
hagelgestylt – resigniert
ist zunächst der fasanen
dann der
blech-lemminge
brot

herbst

tosend toben winde
bunt-beladene blätter
blasend
den
lemmingen zum fraße
wotan würgt winde
odin
lockt
die lemminge lachend
in seinen
wald
sauer deshalb
siehe oben

winter

schlitternde lemminge
durchfurchen die nacht
frierende lichter
durchbrechen die selbe
weihen sie
neu abgasgeprüft
heilige nacht
einsam friert eine
zigarette
zischt fröhlich im schnee

Nur Nebelchen noch

Zwischenhalte im Nebel
dreißig Blätter fielen schon
alles gelbe keine roten
Das Grün schmilzt in
fahlen Sonnen als ob
der Mond nicht käme
nie mehr und der
Winter bläst noch Lauber
Gummis reifen in Garagen
ungedieselt geschwärzt
Zwischen den Halten
wieder ein Jahr und
dann das Eis

Anhören:

Altstadt April 2013

Gewidmet diesem Frühling, der ein Winter war

Untergänge trödeln
zwischen Neubebauten
Fachwerk quietscht
Keinhaus röhrt
in Zwischengassen
Motoren blasen Laubgebäck

Glanz kauft Gloria
und diese Zigarren
die Opa ärmelschonte
und Oma schänkenhäkelt
Maria an der Wand
Regina und ungewickelte
Putten Jesus so fern
Ein Glöckchen
zu Röckchen
kleine Nazis
händeln Halleluja
Streußel bienen
Burg

Verpackt als ob
die Zeder den
Mammut vögelte
heidlich wenn der
geheime Rat Minna
den Arsch sohlte
oder so und die
Butzen scheibten
Santana grölt
black & magic
ach woman
Pflaster ziehen
blank in
Regen

In der Nähe
hier eingekeilt
zwischen die Euros
und Vermögen
aus gekalktem
Overlay
Gang 7 und
Dolce und die
Sehnsucht nach
Ludwigshafen
samt
Dreck
Gestank
und Sand

Windliebe auf dem Rad, ich komme, ich komme

Ich streichle das Gesicht dieses Windes, wie er meines. Die Nase läuft, während mein Rad gen Westen in seine Arme läuft, kaum ein Fortkommen, so heftig bläst er nur für mich, treibt die Wolken dort oben zu meinem Vergnügen, über mich, hinter mich, an die Hänge der Bergstraße, bis sie platzen und steigen, den Hochnebeln gleich, an dem Minarett vorbei, das heute Nacht wieder grün leuchten wird. Er küsst mich, nein mein Wind ist kein Mann, umfängt mich, spielt mit mir. Nicht so heftig, mein Freund. Ich bin ein alter Mann, meine Knie ächzen, meine Fußgelenke stöhnen, nicht ganz so kräftig. Ja, so. Ich spüre dich durch die dicke Jacke unter der Kappe, auf den Schenkeln, langeunterhosenbedeckt. Ich gebe mich dir hin, erschaudere und dort, ich komme, ich komme. Ah, die Garage, ein Taschentuch und atmen, atmen, atmen. Der Wind, der Wind, das himmlische Kind.

Eis bis’n Delta

Dort dort
hinten lauern
die Schmeissfliegen
und Schnaken und und
Eintags auf dem
Heimweg in das Delta
und nein ich friere
nicht so wie damals
im Sommer als Du
sag nicht
Schlittschuhe
hüben und drüben
dem Delta entgegen
und Händchen halten
ich ziehe doch deswegen
keine Handschuhe aus

ganz dahinten im Eis
wir fließen
ich neine ich
unter dem Eis
ach der Schnee war
geschoben

sag nicht Vanille zu
mir