Musik verkommt

immer mehr zu einer Art Hintergrundgeräusch. Am Sonntag bin ich aus dem Jazzkonzert geflohen, weil eigentlich keiner der mich umgebenden Menschen wirklich DIESE Musik hören wollte. Hardcore-Jazz, wie der Moderator in Mannheim Tags zuvor befand. Man geht zu solchen Konzerten scheinbar nur, um Hintergrundgeräusche zu vernehmen, verlässt sich darauf, dass alles so hoch verstärkt wird, dass man gemütlich dabei über das Mittagessen, und was weiß ich schwätzen, labern kann oder der deutschen Lieblingstätigkeit huldigen, dem piensen über die Welt, die Regierung, dass man nicht mehr rauchen darf, wie es Gott befahl, die Ausländer und die missratenen Kinder der anderen und das zu Latinjazz vom feinsten, mit dem Hang zur Melancholie. Immer wenn die Musik leiser wird, der Schlagzeuger die Besen nimmt, die Tempi wechseln, das Schema Dominante, Subdominante, Primakkord durchbrochen wird und nicht der Bums auf 1 zum mitklatschen einlädt wird es noch lauter. Faszinierend dann immer, dass zum Ende der Soli das Geplärre fast aufhört und allgemeines Geklatsche einsetzt (als ob man dankbar wäre, dass es überwunden sei, die Plagerei), man ist ja schließlich beim Jazz, da macht man sowas und dabei die leise einsetzenden Töne der folgenden Soli wiederum begräbt. Man sollte für diese Menschen mehr Groove engagieren, statt Swing. Manchmal bin ich froh kein Musiker zu sein. Ich würde es nicht ertragen, dass man mir nicht zuhört.