Manchmal nur manchmal

beschleicht mich die Sehnsucht nach einer ordentlichen Religion, in der ich aufgehen könnte, aufhören zu denken, einfach nur glauben und all die Riten einhalten. Das ist so viel einfacher, doch ich weiß was das ist. Aber trotz eifrigem Bemühen, ich kann es nicht. Nicht mehr. Es klingt alles so hohl, so aufgesetzt. Selbst bei diesen großen alten Messen der Meister muss ich die Texte ausschalten, die ich immer noch auswendig kann. Et in terra pax hominibus. Es ist mir nicht mehr vergönnt. Ich muss alleine da durch, tapse und sehne mich nach Riten. Aber keine Sorge, das geht vorbei. Heimlich schleiche ich mich in einen Gottesdienst Eurer Kirchen und schwupp, ist es vorbei, das ewige Ritual, nein, es geht nicht. Ich kann alleine Stunden in diesen großen alten Kirchen verbringen, in aufgelassenen Klöstern, Kapellen, Kreuzgänge rühren mich zu Tränen. Ich finde dort Ahnungen zu Transzendenz und Dimensionen, die mir sonst verschlossen sind und wenn ich dabei ungestört meine Kopfhörer tragen darf und Musik hören kann, dann könnte ich an was auch immer glauben, ich könnte Gebete schreiben an Götter, die es nicht gibt. Da ist etwas in mir, in den Gebäuden, der Musik, das Künstler, Handwerker, Architekten entstehen ließen, das jenseits Eurer Religionen gut ist, schön ist, mächtig ist, irgendetwas anrührt, was in mir ist, da draußen ist, aber das hat nichts mit dem Vollzug Eurer Religion zu tun, mit der Theologie, der Lehre. Es ist etwas anderes. Und so ziehe ich umher und freue mich einfach, dass es diese Dinge gibt, die Musik, die Kirchen, die Moscheen, die Synagogen und die Transzendenz.