irrlichter, gedichte von silke heimes

Silke Heimes, „irrlichter“, Gedichte, Wiesenburg Verlag Schweinfurt,
isbn 978-3-940756-34-3, 101 Seiten, 189 gramm, September 2008.
Im Fachhandel erhältlich und bei der Autorin hier.
Und online sogar schon da. Für die Schnellen unter Euch.

Den ganzen Morgen vertrödelt in den ElektroBüchern, umformatiert, gelabelt, gemacht getan, nur damit endlich alles im Kasten ist, die Sinne frei werden, nichts mehr zu tun ist außer zu schreiben und dann noch die neue Festplatte und zu den Gedichten geklickt, ja noch alles da, die Texte und gar nicht mal so schlecht dieses hier und dann kam die Post geklingelt, weil es nicht in den Briefkasten ging, eine Büchersendung. Ich habe nichts bestellt tropfte ein Gedanke auf den Absender. Silke. Ahhh.

Und dann heute Abend, als alles ruhte und der Bach aus den Lautsprechern wisperte wollte ich ganz vorsichtig die Gedichte belesen, aufpicken, sondieren.

Wie werden Gedichte von Silke sein, ich hatte noch keines gesehen, gehört, nur die Geschichten und das ist doch immer eine andere Geschichte, diese meist atemlosen Dinge, vertrickt vertrackt, schön von den Lippen getropft und die doch zwicken, unruhig rutschen lassen den Hintern, auf den Stühlen der Bequemlichkeit. Und nun Gedichte. Ganz langsam, mikel, ganz langsam, mal sehen, so eins Tag für Tag, mal sehen, wie die Gedichte denn so sein werden.

Ich fraß sie,

eins nach dem anderen, musste keines zweimal lesen. Alles in kleinen Buchstaben, wie bei mir noch vor 3 Jahren, ich weiß nicht, ich hatte Sehnsucht nach den großen, aber sie fehlen nicht bei Silke, es fiel mir erst zur Hälfte auf.

Das ist eine andere Silke. Und doch, die „passanten in bademänteln“ sind da, irren durchs Blickfeld, aber sie sprechen selten, agieren nicht, sind da. Alles ist da. „die blaue stunde“, die ich auch so gut kenne, die Müdigkeit, jenseits des eigentlich beschreibbaren, die „fortgetriebenen küsse“ fort und fort.

Das ist eine klare Sprache, selbst die Kurzformen um Aussage bemüht, nicht drum herum gerannt, drin geblieben, nach außen gedrängt. „ein wahnsinniger nennt seinen namen: gott“. Nur der Doppelpunkt gilt als Satzzeichen. Keine kursiven Sätze, das würde auch nicht passen, kursiv, nur manchmal zentriert, kaum ein Gedicht über zwei Seiten.

Die „cut ups“, mit den „achtbrüstigen frauen“ zetern noch einmal das Gezerre in den falschen Welten, demaskieren die Hypes, lassen „Nachrichten“ zu Banalitäten zerfallen. „08.06.2008 17:37, Darmstadt. 23,5 °C, erst regnerisch, jetzt sonnig, wolkenlos“ steht ganz klein, 5 Punkt Garamond, schätze ich, steht oberhalb von Seite 27. „utopia in unterhose“ steht darunter. Ich kann mich deutlich an den 8.6. erinnern, steht irgendwo hier, was ich da gemacht hatte und die Gedichte die ich dann noch schrieb, stehen in der Datenbank. Seltsam sie waren ganz anders und doch.

Im Anfang dachte ich, da könnte das von mir dazu passen und das da und doch wären es ganz andere, eine andere Geschichte wäre das.

Und „utopia in unterhosen“ ist auch mein Favorit. Seite 27. Das habe ich jetzt schon mindestens fünf mal gelesen. Nein, die „irrlichter“, Seite 54, sind nur die Nummer 2, bis jetzt wenigstens, ich werde das Büchlein noch ein paar mal lesen die Tage, denke ich mir, es wird so schnell kein Bücherbord finden.

„…..
haben den boden verloren
und geleuchtet
schön wie irrlichter“

Yepp, was gibt es sonst noch zu sagen, alles andere wäre „weiß auf weißem grund“