Gebete eines Agnostikers #4 – Bin ich?

…diesen Gott gäbe es nicht. Es sei ein Falschgott, ein Dämon, ein Schatten des wahren Gottes. Man dürfe auf keinen Fall zu ihm beten. Mein Lächeln versteckte sich im Ernst und winkelte den Mund nach unten, wollte überleben. Ich wusste nicht was beten ist. Natürlich kannte ich das Wort, hörte die Menschen von Türmen brüllen, aus Kirchen dröhnen, Orgeln jaulen, Rosenkränze schwingen, aber ich wusste nicht, was beten bedeutet. Dessen ungeachtet war diese Unerkenntnis nicht so schlimm, wie das Wissen, dass ich weder jenen falschen, noch den wahren Gott kannte. Noch schlimmer die Tragik des Nachdenkens. Was schadet ein Gebet, was das denn dies auch sei, zu einem nicht existenten falschen Gott? Es geht ins Nichts. Da ich auch dem wahren Gott in hintersten Zentren meiner Gehirnwindung keine Existenz zubillige, wären alle Gebete harmlos. Gingen ins Nichts. Prallten in die Nichtexistenz. Sind sinnlos. Oder ist daher dieses Nichts, das Nicht-Seiende der Gott, der weder falsch noch wahr ist, sondern NICHT ist, der wirkliche Gott, der Nichtgott sozusagen? Treffen ihn doch letztlich alle Gebete, was immer auch solchiges sein mag. Erschaffen die Gebete der Menschen erst die respektiven Götter im Nichts? Ich MUSS beten lernen. Ich bräuchte doch so dringend einen Gott, der mich erschafft……