Despektierliches vom Preisträger.

Ich bin halt Blogger und bleibe es. Jawoll ja. Und Blogger äußern sich, auch wenn es sich nicht so ganz harmoniefördernd liest.

Jetzt war ich innerhalb kürzester Zeit auf 2 Literaturpreisverleihungen. Mein Unbehagen am Räuberpreis habe ich hier ja bereits formuliert. Ganz offen. Mach ich mit Bockenheim auch, jetzt, hier. Dass mir Lyrik an Biertischen näher liegt, als die oft verkrampfte Kultur der Leuchtturmwärter, sagte ich ja dort bereits, auch wenn es beim Winzerfest Weintische sind. Und Literatur im Festzelt finde ich gar nicht absurd, sagte ich auch schon einem Jurymitglied in Bockenheim. Das hat mir aussnehmend gut gefallen. Da waren auf alle Fälle, ich schätze so 300 Menschen da, die AUFMERKSAM und bewusst Lyrik hörten und erlebten, kam mir jedenfalls so vor und bei 51 Autoren, die eingereicht hatten, konnte das nicht nur das Umfeld sein.

Das waren mehr, als ich mal Durs Grünbein, den alt Suhrkämpen und Büchnergezeichneten, zuhören sah, im Technik Museum Mannheim. Das waren VIEL mehr, als Räuberlesungen je anlocken werden.

Ich will aber nicht verschweigen, dass die meisten der vorgetragenen Texte nicht mein Ding sind. (Sehen wir einmal von Rudys und Manfreds Texten ab, die ich ja bereits kannte.) Nein, nicht volkstümlich sind die,

eher bieder, gehobene Hausmannskost, Leichtigkeit vortäuschend. Nein ich sag’s nicht, ich sag nicht Volkskunst. Das Volk sind wir alle, gell. Aber ich habe keine Berührungsängste mehr. Zu beiden Seiten hin nicht. Nicht mehr. Ich werde weiterhin den Kopf schütteln über solche unrhythmischen kursivgestrickten, zusammenkonstruierten Werke und ich werde auch in Zukunft nicht verstehen, warum man über Weck, Worscht und Woi schreiben will. (Was man den Bockenheimer Autoren nun gewiss nicht nachsagen kann, dieses Jahr wenigstens.) Aber ich MUSS das ja alles nicht verstehen. Ich werde wieder mehr im Dialekt schreiben. Auch wenn unsere Sprechart, hier rechts des Rheins, in der Ebene, nicht diese leichten Hüpfer der hügeligen Pfalz kennt, Dornfelder-driven, sondern eher breit und träg an Brauereien vorbei, dampfhammer-gestählt daherkommt.

Es hat gut getan den Preis zu bekommen, es bestärkt mich, ohne dass ich jetzt auf Impact schreiben werde, um Awarness zu bekommen. (Ich wollte einmal, nur einmal, diese Buzz-Words der PR-Typen auch mal hinschreiben. Die Metropolregion Rhein-Neckar sucht nach Leuchttürmen für ihre DAX-Firmen. Sollen sie machen, die Vorstandsherren, die Institute, die Mannheim zur Hauptstadt der deutschen Sprache machen wollen, die Stiftungen, die so gerne verschweigen, wie einst das Geld dazu erbeutet wurde. Dann sind sie aus dem Weg, in der Höhe. Das ist alles PR. Interessiert die Menschen, die hier leben, nicht wirklich. Ich wussele lieber unten herum und staune und gucke und leide von mir aus. Ich schreib was ich will, für alle die es hören. lesen wollen und auch wenn es Unbehagen bereitet, was in Bockenheim nur ein ganz klein wenig zu spüren war, ich werde dabei sein, solange man das will. Punkt.
Was juckt mich das bürgerliche Fäulleton? Wenn es mich wahr nimmt, na dann, aber ich werde es weiterhin so wahrnehmen, als Fäulleton. Das habe ich gerade wieder gelernt, in der Straßenbahn, auf der Heimfahrt durch Ludwigshafen, von Bockenheim kommend. Die subversive Kraft des Dialekts habe ich schleifen lassen, kommt nicht mehr vor!

Und deshalb Danke für den Preis. Auch deshalb, natürlich, wem schmeichelt nicht ein Preis, welches Ego kann da wirklich verneinen?