Immer wenn ich Halle 3 der Frankfurter Buchmesse betrete und die Unmasse an Büchern sehe trifft mich sofort ein ungutes Gefühl. Schuld. Ein klein wenig beschleicht mich diese Schuld sogar schon wenn ich meine eher gemütliche Bibliothek betrete. So viele Bücher und so viele habe ich noch nicht gelesen und mein Leben würde nicht ausreichen auch nur einen Bruchteil davon wirklich zu lesen. Aber Bücher wollen doch gelesen werden. Ich beruhige mich dann immer, dass es doch noch mehr Menschen gäbe und es gibt bestimmt mehr Menschen als Bücher, oder? Es kommen einem Zweifel, denn es scheint, als ob jeder schreiben würde. Jeder. Ok, ich auch, wie man hier liest. Der erste Impuls sofort wieder heimzukehren wird unterdrückt, die Schuldgefühle bei den anderen abgelegt. (Wie sowas habt ihr nicht? Eine Stelle auf der Seele, wo die Schuldgefühle bequem geparkt werden können?) Aber dann erhebt sich die Seele und stürzt sich auf die wohlfeilen Bücher allenthalben, denn als Freizeitautor mit Brotberuf wähnt man sich ja frei von all den kommerziellen Hauptsachen des Literaturbetriebs, denn Bücher sind zunächst ja einfach Waren, die verkauft sein wollen. Man ist ja nicht Teil des Literaturbetriebes, kann ihn zynisch lächelnd bestaunen und sich amüsieren. Also das erste Buch bei den Kleinstverlagen aufschlagen, eine Anthologie, und wer prangt da? Heidrun-Auro Brenjo, Webring Lyrik Mitglied und Bloggerin auf dem Weblog Lyrik. Hüstel, auf meinen Seiten. Schnell weglegen. Aber ohne mein Zutun geht es weiter. Ich hab hier beschrieben, wen ich bekanntes in Buchform noch traf. Irgendwie hat sich das zu mir durchgearbeitet. Mein Schuldgefühl pocht. Ach was, dummes Zeug, tut doch gut, wenn man in der Ferne Bekannte trifft. Diese überbordende Masse an Gedanken, Fakten, Geschichten, Menschen und all deren Torheiten und Größe zwischen den Buchdeckeln in Frankfurt da und um sie herum beweist doch schließlich eins: Wir Menschen können mehr als uns mit Speeren, Schwertern, Kanonen und Atombomben bewerfen. Ein tröstlicher Ritt ins Wochenende. Um so tröstlicher, wenn man mit Bekannten dort Bekannte trifft und sei es nur zwischen Buchdeckeln.