Der Frühling wäscht sein blaues Bad

All die Tage, die ich überlebte verspotten den Tod, der gemächlich Frühlingssonne tankt, draußen auf der Bank, die alle Eile schlachtet.

Jeden zweiten Donnerstag üben die Frauen des Laurachores Croft in Saal VI richtig trauern unter der bewährten Leitung von Adelheid Schmitt.

Der Duft dieser Melodie sprüht Stille durch die Blumen auf mein Bett

Und wieder blühen die Kirschen, schreien ihre Pracht in den blauen Himmel. Wie jedes Jahr werde ich erst die Früchte verstehen und die fallenden Blätter, die leise lächeln.

Gesänge aus Harddisks und Sticks grölen zwischen die Furchen, die Traktoren säten. Wer denkt schon an den Schweiß der Ernte und die Käfer.

Ich verlier mich im Safe der Versicherungen.

Die Kriege fliehen, werden von den Unternehmen in die Gazetten verlegt, wo man sie weiter verführt. Sieben Sonnen schmelzen das Gestern, wir hören den Schnee.

Drei Mal im Monat treib ich Tränen durch die Mäuler der Fische, als Meerschaum geboren, an Deinen Strand. Leise summt die Invasion.

Diese Weilen langen wir durch Dick und Dünn.

In Zeiten die nach Seife riechen, schweißlose Arbeit durch die After rauscht, schütteln wir Hände und Köpfe, stöhnen wir durch lange Nasen.

Hinter die Gedanken, die wie Pilze in leeren Kohlenkellern auf Stroh gebettet schimmeln, feilen ungeweihte Schwingen Reden für den nächsten Wald.

Waschmaschinen für Flügel engel ich Dir im stromlosen Paradies. Wer kohlt den schwarzen Mann?

Schmale Grate schwingen sich entlang der Mittelstreifen durch die Gebirge, wachsen zwischen Himmelfahrten, wer kennt die Kommandos, Du, Bimberle?

Blasenfrei und schaumlos wachsen wir Kerzen, lichten uns.

Werte unter sich

Der Respekt dröhnt
trunken durch die Hallen
der Anstand küsst die Gnade
unter den Betten der Etikette
staut sich der Meterhoch

Auf meinem Dreirad bläst die Pauschale
Auszugskonten kreuzen im Wind

Kannst Du mir
diesen Wind waschen
solang ich die Wolken küsse
wir fliegen unter die Brücken
Kraniche pflügen Furchen in die Stirn

Nachtleben

Poetik

Ich fühle also
bin ich
wer schreit da
abgehoben
ich sitze
mit dem Arsch
fest auf meinem
Wolkenstuhl

Theater

In meinem Kopf
spielt das beste
Ensemble
alles live
ach was authentisch
Bühn is Bühn

Konzert

Im Tunnel
den ich grub
von Gehirn zu Rinde
spielt heute John mit Paul
Yeah Yeah Yeah

Grauen

Schon wieder
ritz ich
zwischen die Zeilen
des Nachtgrauens
Liebeslieder
aus vernebelter
Spucke lippenleicht

Schule

Mein Bett
leert mich
jede Nacht

Sich wandelnde Wandlungen

Statt zu
morden und branden
schatzen und vögeln
die Ungeheuer
seit Freitag
bis weit nach Mitternacht

Nachrichten

Ja es wird
auch heute wieder
zur Nacht geliebt
gevögelt und gefickt
ich male ein
Kreuz auf den Halbmond
neben Hammer und Sichel
die Adler fliegen
von den Flaggen
wer machte die Staatsoper
rosenblühn

Sportschau

Meinen Hang zu
Shakespeare
wedelst Du
auf schwarzem Schnee
mit blütenweißen Ski

Wetter

Heute wieder
regnet das
Wetter Daten
ins Amt
die Feuchtigkeit
dörrt in Spülmaschinen

Feuilleton

30 Dosen
unverwüstlicher Kultur
vom
Designer
gibt’s beim
Discounter
unter der Theke
nahe bei den Erbsen

Wann hätte es je geholfen

Mahnwachen
Kerzengelichter
Menschenketten
Gebetstreffen
Avatare schwenken
Bildchen fleißen
Tränen schleifen

Wann hätte es je geholfen

and a one and a two
and ä Äpplewoi

Lieder will ich schreiben
Lieder aus tiefgefrorener
Wut Rotz und Zungenkuss

Sanft streicht meine Stirn
über mein Gemüt wischt
den Schweiß und
lacht mich aus

and a one and a two
and ä Applwoi

(So könnte das was werden, mit einem neuen Stück. Wäre das nicht ein prächtiger Anfang?)

Übersetzer

(Bittgebet eines Agnostikers zum Tage)

Übersetzer

Wir, die wir keinem Gott
anhängen weil wir vielleicht
keinen gefunden haben
also wir, wir, könnten
vielleicht übersetzen
damit sie einander verstehen
oder zum Grill einladen
gerne auch vegan und
wir werden schon etwas
finden, was uns allen schmeckt
und was halt allen erlaubt ist
zunächsteinmal
Wir könnten auch zusammen
singen und tanzen
dichten und trinken
was auch immer
wir möchten
manche vielleicht
auch küssen und mehr
Wir könnten dann die Liebenden
beschützen vor dem Missmut
könnten wir alles tun
und aufhören uns zu fürchten
dass sie uns zu ihrer Gottheit
zwängen oder schlimmeres
könnten wir tun
und trauern um Charlie
aber sorry, ich brumme lieber
summt doch mit:
je suit mois