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Mein nicht nominierter Beitrag zum Mannheimer Literaturpreis der Räuber 77 zum Thema “Ohne Netz”

Kein Netz, seit Kilometern schon nicht. Kein GPS. Kein Telefon, keine SMS, keine Mail, kein Facebook, nur die Vögelein twittern und seit dem letzten Hof hatte ich auch keinen Menschen mehr gesehen. Ich war alleine. Im Wald, keine 20 km von der nächsten großen Stadt entfernt. Kein Kopfhörer, keine mp3, kein Radio.

Nur das Rauschen. Bäche, Bäume, Sträucher. Ich entfaltete meine Einsamkeit aus dem Rucksack und trug sie vor mir her, darauf vertrauend, dass sie sich auflösen würde, wie immer, im Alleinsein.

Und dann kam sie. Dort. Wartete auf dem untersten Ast des Baumes. War es eine Eiche? Wen interessierte das. Sie war da. Dort. Verharrte, negierte mich, wie immer. Wartete. Ich spinne nicht. Ich nicht. Bebaumt und ich ohne Netz. Mein letzter Tweet tanzte um meine Füße, netzlos, 140 Zeichen, buchten, stabten, fingen Worthälse im Staub des Waldweges, weg, weg, weg, ich will. Doch nicht weg.
Sie war da, wie immer. Das Ziel, der Weg, weg weg weg. Dort. Ich musste, muste. Sie war da und stieg, ohne Eisen, vom Boden, oh und wieder nicht. Kein Boden, doppelt schon gar nicht,. Nachsteigen. Mein ich, ohne Netz, seit Kilometern. Da Sie. Dort SIE. Und stieg, kein Netz, nein, jetzt kein Netz. Und die Magie zog, sie zog des Weges, mich, dort.

Ein Buch, eine Buche vielleicht und ich stieg auch aus diesem Netz. Netnet. Netzlos. Und stieg, wie das Kind, das ich nie war. Kindisch kindisch. Stieg dem Buch oder war es doch eine Buche, dort hinauf, hin. Auf, auf, auf. Hinauf. Ich stieg aus dem Boden, dem doppelten des Buches, pssst, der Buche, dem Stabe entronnen, dem Stab. Ihre Augen fixierten mich, fix, mach, fix. Und ich folgte ihr. Folgsam, folgsam, ein liebes Kind. Die Folgen, die Folgen. Follower, die Folgen. Hinauf, hinauf dort, an den selbstgesägten vorbei, den Ästen, den Astlöchern des Buches, pssst, der Buche, BuchBuchBuch.

Noch ein Ast, ich lachte. AstAst. Ein Lachen. Zwei. Ich buchte. Hinauf, Und da war sie. Auf der Buche, in der Buche, um die Buche herum, tausend Stabe. Millionen Stabe. Ich spinne keine Geschichten, ich spinne nicht.
Und sie spann. Aus dem Tablet. Stab für Stab im Buch, pssst der Buche. Kein Netz, weit und breit. Sie spann und ich war gefangen. Für immer. Im Buch, psst auf der Buche, kein Netz weit und breit. Nur die Staben und ich und sie begann. Webte die Staben um mich, fester, fester schrie ich. Ein Fest. Fester, fester, ein Fest. Und sie spann,
Kein Fenster blieb offen, keines der Fenster, window, window, ohne Netz spann sie ein Fest, buchte, buchte Staben. Still und starr ruht mein See. Am Baum, der Buche, im Konkon. Dichter, fester, dichter Dichter, Dichter, Dichter. Gewebt, gewebbt. Der Weg ist das Web. Netzlos, ohne. Ich konnte nicht fallen, was brauchte ich Netz im Gewobensein. Sie wob, wob, wob. Ich war und blieb. Bleib, bleib, bleib. Und las. Aufgelesen, ausgelesen. Seiten rauschen, Worte tauchen, mein Ich in den Tiefen der Datei, zwischen den Sätzen, an Kommata geklammert. Da war sie tief in mir, ich auf ihr in ihr, im Reader, die Semikolons zwischen den Zeilen erklommen.
Und das Netz blies, meldete Fern, entwebte mich. Staben rissen. Ich hatte wieder Netz, umfangen, strahlend. Die Tweets lachten. Und doch an diesem Buch, psst der Buche hing eine Teil von mir, verwoben, bestabt. Für immer. Und das Netz wob mich wieder den Weg entlang. Sag nicht Ziel zu mir.

Drohnenglück et cetera

Ich fliege nicht. Ich schwebe mich. Ich sitze auf einem Melkschemel im Welschkornfeld und lese. Cummings. My sweet all etcetera. Auf dem Feldweg landet eine Drohne und aus ihrem Lautsprecher erschallt die Stimme ihres Herrn. „Bis du glücklich?“ „Ich glücke, das sieht man doch“, schreie ich zurück. Ich glückste. „Und du?“ „Eine Drohne ist immerglücklich, wenn sie fliegen darf und spionieren.“ „Darf ich auf dir reiten?“, fragte ich. „Nein, du glückst.“ Die Drohne startete stinkend und entschwand, weiterspionieren. Mein Melkschemel kicherte einbeinig und tanzte Salsa mit mir. Es war schließlich ein Welschkornfeld. Ich verpackte mein Glück in einer dieser Kunststoffdosen, die auf Parties verscheuert werden und pfiff. Noch eine Drohne kam und ließ mich reiten. Wir stoben durch die Lüfte, glotzten in Akten, ritten durch USB-Schächte in Festplatten, glotzten in Schlafzimmer in denen kopuliert wurde, wanzten in die Beichtstühle der Finanzverbrecher, loopten in die Seelen der gottlosen Geistlichkeit. Wir sahen, hörten, ahnten, sammelten und wussten doch nichts. „An der Seelendrohne arbeiten wir noch“, sagte sie und gefror zu Machtschnee, geschlagen aus dem Eiweiß der Froschgesänge, im Nimmerland des toten Gottes. Ich holte mein Glück aus der Dose und las weiter. Cummings. Et cetera. Ich fliege nicht, ich schwebe mich.

Kola Krabamba

(Den Kölnern, denen es gerade nach Liebstöckel stinkt gewidmet, aus einer länsgt vergriffenen Anthologie..)
Gehacktes. Wiederzusammengefügt. Geformt. Gebunden. Gewürzt. Gebraten, scharf, medium. Kräutlein, frisch. Edles Backwerk. „Linke und rechte Hand formt einen Kreis mit Daumen und Zeigefinger“. Unzentatzen Knoblauch samt Ringen von Zwiebeln, kross. Senfpulver und 2 Cornichons. Und dann, dann drehte er durch, zerriss seine Seele, platzte im Kragen, den ich ihm täglich nähte. Ich tröpfelte diese Sauce darüber, rot wie die Sonne im Osten, als wir uns das letzte Mal liebten, vor dem Morgenschlaf.
„Ketchup !“, schrie er und schlug mich das erste Mal, hart und widerspruchslos. „Ketchup !“, schrie er, rannte in die Küche, riss die Türen der Schränke und Schubladen auf, und dann, dann fand er meine Schande. Gaggi, Fnorr. Tüten. Fläschlein von Meinz. Dosen. Meine Augen schwollen und als die Sonne unterging, bat ich um Verzeihung, aber er ritt davon, auf seiner BMW. Gehacktes. Ich sah ihn nie wieder, und den Tag, als wir im Mäcks Gedichte fraßen. Nur Gedichte, Salsa, Country und sonst nix.
Kola Krabamba.

Der kleine Rasenmäher hasst das Internet

[Danach war mir gerade, mal sehen, ob die Stories vom kleinen Rasenäher noch weitere Fortsetzungen finden werden, klick hier ]
Es war einmal ein kleiner Rasenmäher und der hatte Kummer. Seine Kumpelin war umgebaut worden. Er traute sich immer noch nicht, sie Freundin zu nennen, obwohl er zu gerne ihren Tank mit seinem Diesel gefüllt hätte, aber das wusste sie ja nicht. Sie hatte jetzt bluetooth und wLan, Linux und Android, die Apples in Kalifornien wollten ja nix mit Rasenmähern zu tun haben.
Der kleine Rasenmäher fragte seinen Papa erst gar nicht, ob er denn auch umgebaut werden könnte. Der schnitt glatt durch die Rosenbeete, wenn er das Wort „Internet“ nur hörte. Er fand, dass nackte Tanks von Rasenmähern und offenen Kabel nichts für ordentliche Geräte wären und außerdem die gedruckten Kataloge von Rasensamen von amerikanischen Gangsterkonzerne in Dateien verwunschen würden, von diesen bösen Zauberern, die sich in BarCamps ihren Hexenmessen hingäben und eine neue re : publica errichten wollten, wo es keine Arbeit für Rasenmäher mehr gäbe. „Die“ wollten wieder alles mit der Hand sicheln.
Und so stellte sich der kleine Rasenmäher vor, wie er zusammen mit ihr virtuell den Vorplatz des Touch-Mahalls mähen könnten, oder Präriegras in Texas durchdieseln, fast schämte er sich seiner oktuellen Gedanken.
Da hörte er laute Hilferufe,

SIE!

Und er war ungetankt! Seine Zündkerzen standen senkrecht, er konnte sich nicht beherrschen.

SIE!

Und dort drüben standen die jungen Rotzer mit ihren Smartphones, mit bluetooth und wLan und lenkten SIE im ZickZack durch den verwunschen Vorgarten von Tante Angela, den seit Jahren niemand pflegte, dort wo wir einmal unseren eigen Rasen in die Wildnis mähen wollten. So dachte er sich die Sache in seinen gedieselten Träumen. Und hätte er jetzt auch wLan könnte er diese Typen zurücktrollen, in ihren Twitterhöhlen bekämpfen ihr Fatzebuch zerstören.

Er begriff, dass dies gar keine Hilferufe waren, sondern Juchzer. Und dann fuhr SIE ‘rüber zu diesen Typen und retweete sie, likte den Anführer und er hatte kein Diesel.

Ich respektiere meinen Vater, den Mähdrescher und meine Mutter die Elektrosense. Sie haben Recht. Die wLan-Welten sind nichts für anständige Rasenmäher. Es fehlt noch, dass es Piraten gäbe im Reich der grünen Rasen und wir Anker entmoosen müssten…..

Die wilde Jagd

Heute schon Wäsche aufgehängt? Nein, nicht das Fähnlein in den Wind, wie immer. Richtig, Wäsche gewaschen und zum Trocknen aufgehängt!
Heute ist der 31.12.2012 in der Bundesstadt Bonn und dies ist die heiligste Raunacht! Da darf man keine Wäsche waschen oder gar aufhängen! Kann man nachlesen, goggelt es gefälligst selbst! RAUNACHT! Nein, das hat nichts mit den Mayas zu tun oder anderen exotischen Volksmassen. Das ist von hier! Um Euch herum. In Salzburg wandeln sie sogar umher deswegen. Denn wenn ihr doch habt und ihr habt, wenigstens potenziell, dann wehe Euch! Wehe! Denn, wenn ihr gegen die Gesetze der Raunacht verstoßen habt, dann kommt Euch die wilde Jagd holen. Kann man auch wikipädieren.
Die wilde Jagd. Tausende von Geistern. Ermordete Seelen, gefallene Seelen. Angeführt vom Schimmelreiter und der Frau Holle. Sie reiten seit Tausenden von Jahren in den Wolken vom Sturmwind gepeitscht, erschrecken die Piloten von RainerAir und Konsorten, saufen die Kondensstreifen der Erzengel und Boing-Boings. Keine ist sicher vor ihnen, keiner.
Ich sehe Euer Grinsen, das überhebliche Lächeln. Gefasel, dümmliche Folklore, rechts-populistische. Wir doch nicht.
Ach? Unser germanisch-keltisches Erbe (wir haben Anspruch auf beides!) hat nix mit den Nazis zu tun. Das ist archaisch, damit kamen wir Indogermanen zu den Kelten hier. Das ist großes Kino. Die Edda, die Nibelungen. Die Raunächte, die wilde Jagd?
Ihr Kleingläubigen! Heute Nacht werdet ihr Unsummen an Tonnen von Schießpulver in die Luft jagen. Lichter in das Schwarz jagen, noch vor Kurzem habt ihr alles illuminiert und bekerzt, was das Zeug hält, sogar in die Kirchen seid ihr gerannt, obwohl Euch aller Glaube fehlt. Geister der Dunkelheit wollt ihr vertreiben, die Tag und Nachtgleiche feiern, weil bald wieder das Licht bis in die grillsten Nachtstunden von der Sonne kommt. Die Geister verrasseln, laut schießen, damit sie Euch nichts tun. Die wilde Jagd.
Die wilde Jagd gibt es nicht, hat es nie gegeben? Kommt mit!
Bonn. Bertha von Suttern Platz. Die Suttern kann nichts dafür. Die lassen wir raus. Der Platz heißt halt so. Ein hässlicher Platz, wie es solche an den Rändern deutscher Fußgängerzonen überall gibt. Beton, Straßenbahnhaltestelle, als ob es die Moskauer Metro wäre, McDonalds, Dönnerbuden und der Durchgangsverkehr zur Kennedybrücke und sonst wohin. Ampeln. Hupen. Blaulicht. Es rauscht unentwegt, bremst, rauscht weiter. Motoren brüllen, aus den Lautsprecher wummern die Beats, hämmern in Hirne und immer weiter geht die Fahrt. Busse 529, 600, 601, in 2 Minuten in 5 Minuten, die 61, die 66. Straßenbahnen quietschen. Immer weiter immer schneller, wir jagen dahin, verbrennen das Öl der frühen Tage.
Studien, Studien. Burn-out, Burn-out. Wir brennen, wir brennen. Es brennt in uns, das Feuer nach Geld, nach Ruhm. Die Sehnsucht nach Ruhe treibt uns in entfernteste Winkel. Mein Buch „Entschleunigung“, kauft es kauft es, ich brauch Geld, Geld, Geld. Ein Workshop, ein Workshop in Kontemplation. Bucht, bucht, bucht. Ich brauch’ Geld. Ich jage Geld, ich jage Euch, ich jage meinem Herzschlag nach. Es wummert, es brummt. Die Beats der späten Jahre ersaufen im Techno, das Adagio schon längst gestorben, nur der Blues nährt sich manchmal davon, die Depressionen, weil wir nichts mehr festhalten können.
Ihr sagt, ihr kennt sie nicht, die wilde Jagd? Nur weil keiner mehr auf Straßen reitet? Weil der Schimmelreiter in der Schule zerlesen wird und die Frau Holle von Disney verkitscht, in Watte in dämlichen Märchenhäusern der deutschen Weihnachtstempel sitzt und „kauft, kauft, kauft“ schreit?
Es donnert Raketen, die kleinen heute nur. Die wilde Jagd zu vertreiben.
Es ist Raunacht. In Bonn. 2012 auf 2013.

Diesen Text gibt es bis Mai in einer Sonderausgabe der Literaturzeitschrift Wortschau, präsentiert auch von den Autoren bei der Mainzer Minipressen-Messe. Siehe hier.

Jahreszeiten, neue

Ich sah ein Jahr, in freier Wildbahn. Es huschte und wuschte, lies sich nicht fangen, sprang über Mülltonnen, krabbelte auf SAT-Scheiben, sprang über meinen Schatten, küsste mein Ohrläppchen, zwickte meinen linken kleinen Zeh. Da waren es zwei, in freier Wildbahn, zwei Jahr kopulierte ein drittes Sie flogen zur Sonne, bräunten sich im Mondlicht, gebaren Worte aus Sonnenkorn, beglüht zwischen Alpha Centauri und den Ringen des Saturn. Sie ergaben sich mir, schliefen die Nächte zu Tage, verschwanden wieder in den Tiefen meiner Schwärze. Ich verstecke sie für Euch, falls ihr welche braucht. Sie leben und leben und leben. Morgen zieh ich ein neues aus den Löchern, die ich erschreiben werde. Ein Neues Jahr, für dich ganz allein. Es wird dich küssen und mit dir leben. Füll es doch selbst, es müssen keine Worte sein.

Ach, der Untergang

erklärt, ein faketives Fragment
..sagt es ihnen endlich? Du kannst es nicht aufhalten, sie werden es irgendwann erfahren. Hör auf mit dem Gegrinse, Michael. Wenn ich in diesem Raum noch einmal das Wort Erzengel höre war das Armageddon eine Milchparty. Es ist seit Jahrhunderttausenden vorbei. Und jetzt wieder dieses Maya-Geschwafel. Angst und Schrecken, auch für die Guten! Wie immer von den himmlischen Mächten verbreitet. Was seid ihr Helden! Es macht mich fertig. Ich bemühe mich um ein wenig Menschlichkeit in dieser unserer Hölle und dann kommt ihr immer und lacht uns noch auf ewig aus. Dieses dämliche Ewigkeit-Ihr-Sünder-Lächeln. Ich will gar keine zweite Chance, die mir Heilige immer verwehren werden, keine Sorge. Ich will nur, dass ihr Euch aus der Hölle heraus haltet mit Euren Heiligenscheinen. Hier kann niemand heilig werden, nie mehr, seit damals. Hier ist die Hölle, hier gibt es nichts zu heiligen. Bleibt endlich weg und sagt es meinen Leuten: Der Weltuntergang fand schon statt. Irreversibel. Das Paradies ist exklusiv, hat mit Euch nichts zu tun. Ich sage es ja dauernd, aber wer hört schon auf Luzifer? Ich will doch nur, dass sie menschlich sind, zueinander. Heilig geht doch gar nicht, wie ihr wisst. Warum sagt ihr es ihnen nicht? Was quält ihr mich mit Studien, die doch nur………

Klein Schiff wird kommen, Nikolaus

Listening to: Nicole Jo “need to be funky”

Zweitausend Papierschiffchen segeln auf den Pfützen des Opernplatzes, ich ziehe keine Karte mehr. Kein Los. Schiffchen aus Geld. Die Bank ist nicht pleite, sie existiert nicht mehr. Das Geld segelt über die Pfützen, ein gütiger Wind pfeift Samba. Wir essen die Monopole an ausgelassenem Parteienspeck zu einer Suppe aus broschierten Multimedias. Wir falten, falten, falten. Schiffchen 1000er 2000er. Und morgen die Milliarden der Welt, für die Pfützen der zwanzig Kontinente. Unser Hunger ist groß, wir falten und falten. Billionen, Trillionen. Schiffchen aus Hüttenfeld und Sezuan, grüß dich Bert. All unser Geld gefaltet zu Schiffchen für das Korn aus Ägypten. Jeder Tollar zu Schiff mit einem Korn für dich. Am Ufer der Wehmut, im Sicilium aus enthaupteten Smartphones stehen die Kinder und beten mit Nikolaus. Der Chor der Ratings taktet im Bass. Klein Schiff wird kommen und das bringt uns Korn. Heissa, hopp sa sa. Korn, Korn, Korn. Klein Schiff und keine Buddl voll Rum. Korn, Korn, Korn. Zweitausend Papierschiffchen für den Hunger der Welt. Gefaltet, wie die Hände. Milliarden Hände. Schiffchen voll Geld. Klein Schiff wird kommen, heissa, bald ist Nikolaus Abend da. Schiffchen aus Tollars auf den Pfützen des Opernplatzes. Zweitausend Geiger sind umschlungen, ach ihr Millionen. Korn, Korn, Korn, heissa, hopp sa sa. Klein Schiff wird kommen, Nikolaus.

Meine Sehnsüchte spielen miteinander

(Listening to: Daves’s true Story. „Sex without bodies.“ von CD)

Meine Sehnsüchte spielen miteinander, sie brauchen mich nicht. In Goldpapier verpackt fliegen sie komplizierte Muster in den beginnenden Spätherbst. Grauweißschwarz die Wolken mit einem Hauch hell über den Hügeln des beginnenden Mittelgebirges. Kahle Äste träumen die Blätter des fernen Frühlings. Goldpapiere zischen leise Gebete nach Erfüllung.

Dort hinten, wo einzeln Braunblätter in Pfützen baden. Ich gebäre. Neues Sehnen. Hauche Sucht in ihre Nichthaut. Die Brüderschwestern entgolden sich für sie, streicheln, küssen sie ins Sein, weben neue Fäden aus Goldstaub, aus erfüllten Süchten, kleinen Seufzern, Schreien befreit von Lust. Sie saugen Buchstaben aus den Papiertonnen längst vergessener Nachrichtenberge. Sie vögeln, saugen, ach doch kein Sex, körperlos, füllen mich. Quatsch, doch nicht mein Herz, die alte Pumpe. Was weiß ich, wo dieses Seelchen icht. Nein, nicht im Hirn, dort hab ich keinen Platz für so was. Ich suchte das Sehnen rings um mich. Komm mir keiner mit Astral & Co. Keine Eso für die Terik. Schlichte Sucht. Sehnsüchte ohne Ziel, ohne Weg. Nur die Tanz in dem Grau der Wolken, Stücke aus Bruch. Nichts wird, es ist. Die große Sehnsucht, die keine Erfüllung braucht. Abfüllung in Tassen, Flaschen, Container, Tanks. Die Sehnsucht, die Sehnsucht bleibt. An einem Sonntag Morgen, als die Nacht sich wieder der Sonne auslieferte, die Träume versenkte, die Erfüllung lebten. Dumpf das Grau des Lieblingsmorgen, der Hunger bringt, Durst und diese neuen Sehnen, die Zeit der Sucht. Eine Tasse Kaffee pfeift. Ohne Seufzer, lautlos flattert das Goldpapier, wird wieder zu gelben Blättern. Die Älteste der Süchte, fast nicht mehr Existent führt alle Sehnen in das Nichts der Wolken.
Das Grauen hat ein Ende.
Mein Ich giert Nachrichten.
Das Wetter.

Ein Geist äussert sich zu Halloween

Same procedure as every year, die Story ist uralt..

Seit einer Stunde schreibe ich jetzt schon mit weißem Stift auf weißes Papier und eigentlich dachte ich, es würde so bleiben, aber es will ans Schwarze. Stellen Sie sich vor : Ich hatte Besuch. Einen Geist. Einen sehr nachdenklichen Geist. Er fragte als geist@geistreichen.gs höflich per mail an, ob er mich besuchen dürfe. Ich gestattete es, obwohl ich weder an Geister glaube, noch bisher logischerweise Kontakt zu solchigen hatte, ich fragte auch nicht nach der physikalischen Art des Besuches. Es war, wie es sein sollte, ein Herr im blauen Nadelstreifen schellte und hatte Konfekt mitgebracht. Er nannte sich Goodhelf Deuscher, von Beruf Obergeistlicher der Geister der Geistheut Lich. Ich war schwer beeindruckt. Auf dem Sofa sitzend erzählte er mir, er sei im wörtlichsten Sinne über mein Blog gestolpert, da an der Stelle der Server einen Knick mache, er wolle mir das nicht näher beschreiben, Nichtgeister hätten diese n-Dimensionen nur oberflächlich implementiert, aber von daher hätte er meine @- und andere Adresse. Beim Fallen hätte er noch gelesen, dass ich Gedichte über Geister und Engelscher schrieb, die wahrer wären, als ich es wüsste. Ich nickte nur sprachlos zu allem, schauderte und wahr ganz abgedreht stolz auf das Lob, das ich nicht verstand. Herr Mikelbower, ich habe eine Bitte an Sie. Mein Hinweis, dass mein Netzname doch nicht meiner sei, wischte er bei Seite, wie er es nannte. “Sie sind als Mikel Bower im Geistreich gedatenbankt, also, bitte, darf ich jetzt mein Anliegen vortragen? Meine Zeit ist begrenzt. Geisterstunden sind übrigens nicht Nachts, sondern werktäglich zwischen 11:00 und 21:30, außer Mittwochs Nachmittags, sonst nach Vereinbarung, über Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie Ihren Schamanen oder Dealer ! “.

Meinen immer verdutzeteren Gesichtsausdruck negierend, zog er aus einem lebenden Notebook ein Bettlaken, wicklete es in würdevollem Ritus um sich, die Hosen sichtbar lassend und sprach : “Oh Sterblicher, der Du nach Unsterblichkeit schweigst, höre unser Flehen”.
Jetzt zog er sein Bettlaken wieder aus und fragte, ob er auch sein Jackett und Krawatte ablegen dürfe, er könne zwar nicht schwitzen aber unbequemen. Er zog auf mein erschöpftes Nicken Hose, Jacke und Schlips aus, um mir sein etwas angegrautes Original-Bettlaken zu zeigen, und nahm einen tiefen Schluck aus einem Flachmann, aus dem aber nur Nebel zu wabern schien.
“Ich flehe Sie wirklich an”, hauchtrülpste er, “auch wenn Ihnen mein rituelles Flehen nichts sagen wird. Beenden Sie diesen Halloween-Terror hier in Europa. Dichten sie nicht mehr, schreiben sie keine lyrische Prosa, keine Short-Elfchen-Stories, keine Haiku-Novellen. Werden sie zu unserem Sprachrohr. Schreien sie folgendes in die Gazetten, Weblogs, Foren und E-Zines Europas :

“Wir Geister, die man aus den Hügeln Irlands ( unserem letzten Refugium ) ins transozeanische Eire rief, wanderten von dort wieder zurück, nur um diesem Treiben, das die Yankees Halloween nennen, zu entgehen, dieser Verhohnepiepelung unserer Existenz, unserer Kultur, unseres Glaubens an die menschliche Vernunft, unserem höchsten Gut, auch wenn die Menschlein es nicht verstehen. Wir sind über die Wasser zurückgeflohen, in deren Nebel noch immer soviele treiben. All diese Mühen, diese Tränen, unser Leiden, unsere Mühen waren umsonst. Lasst euch nicht anstecken, ihr Germanen, die ihr die Kelten vetriebt. Wir Geister wollen Fastnacht mit euch feiern, Beltane und Allerseelen, aber nicht dieses Halloween, ihr versteht es nicht, aber dem ist so, möge die menschliche Vernunft mit Euch sein, wie jener Saft “

5 minuten Stille brüllten in meine geöffnete Mikrowelle und er sprach weiter :
“Ich bin benebelt, müde, sie verstehen in Ihrem Herzen nur Ungut, wie ein Geist.”
Er zog sein rituelles Laken über, hinterließ mir für Beerdigungen und weiter Hochzeiten seinen Nadelstreifen und verschwand.
Ich muss gestehen, ich war beeindruckt. Ich konnte ihm nicht sagen, dass Halloween, just another Party sei, wie Fußballweltmeisterschaften oder der Weihnachtsmarkterotikquiz, aber ich kann Halloween auch nicht leiden, daher wurden die Buchstaben auch schwarz.

So jetzt schreib ich mit weißem Stift weiter, langsam ergrauend.
Geliebte, bei mir war endlich ein Geist, als ich ihn rief stell di….