Da läuft mir also einfach so ein Projekt quer vor das Fahrrad:
Wunder der Prärie,
Das Festival von Zeitraumexit in Mannheim. Einfach so. Die Presse von heute Morgen hatte ich wohl übersehen und dann stand die Tür zur Feuerwache weit offen. Und ich sah Häufchen und Säcke, von einer freundlichen Dame eingeladen. Säcke voller Rice.
Of All the People in All the World (Germany)
Stan´s Café, UK – Birmingham – interaktive Theaterinstallation
(leider sind Deep Links auf einzelne Frames auf der Macher-Site verhindert, man mag wohl keine Seiteneinsteiger, lol , also geht einfach bei www.zeitraumexit.de auf Programm oder auf Presse oder Programm)
Ich war verblüfft, überrascht und ein schallendes Grinsen zog über mein Gesicht. Action-Theater!
Vor einer Weltkugel arbeiteten zwei Damen in Drogisten-kitteln hart mit der Waage zu freundlichen Geräuschen: Sie woogen Reis ab. Für Statistiken. Hier die Menge an Menschen, die jeden Tag in der Welt durch Strassenverkehrsunfälle getötet werden zum Beispiel.
Ein kuriose, eine grandiose Idee. Ein Reiskorn für Thor Heyerdal? Gerne. Alle 50-jährigen in Mannheim, aber ja doch. Das ganze tagtägliche Statistikgewürge ansehnlich, humorvoll und doch voll des entsetzlichen Grausens ihrer eigenen Bedeutung und Implikationen, locker vom Hocker auf Papier gehäuft.
Aus der Pressemitteilung
Vier Tage lang arbeiten die Performer mit dem Reis und mit ihren Waagen an Deutschland. Am Wahltag, den 18. September wird es in der Fahrzeughalle eine ganz andere Art der Veranschaulichung von Hochrechnungen über die Zusammensetzung des neuen Bundestages geben.
Vielleicht gehe ich hin und schau mir das an. Um der Tortenschlacht im Fernsehen und im Netz zu entgehen. Es gibt sogar Blogs, die beständig die verlinkten Bildchen von der Sonntagsfrage kolpotieren müssen, als ob sie tatsächlich selbst gemacht wären.
Statistik als Theater, wie sinnreich und lächerlich zugleich. Wie wir Menschen, die wir letztendlich doch nur statistische Wesen sind und doch so einzigartig skurill, manchmal wenigstens.
zeitraum_ex!t hat eine gute Wahl getroffen. Das ist Theater vom Feinsten. Danke schön.
Aber jetzt füge ich zu meinen Ängsten noch eine hinzu:
Ich habe Angst, meine Chefs waren da. Die höheren Chefs. Die Cheffes, die heutzutage nichts mehr kapieren wollen ohne Tortenschlacht und Balkengemüse aus den Spreadsheets generiert. Ich habe Angst, dass ihnen diese grafische Darstellung LIVE besser gefällt für ihre undendlich langweiligen Brauerboint-Präsentationen. Ich habe Angst, WIR müssen das jetzt täglich machen, stündlich, natürlich mit billigem Sand. Die Darstellung von Qualtätsauswertungen, Maschinenngsgrad und deren Anteil am Gewinn nach Steuern in jedem einzelenen Geschäftsbetrieb. Ich sehe uns Sand schippen und wiegen und die Sandkontroller, ein „ALP“traum ist geboren.
Update:
Ach ja: Der Reis wird zurückgenommen, gewaschen und als Tierfutter verwertet, sagt Sam the Café. Das ist mir auch wichtig gewesen zu lesen.