Oder: Lokal, local, de nos régions…
Tennis-Bloggen? Na ja, also das ist ja nichts Neues. In den Anfangszeiten der Bloggerei arbeitete man noch mit Trackbacks und Pingbacks, Kommentare zu einem Post im eigenen Blog, aber das war meist sehr umständlich, es gab bald Trackback-Spam und war technisch gefährlich.
Und jetzt kommt Tanja Praske und erfindet dafür in unseren Zeiten das Blogtennis. :))
Eigentlich wollte ich nicht mehr mitmischen bei solchen Meta-Themen, weil sie sich sehr oft im Kreise drehen, mit den fast immer gleichen Teilnehmern, aber urplötzlich fiel mir ein, dass ich sowieso etwas bloggen wollte, passt gerade.
Nun. Ich habe gerade meine Twitter-Timeline bereinigt. Museen, Theater… Es langweilte mich zu lesen, dass es im “Münchner Residenztheater” noch Restkarten gibt oder im “Heimatmuseum Irgendwo” “Tanztee für Trachtenträger” zelebriert wird. Ich kann da eh nicht hin. Wenn jemand über den Faust am Resi gebloggt hätte, ja dann oder Bilder von Teetrinkenden Trachtenträger, nur her damit. Aber so…
Das ist nur lokal interessant. Sonst kommt es noch soweit: :)
@frauvogel @AnneAschenbrenn Man könnte dauernd irgendwo hinrennen :))
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 12. Februar 2017
Also denkt AUCH an Eure lokale Reichweite, gerade bei Veranstaltungen wichtig. Restkarten für…interessiert jemand in 500 km Entfernung überhaupt nicht. Gerade in den Timeline-Geprägten Medien. Natürlich vernetzt Euch untereinander, aber warum guckt ihr nicht nach Gastronomen in Eurer Stadt, Region, nach Handwerkern, nach… einfach, ähm, Leuten. Zieht Leute in Eure Blase. Klagt nicht über die Blase, sondern zieht. Es könnte sein, dass sich ein Netzwerk-Administrator auch für Kunst & Co interessieren könnte oder ein Chemie-Ingenieur. Darf eine Installateurin nicht ins Ballett? Nein Euer Rubens oder Schillers Mozart wird damit nicht banalisiert, auch Eure Einrichtung nicht. Das mit dem Menschen fischen ist schon alt, nä. )) Berichtet von Euch, eurem Personal, aber mit Pfiff!
Guckt: Das Blog der Staatsoper Hamburger:
“Hummel Hummel – Mors Mors: Violine trifft Bühnenpforte”. Der Pförtner (sic!) äußert sich zu Lulu. Kann er, darf er, macht er gerne. Kein Wort fällt darüber, dass selbst der Pförtner…. Das interessiert mich auch im tiefen Süden. Lulu gibts hier vielleicht auch.
Man muss nicht studiert haben, um mitzureden, seht ihr. Oder doch? Dann braucht ihr keine Digitalen Spielzeuge, das Großbürgertum bekommt ihr da eh nicht, die lesen die Zeit. Im Print.
Geht in die Breite, nur dort findet ihr neues Volk, das Eintritt bezahlt…
Dazu müssen die Menschen aber erst einmal wissen, dass es euch gibt.
Ach, gerade auf Twitter gelesen:
tweetups wirken! "lulu" in der @staatsoperHH. https://t.co/s9qCV1SMMv #luluhh
— Susanne Dirkwinkel (@KnotenSusi) February 26, 2017
(Auch die Staatsoper Hamburg…, lokal gelockt)
Jetzt aber! Tanja spricht!
Das ist sehr weise, Tanja! Aber! Das darf dann aber nicht Hochglanz-Werbung enden. Hach, was sind wir so toll, kommt, die Hotelbetten warten. Auch hier: Schielt doch nicht (nur) nach chinesischen Touristen, es wohnen in den Ballungsräumen doch genügend Menschlein. Die wären vielleicht dankbar für Informationen, nein keine aufdringliche PR, schlicht Informationen. Ihr müsst nicht immer im Flick-Flack durch das Facebook-Fenster flitzen. Manchmal genügt schlicht die Information, gut aufbereitet.
Kommen wir zu einer praktischen Vision! … de nos régions
Ich zitiere mich jetzt selbst: “Public! Wo Fakten im Biblioseum wuchern!” Ein Beitrag zur Blogparade Public! der Stadtbibliothek München.
Auf eine zusätzliche Idee gebracht hat mich meine Anordnung der Browser-Lesezeichen, wie sie sich so eher zufällig ergeben hat: Unter dem Hauptordner „Biblio“ kommt „Kunst und Theater“!
Ich hätte gerne praktische Informationsarbeit! Neutral, auch geschmacksneutral. Etwas für die local Heroes. Ein Ort, wo ich herausfinden kann, was in dieser Stadt, dieser Region zu finden ist, was läuft, wer spielt, wer singt, wer tanzt, wer schreibt, wer malt. (Region: Ich kann lässig mit 2 Straßenbahnlinien 3 Stadtbibliotheken anfahren in 2 Bundesländern, aus einem 3. heraus, z.B.). Nein, keine Touristeninformation, sondern Einwohnerinformation. Eine Art Litfaßsäule 5.0. Endlich ein Ort, wo keine Marketinger sich in Stadtzeitungen die Hälse trocken schreien, sondern Gelegenheit für diese still und sich einordnend in die große Gemeinde der Kulturverursacher. Stände, Altäre, Linklisten, Playlists, wie auch immer präsentiert, gerne mit Menschen vor Ort. Gleich mit Ticketshop oder Link zum Onlineshop, der Verkehrsverbund mit eingebunden, gleich zum mitbuchen. Theater, Museen, Galerien, Bühnen, Großkunst, Mittelkunst, Kleinkunst. Kneipen, was weiß ich was alles. Einfach alles. Und wieder kuratiert, präsentiert. Partizipativ? Verabredung zum Konzert, zum Museumsbesuch, zu…
Und das jetzt im Web zusätzlich!
Zunächst wäre es ganz einfach eine moderierte Linkliste zu den Websites, von Parks über Szenekneipen, was weiß ich was zu den Leuchttürmen. Gepflegt. Mit Angaben zu SoMe, Blog, sonstwas, Adresse. Jedes gelinkte Haus verpflichtet sich diese Linkliste in ihren Webauftritten zu verlinken. Diese Linkliste. wird aber auch auf einer neutralen, zentralen Seite öffentlich verfügbar gemacht. Das wäre eine Aufgabe eines Stadt-Kreis-Region Marketing. Für meine Begriffe. Leute, Menschen interessieren sich für Viererlei. Nicht nur für Euer Museum. Das kann natürlich ausgeweitet werden zu einem Eventkalender, einem Redaktionsblog mit Highlights et cetera.
Das Kellertheater auf Augenhöhe mit der Staatsoper…das Bierdeckelmuseum mit der Staatlichen Kunsthalle. Eure SoMe erreicht so Reichweite und ist solidarisch. Kommen wir jetzt zu dem Punkt, warum ich sowas schreibe, der Versuch eines Win-Win? :)))))
Liebes Kulturbüro Rhein-Neckar, liebes @KulturRN
Könntet ihr nicht Eure Metropolpower vielleicht dafür einsetzten? Einwohnerinformation, auch für Touristen? Metropolweit und vielleicht auch für Nachbarn, im VRN, RMV, wir Menschen in HP sind auch Teil der MRM? Das wäre eine geile Kulturvision!
Wir würden auch gerne mitdenkfesten! Also ich hätte das gerne. Vielleicht könntet ihr aber auch die Rheinpfalz überreden den Meier aufzupimpen. Vielleicht würde ja auch der MM und die RNZ helfen… Es wäre mir egal, wer es macht, aber das wäre so… Nein, kein Kulturmagazin, Online-Hochglanz. Nein: Sowas in schön.
Da hätten die Social Media Akteure im Delta Reichweite und Motivation und ich könnte gemütlich schmökern. Ja, ich würde in Grenzen auch dafür bezahlen.
Hi Michael,
wunderbar – das Tennisbloggen greift. Aus rationaler Sicht war das kein guter Hashtag, da auf Twitter sich alles dazu um Sport dreht. Aber mir war das schnurz, ich wollte einfach nur zum Mitmischen motivieren und dazu passen irritierende Begriffe prima!
Lese ich dann Gedanken wie deine hier – dann sage ich nur: YES! Sollten sich Kulturinstitutionen und Touristikleute merken und danach handeln. Mich interessieren genauso wenig Ticketinfos irgendwo weit von mir entfernt. Da wurde etwas nicht verstanden und planlos agiert, vor allem das Social Web “nur” als PR-Kanal verstanden. Funktioniert so nicht!
Also, misch uns Kulturschaffende gerne auf, watsche auch mal ab. Damit die Geschichten doch wieder fließen!
Merci dir!
LG, Tanja
Mir ging es darum einmal ein paar Ideen irgendwohin zu schieben, auch wenn sie ein wenig irre sind. Vor allem, das auch etwas gemeinsam getan werden könnte…
Ja, und genau den Punkt mag ich sehr! Ich wünsche mir hier auch mehr gemeinsam, weniger Profilierung und PR, sondern tatsächliche Kommunikation. Gerade der Aspekt der Kooperation lässt sich prima weiterdenken, eben auch zu den Besuchern/Nutzer/Flaneuren, wie auch immer. Bin gespannt, ob @KulturRN reagiert!
Tanja
Wow, was für ein herrlich unaufgeregter Artikel. Sehr weise Gedanken zur Filterblase. Vielleicht steig ich mit ein in die Party Tennis. Passt irgendwie zu dem Gedankenkonglomerat, was sich aus den Bildrechten ergibt. Hat jedenfalls Spaß gemacht zu lesen, gibt gute Anregungen: Genau die Pförtner, Kellnerinnen usw sind es, die als neues Publikum begeistert werden sollten. Die ohnehin Kunstinteressierten (die klischeehaften weiße-Sachen Träger mit rotem Schal [Sommer] bzw. in schwarz gekleidete Intellektuelle mit Schal und Brille [außerhalb der Hitzezeit und der Zeit des Prosecco VOR der Galerie) kommen auch ohne Blog und Soziale Medien zur Ausstellung. Die, die sich schon jetzt dafür interessieren, schaffen es auch ohne Digitorial und Anleitung sich über das Thema zu informieren, vielleicht im Ausstellungskatalog oder in der eigenen Buchsammlung daheim. Vielleicht ist deshalb die Idee eine neue Herangehensweise an Sammlungen zu zeigen, keine kunsthistorische, keine abschreckend wissend wirkende. Eine neue, eben um neue Kreise zu erschließen.
Ich ziehe für mich da sicher Konsequenzen und freue mich über diesen Text, der mich im schnell laufen nochmal vorwärts schubst.
Wow! Danke! Deinen Artikel würde ich gerne lesen!Aber die Menschen in Weiß und Schwarz dabei nicht vergessen! Die bringen ggfs. das Geld! :))