Keine Zäune (Erläuterungen)

Link zu Keine Zäune

Mittwoch war ich in Darmstadt zu Lesung u.a. mit Silke Heimes. Ich berichtete. Man sprach ápres dann über dies und das und überhaupt, was machst du denn so gerade und es ergab sich das Gespräch über mein Faible lyrische Kommentare zu bildender Kunst zu schreiben. Silke ist Multi-Talent. Sie schreibt und malt und ist Ärztin, lehrt. Aber sie will keine Gedichte zu ihren Bildern schreiben. “Mach Du doch”, sagte sie.
Normalerweise schreibe ich nur an Original-Werken. Aber ich war neugierig, was mir zu diesen Bildern/Skulpturen/Drucken denn einfiele, noch im Eindruck der Lesung, also wählte ich Musik, gab sie mir auf den Kopfhörer, startete den Editor, holte mir die die Bilder auf der Site in den Browser und schrieb. Wie immer keine Kritik, keine kunst-historischen Vermerke, sondern das was mir unter dem Einfluss der Musik beim Betrachten der Bilder in Worte rann, welche Bilder ich in Lettern fassen konnte. Es hat also wesentlich mehr mit mir zu tun, denn mit den Bildern. Bewusst verzichtete ich dieses Mal auf ein multi-mediales Spektakel, die Bilder sind nur verlinkt, wie auch die Musik. (Ich hörte die Original CD’s vom lokalen Player). Wer also nach-vollziehen will möge den Links folgen, die Browser-Fenster verkleinern und gucken, hören, wie ich auch und ja, meine Gedanken dazu lesen. Es möge Vergnügen bereiten. Nochmal zu den Zäunen.

In Darmstadt aufgelesen


War eine hübsche Lesung. Doch. Silke las aus der Geigerin. Ungewohnt langsam, nicht atemlos, einem Roman angepasst, leider nur den Anfang, dabei hat der Text, den man eher Novelle nennen sollte, solch einen fulminanten Schluss, auch wenn er vorhersehbar ist, kennt man Silke ;D.
Eric Giebel präsentierte seinen Gedichtszyklus “resonanzraum bitterfeld”.
Starke Bilder, kristallklar, keine nebulöse Martina-Weber-Lyrik, wie man sie aus Darmstadt erwarten könnte ;-), knallhart, kenntnisreich und doch sinnlich. Von Bitterfeld zur Fawwerik in Ludwigshafen, was mich begeisterte. Chemische Formeln im Poem!!!! Vor allem mit Kopien zum mitlesen. Tat wohl. Aber, bitte man muss sich doch nicht entschuldigen, wenn man im Netz recherchiert. Im Literaturhaus wohl doch? :>>
Aber Kurt Drawert als Moderator ist eine Fehlbesetzung. Er führt nicht zum Autor, sonder stellt sich vor ihn, lässt das Publikum nicht direkt kommunizieren, produziert sein literarisches Über-Ich, immer mit dem leichten Oberlehrer-Blickwinkel des scheinbar Allwissenden.
Es ist seltsam, wieder einmal Autoren zu begegnen, deren Texte nicht im Netz vorliegen, in Erics Fall zwar als Kopie auf meinem Schreibtisch, aber kein Link dazu. Hhhm. Aber eine schöne Lesung war es und lustig beim apres-Griechen… Die letzte Lesung vorher in Darmstadt war für mich eine von Hilde Domin. Hhhm.

Literarische Lochstreifen?

gerade mal nach oben aus 2007 geholt, nicht schlecht der Gedankengang eigentlich, wegen Twitter-Hin-und-Her mit http://www.der-sprachlose.de/ und emju

Der letzte Lochstreifen, den ich stanzte, für eine Firma, die es nicht mehr gibt, in einem Gebäude, das bereits abgerissen ist. Irgendwo wird es noch Produkte geben, die mit den Daten des Lochstreifens produziert wurden. Was wäre, wenn ich Gedichte von mir darauf gespeichert hätte? Das wäre durchaus möglich gewesen. Es gibt längst keine Lesegeräte mehr dafür, die mir zugänglich wären. Keine Rechner, die die Daten verarbeiten können. Das Papier, auf dem ich die Texte aus dieser Zeit mit der Schreibmaschine hämmerte, ist vergilbt und ist lesbar, solange irgendwer die Sprache dazu entziffern kann. Wer kann meine CD’s lesen, auf die ich meine Backups schreibe, in 30 Jahren? Meine Disketten habe ich längst überspielt, gerade übertrage ich Schallplatten und die Bänder mit den eigenen Liedern auf Festplatten, die welcher Rechner in 50 Jahren noch lesen kann? Wohin werden die Daten auf dem Festplattenplatz dieses Netzrechners gehen, den mein Provider mir verkauft? Wer wird php weiterentwickeln, den Webserver, die Datenbanksoftware? Wer redet so vollmundig von Webliteratur, ohne von Nachhaltigkeit zu träumen, wenigstens zu erwähnen, dass man über die Speicherung von Daten nichts weiß, über die Prozesse der Webserver, über die Flüchtigkeit von Software zum auslesen von Datenbanken? Aber schon immer sind die Dichter sich selbst zu wichtig, als ob sie Kopisten gekümmert hätten, die Sklaven an den Pulten, die Mönchlein, die Drucker in ihrem Bleisatz und die Systemadministratoren, die gegen die Flut der Spams kämpfen, der Hacker, die Verletzbarkeit von hoch entwickelter Elektronik. Was kümmert den genialischen Dichter den Bibliothekar, den Drucker, den Verteiler der geschriebenen Ware, den Päckchenpacker, den Verlagskontroller. Und jetzt kommen sie und freuen sich, sie könnten quasi ununterbrochen gänzlich kostenlos für immer auf die Server der Knallgrau-Provider schreiben, als ob dies alles selbstverständlich wäre, immerzu vorhanden in alle Ewigkeit. Es ist schon seltsam mit diesen Dichtern, die sich immerzu in einer Veranstaltung wähnen, die sich Literaturbetrieb nennt. Seltsam das alles, nie zu Ende gedacht. Da schreiben sie über das Ende von Kulturen, die sie noch nicht einmal an ihrer Oberfläche genau kennen. Das Ende der Schriftkultur rufen sie aus und wollen mit dem Netz kontern. Seltsam das alles, wie gut, dass ich nicht mehr alles verstehen muss. Diese Arroganz wider das Technische. Salonkultur….

Mystilene

Ein herrliches Grau stieg von der samten Schw?rze des lieblichen Teers langsam in den Qualm des ersten Tageslichts. Aus den Gullys wucherten bereits die Wohlgerüche der Oxidenz und langsam begannen die Schatten zu erwachen, bereit auch heute wieder zu k?mpfen. Doch zun?chst sogen sie an den Gullys, reckten die verschleimten N?slein rotzig in den Wind, wirbelten sich durcheinander, zeugten die Jungen für die Nacht, die wieder kommen würde, die alles verschlingende Big?tterin, die schattenlose Mystilene. Ohne Kommandos, Befehle, lautlos formierten sie sich und warteten. Gnadenlos, ohne Emotionen, mit ausgeschalteten Geschlechtswerkzeugen harrten sie der Dinge, die da kommen sollten. Millisekunden, Sekunden, wenn es denn sein müsste sogar Minuten. Sie wurden nie entt?uscht, der Feind kam jeden Morgen, seit Jahrtausenden, so auch heute. Zwischen den Betonplatten hatten die Vollender Zwischenr?ume gelassen, für das B?se, ewige Prüfung für die Schatten, die allumfassende mystische regenerative Mutation des unewiglich Seienden. Ein kurzes Flackern nur, aber die Schatten wussten. Das Grün bahnte sich seinen Weg durch den Beton dem Licht entgegen, grünophyllte den Leben spendeten Stickstoff ihren Herrn entgegen. Und die Schlacht tobte wie jeden Tag , Reifen um Reifen, Auspuff um Auspuff und doch siegte das Grün wie selbstverst?ndlich jeden Tag, sprengte den Beton drei my-Meter mehr. Doch die Schatten feierten ihre Niederlage mit der untergehenden Sonne, sie siegten in die Nacht, wie jeden Tag, l?sten sich auf, wie das Grün in der Nacht. Dreizehn Kerzen flackern drau?en am Fluss zur Nacht, lachen sich Schatten aus den Jungen für das n?chste Theater, drinnen im Tag.

So slam, so slam


Wie versprochen hier die Slam-Texte…
Intro (pdf)
und gesprochen: (mp3)
Und das h?tte ich als Finalist gelesen.
Finis (pdf)
so t?nt das! (mp3)

Das war vollkommen in Ordnung gestern, soviel junges Volk, das sich einen Teufel um das Literaturgehabe des Betriebs schert und mit leuchtenden Augen Selbstverfasstes in beachtlicher Qualit?t vortrug. (Nein, das war nicht alles gut und oft jenseits des gutbürgerlichen Geschmacks, aber trotzdem, gell, trotzdem.) Und dann der Kontrast zu diesem Meer an Stuck im Schloss. Vorallem: Ein sehr konzentriert zuh?rendes vielf?ltiges und nicht unbedingt nur junges Publikum und gleich um die Ecke an den Tischen die Gourmet-Schlemmer im selben Raum. DAS ist Weinheim, das Milliad?rs-Dorf, dieser Mix aus Geld, Altstadt und den Fabriken in der Ebene, samt arbeitendem Volk aus dem Odenwald, wie es nicht viele andere St?dte gibt.
Ich hatte keine Chance gegen die Stars der Szene (die doch schon leicht an gute Comedians erinnern) aber ich fühlte mich sauwohl als Slam-Opa. Endlich einmal war ICH der Exot.:oops::>:yes: Herzlichen Glückwunsch dem Gewinner Hanz, ein Profi aus Backnang. Macht gerade 20 Slams in 22 Tagen. Respekt, doch, das gef?llt mir. Das ist eine ganz eigen Szene, die sich wie die Musiker eher in Myspace austobt, als in Büchern. Man merkt es den Texten an. Sie werden zum Vortragen geschrieben. Vom Gewinner z.B. dann auch frei, ohne Spickzettel vorgetragen. Ein sympathischer, offener Mensch übrigens, wie fast alle Slammer gestern. Ein vitales, lustiges und doch nachdenkliches V?lkchen, dessen Literatur lebendig ist jenseits der Disco-Literatur der Berliner Klauer-Wunderkinder. Ob ich jemals wieder mitmache? Ich denke schon, irgendwann einmal, aber h?ufiger zu Slams gehen werde ich auf jeden Fall. In Darmstadt sollen in der Zentralstation 800 Leute da sein. Mal sehn. Ach ja, und doch ist das alles so wie überall, den f?lligen Bericht in der Zeitung wird eine ebenso ausgetretene wie ich, aber ehemalige Vorsitzende der R?uber 77 schreiben. Die Welt ist auch in der Provinz klein, gell :>>

[update] Impressionen vom Poetry Slam vom Veranstalter auf weinheim.de.
[update2]Lebendige Bilder von Thomas Lippert, merci @25cl ;-)

Päckchen

In diesen dicken Regenwolken, die von Atlantik, Salz und frischem Wind erzählen, stecken meine Gedanken. Ich spende sie der Menschheit, nicht dass sie gebraucht würden. Nein, niemand muss sie annehmen, man kann sie getrösteten Mutes weiterleiten, in die Mülltonne kippen, ganz wie es dem werten Herrn und Frau Gehirn genehm. Gedankenspenden sind der Hit der Saison, niemand kann sich dagegen wehren, so wenig wie gegen die Sommerhits, die bestochene DJeis in den Radiostationen jahrjährlich generieren. Die Uno rief zunächst dazu auf, hoffte sie doch liberale und tolerante Gedanken allen Menschen zur Verfügung stellen zu können, auch und gerade in den Diktaturen dieser Welt. Wussten sie schon, dass reine Gedanken sprachlos sind? Bar einer herkömmlichen Menschensprache, die über die Zungen wandern müssen? Die Menschen machten sich Gedanken, in den Fernsehstationen gerannen die Spezials durch die Mattscheiben, die Zeitschriften gaben Anleitungen zum verpacken, sogar die Rolling Stones und das Orchester der Mailänder Skala, samt dem Fanclub von Che Guevarra machte mit, zeigte, wie man Gedanken packt und in der Luft frei setzt, an diesen magischen Punkten, die der Mufti von Kairo, der Oberrabiner von New York, der Papst und der Bischof von Canterbury zusammen mit Fidel Castro in die Wiesen und Haine der Welt gesprochen, gebetet und polemisiert hatten. Aus der Bevölkerung des Planeten streckten die Nachfahren der Schamanen ihre Nasen in den Wind und hielten sich bereit die Gedanken aufzufangen, zu entpacken und allen zur Verfügung zu stellen. Für drei Wochen standen die Kriege still, selbst die Lobbyisten in Brüssel, Washington, Paris, London und Berlin lächelten öfter und dann geriet der erste Geheimndienst in Panik. Er packte geköderte Gedanken aus der Desinformation und Agitation in manipulierte Gedankenpäckchen, alle anderen Agenturen, selbst die kleinste Geldwäscherei und Werbefuzzerei spielten nun mit. Nach weiteren drei Wochen hatten die Regierungen, Verbände und die üblichen Hintergrundfamilien die Sache wie üblich in der Hand, die Gedanken waren in nichts mehr zu unterscheiden von den Werbe- und Nachrichtenmanipulationen, die täglich in unsere Köpfe geblasen werden. Glücklich hauen sich die Soldaten wieder die Köpfe ein, die Fanatiker pflegen ihren Hass und den Rest hat die Melancholie der Resignation wieder ergriffen und sie pfeifen selbst im Winter noch den Sommerhit der Saison. Ich packe weiterhin fröhlich meine Gedanken und puste sie in die Luft, gebe sie frei zum kopieren, liege nur ganz wenig von den üblichen entfernt, nur so weit, dass man sie noch als meine erkennt und gebe sie frei zum kopieren und eigene ausgeben. Es ist mir egal, ob das nutzlos ist und ich deshalb keinen Schekel, Euro, Dollar, Taler, Denar oder Lira verdiene. Ich kann nicht mehr aufhören, die Gedanken springen von selbst in ie Päckchen, so wie in dieses. Gefällt es Euch, wollt ihr es weiter schicken, in die Wolken, die von Atlantik, Salz und nur leichter Freiheit beim Wein erzählen?

DIESER Text unterliegt keinerlei Beschränkungen, er darf frei kopiert werden, weitergesponnen, zerstückelt, remixt. Er ist frei, wie es selbst Vögel nicht sind. Er muss bei der Weitergabe auch nicht meinen Namen tragen. It’s free. Enjoy!

Nein, No, Njet

Ich lass mir keine Debatte von Herrn Koch und Herrn Westerwelle aufschw?tzen, aufdrücken, ins Hirn drücken. Nein, no, njet, non, non. Auch nicht mit Hilfe der Leitmedien Bild und vereinter FAZ. Nein. Da g?be es sehr wohl einiges zu debattieren, aber nicht mit Euch Verhetzern. Nicht mit Euch. Warum sollte ich? Nein, diese Debatte führe ich nicht, weder im Blog, noch sonst irgendwo. Ihr seid bald keine Kombattanten mehr,wenn ihr es je ward. Natürlich seid ihr gew?hlt, ihr habt die Macht. Aber IHR habt keine Macht über mein Hirn. Raus mit Euch!!!!

Nein, no, njet, nicht mit Euch. Sucht Euch andere Deppen, die Euren Rotz SO debattieren. Ich verweigere mich. Nein, No, Njet, non non.

Lasst es uns axolotln nennen

Dank inspirativer Tweets und Blogbeiträgen, allen voran von Dirk auf hor.de, der fragt, wo man denn den Axolotl Roadkill herunterladen könne, kömmt mir DIE Idee, den Rest der Links unterschlage ich jetzt, gehört das doch zum guten literarischen Handwerk, wie ich gerade lerne.
Ich werde sie (die Idee, nur diese, nota bene) nicht ausführen, ist zu mühsam, zu verschroben, aber die Vorstellung ist genial, wenn also Jemand (m/w) die Idee haben, will, ich verschenke sie.
Man nehme also dieses Axolotl Roadkill Buch und remixe es nach Art der Autorin mit all den Jubelheinis (m/w) des Fäuletons von FAZ, ZEIT, SZ und wo auch immer. Schön durcheinander, aber ordentlich kopiert und hinein gepastat. (Ha, gepastat! Passt, da, Pasta) Und dann stellen wir das alles in ein Blog in Mexiko, damit all die wütenden Rechtsanwälte, der respektiven Verlage, ins Blaue hinein abmahnen. Und dann, und dann lassen wir das Ding, sagen wir in einem indischen Verlag, oder so, drucken, als Kunst, so ein KUNSTWERK und auf den Weltmarkt werfen, nehmen tausend Literatur-Gepreise mit und wir gehen dann auch nicht zu Harald Schmidt oder einem anderen TV-Bonzen, der seine Witzeschreiber äh, ja nun gut. Den Schmidt remixen wir mit, damit unser GEZ-Geld, das diesen Herren ja so reichlich und gerne spendiert wird, wie auch den Herren Füßeballer, aber ich schweife, ich gestehe es: ab.
Also wir remixen den Remix und lassen ihn dann drucken. Und dann warten wir auf die Urheber aus Heidelberg und den ganzen Schwachsinn des selbst ernannten Betriebes. Stellt Euch die blöden Gesichter vor, wenn der Remix remixt würde, dann gedruckt und als Literaturpreis gesegnet. Lasst es uns axolotln nennen, und alle so… Neiiiiiiiiiiiiiin, das waren doch Piraten und ja..