Ich war an diesem Wochenende mehr en passant auf den Weihnachtsmärkten in Neustadt/Weinstraße und Ladenburg, eigentlich der Literatur wegen unterwegs. (Ich berichtete.) Ich werde mich noch 2 mal mit Twitterern in Konstanz und Speyer auf solchen Festen treffen.(offtopic: Blogger sind natürlich auch willkommen, falls wer/werin kommen will, einfach Link klicken) Das ist natürlich etwas anderes. Und doch: Eigentlich liegt genau darin der Sinn solcher Märkte, einfach begegnen. Etwas Helles in die ewige Dunkelheit zu bringen. Der Kälte zu trotzen. Und doch hätte ich dort oft etwas weniger Licht, weniger Baumschmuck-Lichterketten, den Mut den eigenen Dunkelheiten besser zu trauen. Ladenburg, die älteste rechtsrheinische deutsche STADT, rechts, bietet natürlich für solche Märkte genau die pittoreske Kulisse, die so typisch erscheint. Ich fühle mich auch wohl da, werde ich doch nächsten Sonntag dort lesen, aber ich frage mich oft, wie könnte ein Weihnachtsmarkt (u.ä.) in unseren modernen Betonwüsten aussehen, dass es passt und wir uns wohlfühlten im kalten Freien? Ich stelle mir gerade den Platz in der Mitte von Mannheim-Vogelstang vor. Eine durch und durch hässliche Banlieu. DAS wäre eine Herausforderung für Künstler aller Art. Wie könnte ein solcher Markt aussehen, ohne das Viertel abzureisen?
Etwa so? Wie ich es da beschrieb?
Diese Bunker aus dem 2. Weltkrieg besprühen wir mit Weihnachtsbäumen. Malen brennende Kerzen und Strohsterne darauf. Sonst nichts. Nur Bäume, Kerzen und Stroh. Die Stadt werden wir bemalen, jeden Fetzen hässlichen Beton zum Weihnachtsmuseum gestalten. Auf offener Straße ganzjährig und durchgehend wird die Illusion der Weihnacht die Stadt beherrschen, die Fantasielosigkeit übertünchen mit der Ausgeburt der Volksseele. Kerzen im Aprilwetter, Kerzen im Wüstensommer, Kerzen im Novembernebel auf Bäumen mit Sternen, die nicht leuchten, nur strohen. Die Farbe wird abblättern durch die Attacken des sauren Regens und der gnadenlosen Sonne samt ihren ultravioletten Kindern. Blass werden die Strohsterne den Weihnachtsfrieden einfordern, jeden Tag, jede Sekunde, die im Dämmerlicht der frühen Morgen im Bus tickt. Die alltägliche Weihnacht spiegelt sich im Rinnstein und den Öllachen im Hafen. Auf den helltürkis geblässten Bäumen der verlassenen Landebahnen der ReinerAir hüpfen fröhliche Kinder, lassen ihre Rotznase wehen im Wind. Und die ersten Betonruinen werden von harzigem Holz überduftet, das die Enkel der Weihnachtsmänner über all den Beton ziehen, als Fachwerk deuten, auf das die Sterne leuchten. Weihnachtsbäume sieht man nur noch selten, selbst im Dezember, draußen, wenn es endlich wieder stürmt und auf die Gerechten schneit.
Es sollte doch möglich sein, auch Betonwüsten zu gestalten? Oder doch nicht? Die Idee lässt mich nicht los.. auch wenn ich gerne den Weg von MAF Räderscheid mit ihren Klangfarben des Glühweins mit ginge… doch.