Ich bin kein „Kunstkenner“, nie gewesen. Kein studierter oder monopol-erzogener. (Wie kann man nur Grönemeyer mit Beuys kreuzen wollen, 1972 mit 2007 (SIC!), siehe unten?) Es interessiert mich einfach, was da passiert, ich schaue gerne, lass’ mich gerne anregen oder aufregen, anregen. Es ist mir im allgemeinen scheißegal, was gerade „angesagt“ ist, welcher Spinner wie viel für was ausgibt. Kunst als sichselbstauslieferndes Spekulationsobjekt ist mir wurscht. Sollen sie doch machen. Aber ich hatte die Documenta 5 im Kopf (und das Logo der 12 soll wohl zum Log der 5 anknüpfen oder sehe ich das falsch?). Meine erste wirkliche Begegnung mit (darstellender) Kunst. Ich war 20 und Soldat in Kassel. Vielleicht ist es unfair Zeiten zu vergleichen, aber die Documenta 12 konnte nichts einhalten, was ich mir davon versprochen hatte. Es wirkte alles so, so, ja, langweilig, uninspiriert, gemacht, dass etwas gemacht ist. Nichts, was mich echauffierte, anmachte, anrührte, zum Nachdenken brachte, zum lange Zuschauen verführte, zum schreiben animierte. Es wirkte wie PR, PR für den Hauptsponsor mit Weblog. OK. Der Friedrichsplatz in Mohnblüte hat was, das Reisfeld vor dem Schloss Wilhelmshöhe auch, aber sonst? Ich war 35 Jahre nicht mehr da und es werden wohl wieder 35 Jahre werden, bis mich das wieder anlockt. Dann bin ich 90 und das juckt mich nicht mehr, oder doch? Was mich wirklich zum nachdenken brachte war nicht die Kunst, sondern die Documenta selbst. Das gealterte Publikum (siehe michself) und die Fotografitis desselben in allen Lagen. Manchmal sieht man mehr Fotografierer als Kunstwerke. Hier, dort da, überall. Es nervt. Die Mode von Kurtaoren kleinstformatige Bilder irgend wohin zu hängen und von mir zu verlangen, wie weiland in Omas Bilderalbum der Wand entlang zu wühlen. Das Geplärre von Kurzfilmchen, die sich als Videoinstallation tarnen und dabei nix weiter als Reportagen sind und das GeRÄUSCH stört beim Betrachten anderer Dinge. (Die Videoinstallation Funkstaden im Schloss Wilhelmshöhe dagegen war allererste Sahne!)
Dieses Bild zeigt dann für mich die Dokumenta 12. Fotografitis. Eine Künstlerin fotografiert Besucher, Foto im Foto im Foto im Foto. Was mir in Erinnerung bleiben wird als „DAS“ politische Kunstobjekt der Documenta 12. Der Taschentester.
Welches taschenkompatible Objekt durch diesen Schlitz passt darf mit in die Ausstellung, der Rest muss anstehen, schön bürgerbrav und möglichst nicht maulend, alles an der Garderobe abgeben. Diskutiert wird auf alten Stühlen, schön brav im Kreis wie im Kindergarten schon geübt.
(Warum erinnert mich das nur immer an Anatols Parlament? … den hab ich einige male 72 in der Orangerie getroffen ;-) ; 1972 war in der (noch nicht wieder restaurierten)Orangerie ein Jugendzentrum, schön mit Matratzenlager, Musik, wie man sie nicht überall hörte und wir Soldaten, an den kurzen Haaren leicht zu erkennen, mussten uns verteidigen, weil wir vereidigten und nicht verweigerten. (ok, das war leicht in der Stadt des Henschel-Tiger und der Bauna-VWs) Und heute? Weizenbier für 3.80 und alles schön geloungt, wir können uns das heut’ leisten, gell! Ok, das ist unfair, dieser Vergleich. Aber wenigstens das „da bruno“ am Königsplatz gibt es noch (na ja, die Pizzen waren auch schon besser, aber das ist auch unfair, mit 20 schmeckt halt manches anders, als mit fifty-five ;-)). Da waren wir immer. Pizza essen, um dann wieder in der Orangerie abzuhängen, solange der Wehrsold reichte.