barmherzige Steine
zu Kerzen geseufzt
über die Stufen
zu mir dort
drinnen und
draußen die Kännchen
lachen im Schnee
Männer bauen
Mist und lachen
im Wind
Kein Frühling so weit
keine blauen Bänder
zwingen zum Grill
Den letzten Rest Schnee
ums Maul geschmiert
gegen den Schweiß
unter den Mänteln
Sonnen zerbrillen
cremen schultern
das Weiß rasiert als ob
die Welt zerglatzt
Haare ach Haar, unten eben auch
Der Lauwind auf
Haut so schwer erkauft und
ich will kein blaues Band
nur fliegen mit den Drohnen
für neues Wachs
Beine, weißt DU
enthaart und den letzten
Rest Schnee ums Maul
bevor wieder nur die Jungen
Ich will nicht fliegen. Ganz und gar nicht. Nur schweben. Nicht hoch, bewahre. Nur 2 Millimeter, oder von mir aus 0,87. Es muss gar niemand merken. Einfach schwebend laufen. Vor sich hin trotten. Schweigend. Alleine unter Vögeln, Meerschweinchen, Eseln, Kamelen, Pferden und Unmassen an Menschen. Ganz langsam laufen, schlurfen, 0,87 mm über Grund. Leise atmen und nichts denken. Gar nichts. Nur laufen, Fuß vor Fuß, durch die Welt. Auf breiten Trampelpfaden die verschlungenen Pfade finden. All die Ziele küssen und streicheln, mich an sie pressen, schwebend bis wir eins sind oder meinetwegen auch zwei oder eben 0,87 mm über Grund. Die Arme weit ausgebreitet, als ob. Tanzen 0,87 mm über Grund. Grundlos. Sich freuen, dass man sich bewegen kann, schweigen kann, alleine sein kann. 0,87 mm lang, das Smartphone um den Hals baumelnd, es stört nicht. Alleine in all der Masse, in den Netzen, schweigend, twitternd. Ich will nicht fliegen, warum auch?
im Akkord zum Takt. Brüder zur Sonne zur Freiheit tanzten wir dabei. Links herum. Keine Kohle mehr. Nirgends. Zu Grube getragen. Silbern die Glöckchen in den Bergen. Keine Zwerge mehr. Und das Gold im Rhein, gewaschen von den Pseudoultras in Bay-Bay Rheuth. Pellets.
Alles nur Pellets. Gepresst. Freiheit zu Schiffchen geschnitzt. Schiffchen zur Freiheit, zur Sonne. Alles ist rot, kein schwarz mehr, nirgends. Schornsteine fegen uns. Und glücken. Was war es so ruß. Damals, als noch Schiffe holzten.
Schiffchen aus Pellets. Sie kennen das Lied?
Ritz am Boa, Ritz om Boa, moie fengt die Fasnachd oa.
Kleine Pellets müssen schlafen gehen, wenn Väter Rhein uns schnitzen gehen.
Täter Tät Tä. Pellets, ye know. Schiffchen und die Flagge in der Pirate Bay.
Ich streichle das Gesicht dieses Windes, wie er meines. Die Nase läuft, während mein Rad gen Westen in seine Arme läuft, kaum ein Fortkommen, so heftig bläst er nur für mich, treibt die Wolken dort oben zu meinem Vergnügen, über mich, hinter mich, an die Hänge der Bergstraße, bis sie platzen und steigen, den Hochnebeln gleich, an dem Minarett vorbei, das heute Nacht wieder grün leuchten wird. Er küsst mich, nein mein Wind ist kein Mann, umfängt mich, spielt mit mir. Nicht so heftig, mein Freund. Ich bin ein alter Mann, meine Knie ächzen, meine Fußgelenke stöhnen, nicht ganz so kräftig. Ja, so. Ich spüre dich durch die dicke Jacke unter der Kappe, auf den Schenkeln, langeunterhosenbedeckt. Ich gebe mich dir hin, erschaudere und dort, ich komme, ich komme. Ah, die Garage, ein Taschentuch und atmen, atmen, atmen. Der Wind, der Wind, das himmlische Kind.
Deine Augen singen Lieder
aus Leid und diesem Trotz
den Lust gebiert
zum Leben
Lieben wirst du
nie
gemeiselt in Gletscher
oder auch Feueröfen
zu dem Nichts meiner Seelchen
Unendlichkeiten
nur ich und der Tod
der Zeiten vögelt
und
pfeift
Reg Def 1
Zweifel aus ungelesenen
Protokollen des Gesetzes
von Wehner vergessen
trauern um Franz Josef
und die Nutten in Köln
Berlin Berlin
wir fahren nach Berlin
Ein kleines Schiff
tanzt Wellen für
Willy und Ludwig
Nein, wir verkohlen
nie, nie, nie
Reg Def 2
Wir sind das Volk
Wir sind das Volk
Wir sind das Volk
und ihr nur unsere
Vertreter
Vertreter
Vertreter
Reg Def 3
über alles
über alles
über allen
Wassern schwebt
es noch
es dröhnt
zum weinen
Reg Def 4
Und doch wird
Prinz Karneval
auch nächstes Jahr
herrschen
Nicht ihr
Ihr seid nur
Vertreter
Vertreter
Vertreter
Einer der beiden Texte, die ich gestern in Bonn schrieb und beim Streetview IV las.
Eva hat die Nach-derLesung-Silvester-Party-Bilder gebloggt (click)
Die Lesungen selbst gibt es hier nachzuhören. (Click)
Meine beiden Lesungen aus Evas Soundcloud-Stream hier eingebunden:
Die Texte gibt es bis Mai in einer Sonderausgabe der Literaturzeitschrift Wortschau, präsentiert auch von den Autoren bei der Mainzer Minipressen-Messe. Das ist eine lockere Autoren-Gruppe, mit genz unterschiedlichen Texten, Ansätzen, Vorgehensweisen, in der ich mich sehr wohl fühle und die irgendwie und irgendwo dieses Format unter der Leitung von Eva Wal (die “Erfinderin & Gastgeberin”) weiterführen wird, so ist unsere Absichtsbekundung. Ich danke Eva und Oliver auch sehr für die Gastfreundschaft.
Bonn ist eine Reise wert. ))
Die Raunachtlesung habe ich in einen eigenen Thread kopiert. #ausgruenden
Rheinkilometer 565 ist Bad Salzig/Boppard im Mittelrheintal. Geschrieben im IC auf der Fahrt nach Bonn am 21.10.