Augenschmatz

Zwischen Zeilen
Krümel aus Sekunden
geklebt

Augenschmatz
in den Haaren
erlauscht rasiert

Einst waren
wir behaart
unter Achseln

Über den Zeilen
der Hype darunter
mein Ich

und spielt
Gedanken
zwischen

Zeilen und so
weiter
Ach die Armen

Zu
viele
Zeilen

Ein Haar
und keine
Suppen

Kreuzweg

Ich male Muster
mit bunter Kreide
auf die Kreuze
für die Sklaven
die der letzte Legionär
der VIII. Augusta
auf der Via Montana
neben dem Mithras-Stein
unbenagelt vergaß
als Dyonisos rief

des kleinen mannes kleine finger

10/2001

reisst die kleinen finger
reisst sie aus
reisst die kleinen finger
des kleinen mannes
reisst sie aus
auch der kleine mann
muss opfer bringen
gibt uns kleine finger
wir nehmen die hand
reisst die kleinen finger aus
kleine finger, kleiner mann

Ach ja, der Frühling schreit

Jahrgänge

Auch diese grünen Blätter
von trillernden Vögeln geweißt
werden sich färben
für mein Gepresse
Jahrgänge ringen mich

Stranden

Meine Runzeln
raunen Runen
in den Schorf
längst verheilter Wunden

Unzahl

Eine Unzahl
addiert mich
wer dividiert sich schon
in diesem Rausch
aus Multiplikationen
zieh die Wurzel, zieh

Kataloge

Nein ich beachte nicht
das Design der neuen Särge
ein neues Bett vielleicht
und noch einmal
eine Truhe für die Spiele

Testament

Einmal wollt ich
nützlich sein
Kann mich wer
zu Dünger malen

Ü 60 mein Schatz

Drei Schiffe aus Kastanienmelange
schleudern in die Wüste des ewigen Pop
dem Jagger die Satisfaction aus den Falten
tanzen lets spend the days together
und nur noch die großen Zehen tanzen
sollen sie doch giggeln die Tanten
mit ihrem Elternabendblick zum
Matheheftaufkleberfick und den Seufzern
in den Rheumaliga-Esoterien
mein Knie hält nur noch 2 Stunden
über den brennenden Knöcheln
ich tanze den Cummings durch
die Bachmannerei zu den Laboratorien
in der cannery road east of eden
was scheren mich 47iger
als hätte nur Kafka in Prag gesungen
und der Tango bläst in Nierstein
die fröhlichen Weinberge des Zuck
Maggi mein Messer
keine guten Menschen mehr
lasst uns Kreide greisen
I need someone to love
ach Joe, ach Joe
draußen nur Mozart
zum Requiem fuck ye
Bayreuth

Der Frühling wäscht sein blaues Bad

All die Tage, die ich überlebte verspotten den Tod, der gemächlich Frühlingssonne tankt, draußen auf der Bank, die alle Eile schlachtet.

Jeden zweiten Donnerstag üben die Frauen des Laurachores Croft in Saal VI richtig trauern unter der bewährten Leitung von Adelheid Schmitt.

Der Duft dieser Melodie sprüht Stille durch die Blumen auf mein Bett

Und wieder blühen die Kirschen, schreien ihre Pracht in den blauen Himmel. Wie jedes Jahr werde ich erst die Früchte verstehen und die fallenden Blätter, die leise lächeln.

Gesänge aus Harddisks und Sticks grölen zwischen die Furchen, die Traktoren säten. Wer denkt schon an den Schweiß der Ernte und die Käfer.

Ich verlier mich im Safe der Versicherungen.

Die Kriege fliehen, werden von den Unternehmen in die Gazetten verlegt, wo man sie weiter verführt. Sieben Sonnen schmelzen das Gestern, wir hören den Schnee.

Drei Mal im Monat treib ich Tränen durch die Mäuler der Fische, als Meerschaum geboren, an Deinen Strand. Leise summt die Invasion.

Diese Weilen langen wir durch Dick und Dünn.

In Zeiten die nach Seife riechen, schweißlose Arbeit durch die After rauscht, schütteln wir Hände und Köpfe, stöhnen wir durch lange Nasen.

Hinter die Gedanken, die wie Pilze in leeren Kohlenkellern auf Stroh gebettet schimmeln, feilen ungeweihte Schwingen Reden für den nächsten Wald.

Waschmaschinen für Flügel engel ich Dir im stromlosen Paradies. Wer kohlt den schwarzen Mann?

Schmale Grate schwingen sich entlang der Mittelstreifen durch die Gebirge, wachsen zwischen Himmelfahrten, wer kennt die Kommandos, Du, Bimberle?

Blasenfrei und schaumlos wachsen wir Kerzen, lichten uns.

Werte unter sich

Der Respekt dröhnt
trunken durch die Hallen
der Anstand küsst die Gnade
unter den Betten der Etikette
staut sich der Meterhoch

Auf meinem Dreirad bläst die Pauschale
Auszugskonten kreuzen im Wind

Kannst Du mir
diesen Wind waschen
solang ich die Wolken küsse
wir fliegen unter die Brücken
Kraniche pflügen Furchen in die Stirn

Nachtleben

Poetik

Ich fühle also
bin ich
wer schreit da
abgehoben
ich sitze
mit dem Arsch
fest auf meinem
Wolkenstuhl

Theater

In meinem Kopf
spielt das beste
Ensemble
alles live
ach was authentisch
Bühn is Bühn

Konzert

Im Tunnel
den ich grub
von Gehirn zu Rinde
spielt heute John mit Paul
Yeah Yeah Yeah

Grauen

Schon wieder
ritz ich
zwischen die Zeilen
des Nachtgrauens
Liebeslieder
aus vernebelter
Spucke lippenleicht

Schule

Mein Bett
leert mich
jede Nacht

Sich wandelnde Wandlungen

Statt zu
morden und branden
schatzen und vögeln
die Ungeheuer
seit Freitag
bis weit nach Mitternacht

Nachrichten

Ja es wird
auch heute wieder
zur Nacht geliebt
gevögelt und gefickt
ich male ein
Kreuz auf den Halbmond
neben Hammer und Sichel
die Adler fliegen
von den Flaggen
wer machte die Staatsoper
rosenblühn

Sportschau

Meinen Hang zu
Shakespeare
wedelst Du
auf schwarzem Schnee
mit blütenweißen Ski

Wetter

Heute wieder
regnet das
Wetter Daten
ins Amt
die Feuchtigkeit
dörrt in Spülmaschinen

Feuilleton

30 Dosen
unverwüstlicher Kultur
vom
Designer
gibt’s beim
Discounter
unter der Theke
nahe bei den Erbsen