Ich streichle das Gesicht dieses Windes, wie er meines. Die Nase läuft, während mein Rad gen Westen in seine Arme läuft, kaum ein Fortkommen, so heftig bläst er nur für mich, treibt die Wolken dort oben zu meinem Vergnügen, über mich, hinter mich, an die Hänge der Bergstraße, bis sie platzen und steigen, den Hochnebeln gleich, an dem Minarett vorbei, das heute Nacht wieder grün leuchten wird. Er küsst mich, nein mein Wind ist kein Mann, umfängt mich, spielt mit mir. Nicht so heftig, mein Freund. Ich bin ein alter Mann, meine Knie ächzen, meine Fußgelenke stöhnen, nicht ganz so kräftig. Ja, so. Ich spüre dich durch die dicke Jacke unter der Kappe, auf den Schenkeln, langeunterhosenbedeckt. Ich gebe mich dir hin, erschaudere und dort, ich komme, ich komme. Ah, die Garage, ein Taschentuch und atmen, atmen, atmen. Der Wind, der Wind, das himmlische Kind.
Kategorie: Lyrisches
Funkeln
Deine Augen singen Lieder
aus Leid und diesem Trotz
den Lust gebiert
zum Leben
Lieben wirst du
nie
Fenster
gemeiselt in Gletscher
oder auch Feueröfen
zu dem Nichts meiner Seelchen
Unendlichkeiten
- ohne Belang
- ungefleddert am Stück
- kein Weinen
- kein Lachen
nur ich und der Tod
der Zeiten vögelt
und
pfeift
Reg Def 1- 4
Reg Def 1
Zweifel aus ungelesenen
Protokollen des Gesetzes
von Wehner vergessen
trauern um Franz Josef
und die Nutten in Köln
Berlin Berlin
wir fahren nach Berlin
Ein kleines Schiff
tanzt Wellen für
Willy und Ludwig
Nein, wir verkohlen
nie, nie, nie
Reg Def 2
Wir sind das Volk
Wir sind das Volk
Wir sind das Volk
und ihr nur unsere
Vertreter
Vertreter
Vertreter
Reg Def 3
über alles
über alles
über allen
Wassern schwebt
es noch
es dröhnt
zum weinen
Reg Def 4
Und doch wird
Prinz Karneval
auch nächstes Jahr
herrschen
Nicht ihr
Ihr seid nur
Vertreter
Vertreter
Vertreter
Einer der beiden Texte, die ich gestern in Bonn schrieb und beim Streetview IV las.
Eva hat die Nach-derLesung-Silvester-Party-Bilder gebloggt (click)
Die Lesungen selbst gibt es hier nachzuhören. (Click)
Meine beiden Lesungen aus Evas Soundcloud-Stream hier eingebunden:
Die Texte gibt es bis Mai in einer Sonderausgabe der Literaturzeitschrift Wortschau, präsentiert auch von den Autoren bei der Mainzer Minipressen-Messe. Das ist eine lockere Autoren-Gruppe, mit genz unterschiedlichen Texten, Ansätzen, Vorgehensweisen, in der ich mich sehr wohl fühle und die irgendwie und irgendwo dieses Format unter der Leitung von Eva Wal (die “Erfinderin & Gastgeberin”) weiterführen wird, so ist unsere Absichtsbekundung. Ich danke Eva und Oliver auch sehr für die Gastfreundschaft.
Bonn ist eine Reise wert. ))
Die Raunachtlesung habe ich in einen eigenen Thread kopiert. #ausgruenden
Vernetzt
Rheinkilometer 565
schieben Tränen aus Rheinweiß
durch die Schiefer
Schifflein blöken
Touristen wie Kohle
Gepökelte Burgen
klappern im Takt
flach gepinselter Niesel
Zerherbstetes Grün
blättert rot in das
Gelblaub der Herren
aus Beton und
sattsamen Dieseln
Rheinkilometer 565 ist Bad Salzig/Boppard im Mittelrheintal. Geschrieben im IC auf der Fahrt nach Bonn am 21.10.
Windgeläut
Wortkunst
Ich bin ja immer gaaaanz vorsichtig bei dem Wort Kunst, oder dem Wort Kultur. Das wird all zu oft inflationär benutzt. Wenn man dann doch selbst benannt wird, von einem Kulturbüro, dann will man sich nicht enteitlen und sich sträuben. :)) Ganz erstaunlich, was sich da in Hammelbach mit seinen 1300 Einwohnern tut. Leute schließen sich zusammen, um etwas zu bewegen. Kultur, gerne auch jenseits de Mainstreams, vor Ort zu initiieren, nicht als elitäres Programm, noch nicht einmal als Kontrast, sondern einfach mitten ‘rein. Nette Leute, entspannte Atmosphäre und sogar Speis & Trank sind relaxt anders. Und so las ich den Sigges und aus Geldpa in seiner gedruckten Inkarnation, es waren Menschen da zum zuhören und so manches Lob.
Das war ein schöner Nachmittag im Odenwald bei strahlender Sonne.
Und dann kam noch eine Musiktruppe, die sich “Damussso” nennt. Alte Hasen, die sich neu formatierten und das erste mal in dieser Konstellation auftraten. Ich mochte die Musik auf Anhieb. Guit, Sax, Perc. Sorry, die Namen der Musiker hab ich vergessen. Die Truppe improvisiert, nicht immer vollkommen, sondern anhand von Standards, aber doch auch einfach so, ohne Jazz zu sein, sein zu wollen. Smooth das ganze. Schade, dass mein Bus so früh ging. Aber 3 lyrische Protokolle hab’ ich doch ins neue Handy auf die Dropbox getippt. Textliche Improvisationen zu Improvisationen, sozusagen.
Improvisationen
kleines
Traumgezücht
von Tönen
vertrieben
versaxt
zertrommelt
versaitet
plektrumlos
die Entangstung
meiner kleinen kleinen
Welt
Große Träume
wachsen
Ach was Blätter
(zu Autumn Leaves)
weine herbsten
tränenlose
kein salz
verbacken
nur scharfer
Schweiß
aus Tönen
Ungesahnt
wellen ungetanzt
auf kirchtumskrücken
schlagen kronen
fässer singen
kleine zehen
steppen sonnen
strahlen schatten
nichts blitzt
selbst odin
donnert nicht
waldet grün
Leichtherbst
Brillen regnen
letzte Sommer
hitzefrei
Küchen pilzen
saften Früchte
zu Gemüt
und Zwiebel
kuchen
Seufzer weinen
nebelsüchtig
Riesling deck dich
Ich, das küsst mich
Kein Mars zu weit
und bald so bald
die Schnitzel dort
Pommesdönnerwurst
und rote Erde
verpackt signiert
von grünen Männchen
und courious