Kara Benson, Briefe aus Simbabwe. 12€. Tb., 140 Seiten, bebildert.
ISBN-13: 978-3-9810798-1-4/ ISBN-10: 3-9810798-1-7 Heidelberg, 2006
Kalliope Paperbacks
„…und meat pies für Tony kaufen“. Die Simbabwer schätzen dieses fad schmeckende, nicht identifizierbare Fleisch in fettigem Teigmantel. Hätten die Franzosen statt der Engländer ein Empire aufgebaut, wäre die Welt heute eine bessere, zumindest aus kulinarischer Sicht.“
„Ich kann mich nur wiederholen: Wir sollten alle unsere Sachen packen und gehen! Die NGO-Verwaltungen und Botschaften der jeweiligen Länder sollten sich zusammentun und sich für einen kollkektiven Abzug aus Simbabwe stark machen, um die Unterstützung eines korrupten und illegalen Systems zu unterbinden. Traumtänzerei! Das wird natürlich niemals geschehen.“
„Einige Jahre habe ich nun in Afrika gelebt. Das Land und seien Menschen sind mir ans Herz gewachsen, und von den vielen, wunderbaren Erinnerungen werde ich stets leben.“
Drei Zitate aus einem Buch von Kara Benson. Auf der Buchmesse bekam ich das Buch geschenkt, mit der vagen Hoffnung, ich würde es rezensieren. (Siehe meinen Bericht in den Kurpfalznotizen) Ich kann das Wort Rezension nicht leiden, also werde ich es nicht tun. (Rezension klingt so nach Rezession, Razzien und anderen üblen Dingen.) Ich werde darüber bloggen, was etwas gaaanz anderes ist. Ich werde subjektiv und einseitig erzählen, was ich da zu lesen bekam:
Eine Reiseerzählung einer interessanten Frau, die aus Deutschland nach Australien emigriert, von dort aus an der „professionellen Entwicklungshilfe“ ihres Mannes teilhat, zunächst in Uganda, dann in Afghanistan und jetzt eben in Simbabwe. Wenn ich es mir recht überlege, wäre ich wohl besser zur Lesung von Kara gegangen, als zu den Messebloggern, aber vielleicht liest sie wieder einmal hier in der Gegend.
Es liest sich leicht, das Buch, obwohl Benson nichts auslässt, was dieses Mugabe-Regime so unmenschlich macht. Es ist faszinierend mitzulesen, wie sie diesem Land trotz aller Widrigkeiten seine landschaftlichen Reize abringt, im Busch schläft, obwohl es da sehr wohl Löwen gibt, Elefanten beobachtet und trotzdem nicht die Augen vor dem Niedergang des einstmals reichen Landes schließt. Es ist auch nicht der Bericht über die Großtaten ihres Mannes, sondern eine sehr einfühlsam gestaltete ganz private, auf sich bezogene Geschichte ihres Aufenthalts im Süden Afrikas. Ich finde es schon erstaunlich, welche Lebensvollzüge es gibt. Im Urlaub nach Hause zu fahren, um da in downunder die Farm mit dem Koala zu pflegen, um anschließend wieder das Bewässerungsprojekt in Simbabwe weiter zu betreiben, zeugt von Mut, gerade weil der Sinn solchen Tuns durchaus kritisch beäugt wird. Die ständig wiederholte Kritik an der Fluggesellschaft, die ihre Kunden auf der Strecke Johannisburg-Sydney fast verhungern lässt, liest sich so köstlich, wie die Beschreibung der Deportation von oppositionell wählenden Menschen den Leser doch sein Hinterteil auf dem Ledersessel wetzen lässt.
Solche Bücher vermitteln mehr über den Zustand der Welt in ihren vielen Teilen, als so manche hochkluge politische Abhandlung in den einschlägigen Gazetten. Es hat Freude gemacht, das Buch zu lesen, gerade weil ich in diesen Tagen andere Kontakte zu Afrikanern hatte, wohl aus dem „französischen Westafrika“, aber so wurde meine Sicht der Dinge auf diesen geschundenen Kontinent, der doch so liebenswürdige Menschen hervorbringt, noch mehr differenziert. Vor allem ist es kein langweiliges Buch. Man verschlingt es nicht, wie einen Thriller, aber es ist auch kein überladenes Politbuch. Es lag auf dem Nachttisch und hat mich einige Abende in die Müdigkeit begleitet, hat nachdenklich gemacht, ohne Alpträume zu verursachen.
Ich kann es nur empfehlen. Man muss es nicht gelesen haben, aber es bereichert ungemein.
Nur wird nie die Neugierde befriedigt und es bleibt eine ganz große Frage: Wer ist Hannah, an den die Briefe gehen und wo lebt sie, in downunder? Vielleicht erfahren wir das in einer Fortsetzung.
Noch einige Bemerkungen zur technischen Seite des Buches, die aber den guten Gesamteindruck nur unwesentlich trüben. Das Buch ist in Digitaldruck bei der Digital Print Group in Erlangen entstanden. In ähnlicher Technik, wie meine Bücher auch, vielleicht schärft das die Beobachtung. Ich weiß nicht, wer das Buch gesetzt hat, die Druckerei gibt ja nur pdf, bzw ps-Dateien an ihren Maschinen aus, aber mir scheint, dass die Berechnung des Blocksatzes von einer Textverarbeitung realisiert wurde, mit den häufigen, typisch weiten Abständen zwischen den Worten, was der Lesbarkeit nicht unbedingt zuträglich ist. Ich empfinde es auch als unangenehm, dass die großen Abstände zwischen den Absätzen den Lesefluss hemmen. Für MEIN nächstes Projekt werde ich mich doch mit LaTex anfreunden, dort scheint das besser zu gehen, wie unsere beiden Anthologien zeigen. (So was dürfen Blogger schreiben, es ist ja keine Rezension ;-))
Trotzdem finde ich das Engagement des kleinen Verlages toll, solche Bücher zu verlegen und zu versuchen sie unter die Menschen zu bringen. Ich kenne auch die Preise, die solch ein Büchlein kosten MUSS, aber ob ich es für 12 Euro gekauft hätte? Ich weiß nicht, ich weiß nicht.
Auf jeden Fall würde ich gerne Kara Benson lesen hören, mehr erfahren, wie’s denn so geht in downunder oder sonst wo. Ob sie wohl irgendwann bloggt? Für Hannah und uns?