Ich bereite mir ein Bad aus Adjektiven. Ich will mich dem Sog der Zeit entziehen, dem Gehetze, dem schnellen Rennen zum infinalen Ende, das immer später wird. Natürlich fließt die tosende Sprache entlang dem alleinthrondenden Subjekt, via 3 oder 4 nüchternen Objekten zum tätigen Prädikat am schnellsten über die snobistischen Substantive zum alltäglichen Verb, aber was soll all das dauernde Gehetzte? Ist das gewöhnliche Leben nichts als ein anglo-amerikanischer Thriller?
Wo bleibt der hängende Blues, der blasse Tango, der rotzige Bossa Nova und oh ja, Bawwett, der dreigestillte Walzer, wo bist Du schönmattiger Taugenichts?
Schön wähl ich zuerst und dann rot. Unbedingt. Ist rot ein Adjektiv? Ab jetzt schon. Fließend. Ein Adverbial Adjektiv, Partizip, ja und? Also, schön hätten wir im Bad und jetzt? Ach so, ja wir fließen bereits tüchtig. Tüchtig, fleißig, allerliebst, geil. Genau, geil ist das Adjektiv des Moments. Frohgemut, verdächtig, melancholisch, abnormal, ach so Sie sind Dichter, ja dann.
Grau-in-Grau bläut mein Himmel weiße Wölkchen aus dem unzerfetzten Kamin, das Rot der intakten Ziegeln trotzte dem nieselnden Sprühregen, wie er im grünblättrigem Herbst von jeher den schwerarbeitenden Wolkenriesen Rutschbahnen kaut. Woher sollte das unendliche Firmamnet denn allwissen, dass ein gerechter Krieg den beschämenden Frieden beendete?
Langsam beginnt sich mein schäumiges Bad zu gerinnen, das geilste Adjektiv des momentanen Monats labt sich an sich, seiner selbst und beginnt schwebend zu mutieren.
Lieblich, funkelnd, zwischenhoch, gekommen, überfällig, stöhnend, zitternd, küssend. Fallend im gelegentlichen Zentrum der Dinge badet das Zärtlich in der klaren Suppe, die ablegte Adjektive ihrem liebsten Linguisten kochen.
Eine einfache Traurigkeit überfällt mein seelig Ich. Wenn das letzte Adjektiv gestrichen wird, wie der widerlich hohe Etat für die Desserts der schmarotzenden Sklavenharzen und der selbstverliebten Ich-Ag-ee-s, wird die Zeit stillstehen, nicht mehr können, verweigern, im reißenden Strom der völlig überflüssigen Verben untergeh’n.
Mein Grün über den schwarzen Schatten springt ins Bad der Adjektive, wer trocknet mich, geschwind?