Gedankenwinden zu Streetview

StreetView. (Siehe hier bei mir , bei Eva Wal oder auf wortschau.com) Vorgestern lasen wir dort, wo wir einst wandelten und schrieben. Ich will jetzt nichts zu den Texten selbst sagen. Als Teil davon steht mir das nicht zu. Vielleicht hat jemand Lust dazu? In der Sidebar hier ist ein Kontaktlink, im Impressum eine Mailadresse oder auf Twitter als DM zu @mikelbower oder als Kommentar kann man ein Exemplar zum besprechen anfordern und wenn das für mich ausreichend begründet ist, dann schick ich eines. Oder jemand hat ein Exemplar und möchte hier als Gast veröffentlichen?

Aber die Faszination des Projekts für mich darf ich beschreiben. Ich empfinde mich nicht als Teil einer Autorengruppe. Die definieren sich auch durch eine Diskussion und gemeinsame Leitlinie von Literatur. Haben wir nicht gemacht, wie auch. Streetview ist keine Gruppe, sondern ein Projekt von Einzelgängern, die sich trafen und schrieben und vielleicht wieder treffen werden. Die es aushalten, eventuell vor dem leeren Blatt sitzen zu bleiben. Laufen, sehen, schreiben und ohne Lektorat und ähnliches, öffentlich ins Netz lesen. Ein permanenter Workshop. Das Ausloten des Spontanen an sich. Einfach schreiben, mit 3-Stunden Deadline. Und das hat vier mal funktioniert, mit Texten unterschiedlicher Qualität, aber alle lesbar, kumulierend in einer Schreib-Silvesterparty. Acht Leute, die sich dem Genre aus den Verschiedensten Ecken nähern. Geografisch auf zwei Großräume verteilt, alle am Rhein gelegen, fast auch schon ein Generationen Projekt. Faszinierend.

Dann der Print, die < Wortschau 19 dazu entstand. Handwerklich hervorragend umgesetzt, stark gesetzt. Und auf einmal wird aus dem gesprochenen Wort ein Text. Ich will immer noch nichts zu den Texten sagen, sondern nur das eigentümliche Gefühl erwähnen, dass man einen Text zuerst hört und dann liest. Das ist nicht das gleiche. Heute nicht mehr. Frühere Autorengruppen arbeiteten wohl so, als es noch keine Kopierer oder das Netz gab. Manche arbeiten immer noch so, was mich immer wundert. Aber StreetView ist ja auch keine Schreibwerkstatt, keiner der Mitautoren besprach einen Text eines anderen, jeder verantwortet sein Ding selbst. Frei, wie der Vogel im Wind und doch gemeinsam fliegend, ohne eine Gruppe zu sein. Aus dem Wort war Text geworden.

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Jetzt haben wir auch zweimal gelesen. Dieses Mal direkt ins Publikum, aus der Zeitschrift. Die Worte, die zurückkehrten. Einmal zur Minipresse-Messe in Mainz, dort wo sich Eva Wal und die Wortschau-Redaktion, samt dem Kölner Kreis trafen und das berühmte – „Wir machen mal ‘was zusammen“ – tatsächlich in eine Aktion mündete, nicht wie so oft bei solchen Sprüchen, nur in diverse Besäufnisse :)) Eva Wal, die Viel begabte und auch schon Bekannte, konzipierte Neumond-StreetView, den Google schmunzelnd fast karikierend. Von ihrem Atelier Neumond ausgehend….Aber das ist ja bereits hinreichend beschrieben. Und wie gesagt, vorgestern in Bonn, in der Altstadt. Café de Arte … und zu meiner sehr starken Überraschung war das kleine Lokal, die Galerie ausverkauft, es mussten sogar was weiß ich wie viele Menschen wieder fort geschickt werden. Erstaunlich. Das kostete doch 6 €. Und das waren überwiegend tatsächlich szeneferne Leute, die einfach nur zuhörten und dann auch noch das Heft kauften. Erstaunlich.

Aber noch einmal daraus vorlesen? Gut, ginge noch ein oder zwei Mal, aber dann würde ich gerne wieder schreiben. Viel lieber. Ob es noch viele Streetviews geben wird? Wer weiß. Käme auch darauf an, wie das denn von den Protagonisten angegangen wird. Als reines Fun-Projekt, in dem man all die Zwänge der täglichen (künstlerischen?) Arbeiten ablegen kann, als ewiger Workshop, als den Flirt mit dem Risiko des leeren Blattes. Oder als literarisches Genre, das auch finanziell solide ist, für die Menschen im Projekt, die von ihrer Kunst leben (müssen). Die Zeit wird es zeigen…

Man könnte statt nur texten ja auch malen oder singen…so was. Liebe Zeit, hör auf zu winden, mikel….