Abendliches

Schonung

Lasst uns ein Rudel Tannen
durch die Wildschweingaffer
jagen

Wächter

Den nächsten Tiefdruck
kriegt die Flak

Bess(er) Essen

Kleingehackte Gedanken
über kurzgebratenem Gehirn
rauchen Wolken al dente

Und die Musi spült

Der Chor der Rauchkopierer
durchbricht den Schall
in legalen touch downs
Klare Suppen singen Bözez

Root A659

Im Stau zwischen
Jandl und Rosa
sind wir wieder
Straßenkinder

Mashup, Mr. Bill?

 
 

Workshop
»Über eine Aufführung sprechen«.
Bürgerbühne des Nationaltheaters Mannheim.
 
 
 
 
Dieser Workshop lädt dazu ein, sich darin zu üben, möglichst präzise über Theater zu sprechen.
Anhand von : Die Ehe der Maria Braun/Draußen vor der Tür von Rainer Werner Fassbinder/Wolfgang Borchert. Details siehe hier.
Seit Wochen tanze ich um das Theater herum und kann mich nicht entscheiden, einfach hinzugehen. (Siehe hier und hier und hier.) Einfach ans Kassenhäuschen gehen und fragen, ob ‘was für später frei ist. Wie früher. Aber ich kann mich nicht überwinden. Und dann auf Facebook der Hinweis auf diesen Workshop. Mein inneres Dauerthema! Wie spricht Amateur über Kunst, Kultur, eventuell gar mit Künstler, Macher?
Da steht zwar Bürgerbühne, normalerweise meide ich Dinge, auf denen Bürger steht. Meist will man dann etwas von mir. Geld, meine Stimme, mich hinter Burgmauern zwängen, aber im Werkhaus wird das wohl gehen.

Genau das war meine Stimmung. Mal gucken, was die Macherinnen so machen. Und es wurde ein sehr lehrreicher und amüsanter Workshop. Amüsant, weil die Dramaturgin und Workshopperin so herrlich intensiv überfloss in ihrer Liebe zum Theater, ihr Wissen teilte und sich dann immer wieder auf Kurs zwang, dass wir uns präzise über Details unterhalten, distanziert über Licht, Klamotten, Szenen zu sprechen und doch verfielen wir immer wieder ins große Ganze, der Theatergeschichte, der Gesamtmeinung, um zu merken, dass Theaterbesprechungen vor allem eines sind: Gedächtnisübungen. Kein Rückspulen, kein googeln und alle et ceteras.
Seltsam für mich, eine Veranstaltung zu besuchen, die im Social Web zwar angekündigt aber nicht besprochen war, ohne Twitterer, ohne Facebook.

Über „Mr. Bill“ wollten wir sprechen, zuförderst. Den amerikanischen Liebhaber der Maria Braun.
Ich staunte, wie weit die Meinungen auseinandergingen, was gut so war. Viellfältig in Ablehnung bis Begeisterung.
Kann ich jetzt besser über Theater sprechen? :) Nein. Doch. Lust auf Fortsetzung hätte ich jetzt. Sprechen über Theater. Jawoll, jenseits des Smalltalks beim Sekt und nicht von der professionellen Kritik am Nasenring gezogen. Doch, hat Spass gemacht.

Was war denn dann lehrreich? Nicht der Faßbenderfilm. Obwohl ich schon staunte, dass der Skandal um den „Mr. Bill“-Darsteller Günther Kaufmann schon soweit vergessen war. Kurioserweise ging er ja (wahrscheinlich) für seine Frau ins Gefängnis, wie Herrmann Braun im Film.
Aber dann die Aufführung! Ich lernte etwas über das Theater. Theater als selbstständige Kunstform, die sich von der literarischen Vorlage emanzipiert hat. Ein dauerndes Mashup. Und ich konnte das sogar genießen. Obwohl mich genau das einst aus den Theatern trieb. Ich kann das auf einmal genießen. Manchmal bestaune ich mich von innen schon…

Und da waren:
(Ich möchte nicht zu viel spoilern, das Stück läuft auch noch in der nächsten Spielzeit.)
Die offene Drehbühne als Filmersatz, grandios. Ein Haus, das gebaut wurde, wortwörtlich, die Filmvorlage eingedampft zu einer Stunde, was der Story sehr gut tat. Der Mord fand nicht statt und die Radioeinlagen von dem Wunderbern war auch weg. Eine neue Geschichte, mit Liebe zum Detail. Für mich wurde das Nachkriegsgefühl besser dargestellt als im Film. Faßbender erzählt aus der Sicht des deutschen Herbstes, eher eine Tirade über die Ehe als solche und die Verfehlungen der Politik im kalten Krieg des Jahres 1979.
Das Theater machte aus einem Film Theater und aus einem Theaterstück ein Film.
Bei Maria Braun kokettiert die Regie eindeutig mit dem Film, in der Projektorszene zitiert sie ihn sogar direkt, deutet an, spielt und das mit „in die Kiste steigen und mit dem Deckel Sex dasrtellen“ war unnötig, platt, doch, sonst aber fast alles vom Feinsten. Die Szene zum Beispiel, als Maria Braun ihren ersten Vertragsabschluss erschläft, als Porno-Parodie fast gerappt, bis sie das „Fuck me“ brüllt, war eine große Idee.
Schauspieler, die Hand anlegen beim Szenenumbau, Techniker live auf der Bühne, zu erkennen an den Sicherheitsschuhen :). Transparente Bühne, wie ich das liebe.

Draußen vor der Tür als Fake-Nico-Hofmann-Film, auch eingedampft zu erträglicher Monologlänge, unexistentialistisch, zu einem großen Teil als Film auf die Bühne projeziert, als unechtes Playback, Chöre, Schlagwerknummern und doch alles mit Respekt vor dem großen Text von Borchert.
Ein Beitrag der Mannheimer Traditionsbühne zur gesellschaftlichen Diskussion über die Darstellung von „Aufarbeitung“, eine klare Absage an die seichten, geschichtsverschönenderen Peinlichkeiten des Mannheimers Nico Hofmann.

Theater kann doch noch etwas. Doch. Es ist entmystifiziert, ohne die Empathie zu verlieren, im Gegenteil. Der Autor ist nicht mehr einsames Genie, sondern Teil einer Arbeitsgemeinschaft, die Kunst auf die Bühne bringt, Theater. Obwohl just an diesem Sonntag die FAZ/FAS (hier online) das Theater als “den himmlischen Abhub der „unbegreiflich hohen Werke“ ” fordert, kann sie behalten. Dann doch lieber Bürgertheater. Was heißt doch? Doch, eben.

Und wer dieses Blog kennt, weiß was jetzt kommt. Sprechen über Kunst, Kultur, hier Theater, heißt für mich sprechen über das, was in mir ausgelöst wird, ob es mich erreicht, wie es mich erreicht. Es ist mir zunächst vollkommen egal WIE Kunst das macht, welche Pinsel da welche Technik ölt, wie der Schauspieler mein inneres Lächeln erzeugt. Ersiees haben es gelernt, ich nicht, das pinseln und tänzeln.

(Nächtens in die Hitze geschrieben, das Theater war schon vewaist)

Mashup

Wie ich es hasste
wenn sie vom Spieß
grölten nach dem 3. Bier
auf den Nierentisch
hieben und was sie
für tolle Hirsche waren
beim Adolf und die Toten
weinten auf ihren Feldern
die vom Verein pflegen sie
doch Es roch nach Scheibletten
und stramm war der Max
auf Käseigeln zu Eierlikör
und damals in Bern
sangen wir aus Trotz
aus Trotz weil wir uns
nicht trampeln lassen
laut die erste Strophe

Zuhören hätten wir
sollen und nicht wegrennen
zu Elvis und AFN
Zuhören und nicht selber
vom Spieß erzählen
in den gleichen Kasernen
bei unserem kalten Krieg

(Zu Borchert schrieb ich ja gestern schon.)

Schland, schwarz und rot und gold, ein schönes Wort.

Schland ist ein schönes Wort. Eigentlich könnte man es offizilieren. Denn die Bundesrepublik Deutschland in ihrer jetzigen Form gibt es ja erst seit 1990/91. Es ist ein Neuland. Dieses ominöse Deutschland wurde ja erst 1867/71 tatsächlich ein Staat. War ein Kaisereich, eine Weimarer Republik, ein Greuelstaat, ein Nachfolger der Westzonen, bis es schließlich 90/91 mit der Ostzonen-Diktatur zu Schland wurde. Mit aller Vergangenheit, Kaiserprotz mit Krieg, Beute-Rechtsdiktatur mit brutalem Mord an Deutschen, die halt Juden, schwul, kommunistisch, zigeunisch oder sonst wie waren, mit einer Sowjet-Diktatur, die sich einmauern musste, nun gerupft und gelüftet, sich seiner selbst nicht sicher. Schröder-Fischer-Mutti-Land. Langweilig, dick und gesund.
Einfach Schland.
Das Kaisereich war schwarz-weiß-rot. Das Reich der 99%-Nazis war Rot-Hakenkreuz. Nur die Weimarer Republik und vorher dieser Frankfurter 48-iger Kram und die Bundesrepublik Deutschland (West) waren schwarz-rot-gold, wie Schland heutzutage auch.
Die Nationalhymne ist von einem ungarischen Österreicher, der ein Kaiserquartett schrieb. Schön breit, nix zum grölen, eigentlich filigran, wenn man es nicht als Blasmusik zu Soldatenstiefeln bringt. Ach so, es gibt keine Soldatenstiefel mehr in Schland, nur noch Springerstiefel. Schland eben, das passt.

Mit schwarz-rot-gold ging keine Wehrmacht in Weltkriege. Und das heißt so einiges für unser fränkisch-sächsisches-allemannisch-bayrisches Volk.

Es ist eine Schland-Farb-Kombination. Ich liebe Schland nicht, warum sollte man auch ein Land lieben? Aber ich lebe gerne hier. In Schland. Nicht in Deutschland! Das mit den Denkern und Dichtern war doch schon immer ein Fäuleton-Gedingse.

Deutschland, außer Kaiser, Bismarck, Hitler und Göbbels?

Marx (der für die DDR nichts konnte und nicht für den Treppenwitz einer Nostalgie-Partei, der Linken), Benz, Drais, Lanz (der Bulldoger), Bosch, Daimler, Otto Hahn..

Also Leute. Lasst die Fußballer sich in Schwarz-Rot-Gold wickeln, ihre Autos damit “schmücken”. Es ist ungefährlich, eigentlich revolutionär (1848-Version). Hat nix mit dem Kaiser… (ich wiederhole mich)

Schland. Man sollte es wirklich Schland nennen. Und Weltmeister werden lassen! :) Irgendwann wird dann auch wieder ein jüdischer Fußballer mitspielen, den niemand als solchen erkennt, weil es egal ist und drei Schwule, was auch niemanden juckt, weil sowieso die erfolgreichere Frauenschaft den Pees macht…

Schland, Schland, Schland!

Deutsch ist kein Land, sondern eine internationale Sprache in vielen Dialekten und sonstigen Variationen!

Manchmal rollt sich die Welt



Ein “daily painting” eingefügt mit freundlicher Genehmigung von Maf Räderscheidt. Original hier!
Manchmal rollt sich die Welt wie Bälle über Kriege und den ganzen Mist, fühlt einfach und wenn es nur Sekunden sind… Lyrische Texte zu Fußballweltmeisterschaften 2014, 2010, 2006…


Sahne (2014)

Mit dem Döschen
im Abseits
dieser Richter
würde ich gerne
der Fifa und Konsorten
auf den Rasen spritzen
Dummheit und Geldgeilchen
zerschwadronieren
aber besser wäre
doch für die Welt
und uns und dich
Gedichte aus aller
Welt soviele Nationen
und die Poesie
passend zu uns Toren
die wir trotz allem
schreien
Toooor
weil wir Menschen
sind und trotz alledem

Ballwirtschaft NullZehn I (2010)

Kleine Bälle
spielen mit
den Füßen
kitzeln
auf den Rasen
Seelchen grinsen
frisches Bier
über dreißig
Silberlinge
fauchen spitze
Schreie mit
den Elfen
meter mich

Nationalbälle (2006)

zwiebelgehüllte bälle
plärren türhüter
zu bundesadlern als kroko
rollen den rasen rasend
löcher in netze
den ballermännern zum frasse

hupgebrülllust
stellvertritt mein sieg
jagt auf gelb-rot-grünen halmen
trostgeschmierte ecken
von außen nach innen
zum letzten mann

hurragedünstet
von elfen-männern beschossen
watscheln stolze nationen
vom sudden death
zu ungeahntem höheren orts
bierschaumgeboren

starke recken staksen
knietief watend in interviews
schnattern chatten stammeln
bälle in tausend zeiten
zu millionen toren
toren die
Ball der Füße

Sterne hauchen Fußballfelder
Elfen treten Meter
Bälle vögeln Grünparkett
Ein Tanz schwebt hinter
bleichgegrölten Netzen
Dicke Stollen treten nach

Freiheit XV

Als wären wir
frei ach was
Sklaven wir
müssen atmen
und lieben und vögeln
wie die Luft
komm
wir freien
und freien
und freien

uns

Dikulturell

(Ein Heidelberger Workshop suchte mit der SAP und Jagoda Marinic -was schon einmal sehr bemerkenswert ist, das mit der SAP- nach einem Begriff, den das albern-hölzerne Wort “Migrationshintergrund” ersetzen könnte und mir gefällt “Dikulturell” sehr gut und stampfe es versuchsweise ins Blog)


Als diese Franken
hierher migrierten
entschuldigung
Land nahmen
und zum Beispiel in
Worms
die keltisch-romanische
Dikultur mit schwieligen
Schwertern zerbröselte
wo waren die
Legionäre einst nicht
überall her vom mare nostrum
et cetera ihr kennt das ja
erinnert ihr Euch
noch an die Skalven
in Ladenburg und die
Hilfstruppen der Legionen
und seit wir Nationen
in Weltkriege stürzten
und international die
Genfer Konventionen
nicht wahr als letzten
Anker in die Blutmeere
und Wosinddieflowers warfen
Reden wir nicht von den
grünen Bannern der Propheten
in deren mare fast nostrum
ist ja schon lange her oder wie
und heute so unsere Dikultur
aus Spargeldöner und
Maultaschenlasagne
und den immer gleichen Krämpfen
zum Beispiel der Kulturkämpfen
der TAZ-Berliner gegen die Schwaben
wo sie doch Hohenzollern sind
So der tägliche deutsche
Alltagsrassismus
Gott sei Dank können wir im Elsass
wieder im Dialekt den Euro beschimpfen
gemeinsam hiwwe wie driwwe
und die Ossis und die Wessis
dikulturell von Russen oder Amis
besetzt gewesen Nastrowje Woodstock
Dikulturell welch geiles Wort
Mein Gott schon ewig sind wir das
und ja das mit Luther und dem Papst
dikulturell.. Wisst ihr noch
die Trennwand zwischen
den Konfessionen in der
Heidelberger Heilig Geist
gekichert..
dikulturell
Willkommen Schwestern und Brüder
und alle dazwischen
gegendert
oder so
dikulturell