aus Tonfragmenten
in Moll und Saxofon
treibt ein Mond
aus Puffreisbohnen
zischt drei Pfund Tod
billig vom Discounter
Wir kreischen grüne
Faltentränen
zimpeln nach
Quicksbrunn
Dieses Lachen
tränt in meinem
Mund
(so zynisch und ironisch, gell…)
Was wir dabei gar nicht gebrauchen können sind Clowns, die http://netzgemeinde.de und http://internetministerium.de auf den eigenen “Blog” umleiten.
Wie gesagt, eigentlich ist es ganz einfach.
(Ein Freitag Abend in Mannheim)
Kreischend herrliches Licht gestern Abend, für mich unknipsbar, die widerspiegelnden Wellen auf dem Neckar, ein Schwan, der in die Wellensonne tanzt, vor den Schornsteinen der in Mannheim allgegenwärtigen Industrie, kraftstrotzend im Hintergrund. Es riecht nicht mehr nach Schokolade zur großen Moschee hin, schade.
Die Straßenbahnen umgeleitet, ein Spaziergang den Fluss entlang, der bald münden wird. Ein Lieblingsort in Mannheim: Strümpfe im Jungbusch, der Supperart Club. Eric lässt mich mit einem Bier alleine die Videos von Ruth Hutter ansehen, die Fotos. Eine drei viertel Stunde alleine in einer Galerie mit zwei absolut faszinierenden Videos. Diese kurzen Momente, zu bedauern kein reicher Mann zu sein, diese Videos im Wohnzimmer, aber was soll das. Durch die Basare in den G&H Quadraten, vorbei an überfüllten türkischen Friseursalons zum Stadtfest und den diesjährig-freitaglich schaurigen Coverbands. Keine großen Namen diesmal. Das Geld wird wohl klamm, wie lange wird es das Fest noch geben? Geboren, weil die Fastnacht ausfiel, als Busch den Irak bombte.
Rotweiße Fähnlein überall. Erst auf den sechsten Blick kann man das Wort „teater“ lesen. Die Welt feiert Theater in Mannheim. Man schämt sich wohl Werbung dafür machen zu müssen. Für dieses Festival. Die Stars des ersten Abends, in Außenwirkung? Der Kurator, ein Journalist. Der Journalist will seinen Nannenpreis einschmelzen, weil Herr Nannen ein Nazi war? In den Online-Gazetten ganz kleine Meldungen, die Nannenschüler und die gerne-es-gewesenen, schämen sich wohl, ein wenig. Abgeschlagen ein Regisseur. Entschuldigung ein Starregisseur. Darum herum tanzt die Politik alle Couleur, man will sich sonnen, für das Wahlvolk am Sonntag.
Um das Theater die nächsten Stars des Theater-Festivals: Architekten aus Berlin, die um das Theater eine Wagenburg bauten, die sie Hotel nennen. Wo die Tweeties sitzen. Den Hashtag #TdW14 verwendet kaum jemand, warum auch, das ist ein abgeschottetes Universum. Ich habe den Twitteraccount entfolgt, da wird nicht kommuniziert, wie der Twitteraccount des Nationaltheaters sonst auch nur ein Facebook-Bot ist, der PR betreibt.
Das Theateruniversum. Dort, wo man unter sich bleiben will, wo der Pöpel vom Stadtfest nicht in die Kultursuppe spucken darf. Theater-Hotels zum Besichtigen nur via Eintritt. Es gibt auf der Website des „teater“ ein Kartentelefon, ein Kartenfax, eine Karten-Email, Online-Karten nur über die Java-Katastrophen-Ticket-Bestellerei des Nationaltheaters.
Eine Uraufführung einer Nobelpreisträgerin, eigentlich Nebensache. SchauspielerInnen-Namen im öffentlichen Raum? Ah, na, es reicht der Starregiesseur und der Kuratorname. Der OB und die grüne Ministerin mit ebensolchfarbenem Hofstaat, man will ja kulturell, nicht wahr.
Das Theater ist verkommen in der öffentlichen Wahrnehmung. Es ist kein Leitmedium mehr, schon lange und hat seine Nische nicht gefunden. Im öffentlichen Raum. Reduziert auf die Etats der öffentlichen Hände. Hochsubventioniert für eine Minderheit, der ich ihr Theater ja gönne und doch unfähig seine Angestellten würdig zu bezahlen.
Aber was geht mich das an?
Ich werde heute nicht nach Mannheim fahren, aber bald wieder, dann ist gewählt und das Theater bleibt eben links liegen.
Ob ich doch einmal gucke, ob da auch Theater gespielt wird? Von AutorInnen geschrieben, inszeniert, wie die sich das dachten?
Eigentlich habe ich keine Lust nach diesem Theater.
Aber mal gucken, wo Ruth Hutter demnächst ausstellt? Aber ja!
(Dieses Theaterbashing nur geschrieben wegen einer Nachtkritik, die fast zum selben Schluss kommt aus anderen Gründen)
Heute war es ruhiger als letzten Samstag im Kreuzgang im Bonner Münster. Man konnte ihn als meditativen Denkort benutzen. Ich liebe es. Kennen Sie den Kreuzgang des Klosters Maulbronn? Muss man gesehen haben. Oder den Kreuzgang von St. Stephan in Mainz, direkt neben den Chagall-Fenstern, der im Dom zu Mainz oder im Augustinerstift?. Ich konnte und kann sehr gut beim wandeln dort denken, mich vertiefen, Transzendenz suchen, manchmal erfahren.
Ich dachte über Reliquien nach. Das hat mit Christentum eigentlich gar nichts zu tun, ist zu tief archaisch, geht noch viel weiter zurück, bis zu den Pyramiden der Ägypter, allen Grabkulturen. Die Verbindung zu unser aller Vergangenheit. Vielleicht wird man eines Tages die heilige Festplatte eines besonders heiligen Mannes anbeten, wer weiß oder die Maus der heiligen Gossip.
Es ist ärgerlich über solches nachdenken zum müssen. In dieser unseren höchst säkularisierten Welt, in dem Gerichte die Jahrtausende alte Tradition der Beschneidung verbieten wollen. Selbst die nichtbeschneidenten Christen können dann am 1.1 nicht mehr die Beschneidung Christi feiern.
Hhm und ich wandle in einem Kreuzgang umher und kläre. Waren sie schon einmal in einem Gottesdienst, der mit gregorianischen Gesängen gestaltet wurde? Es zieht und zerrt einen da hinein. In das meditative okzidentale Omm. Da ist etwas, man hätte es gerne, wollte mitfeiern, wenn da nicht all das andere Brimborium mitzutragen wäre. Das ganze Bodenpersonal, all die Ungereimtheiten des römischen und rheinischen Katholizismus. Die Evangelischen mögen sich zurückhalten und über die Einheit von Thron und Altar nachdenken.
Dieses Archaische hat etwas, es lockt in eine ganzmenschliche Transzendenz, die eigentlich keinen Himmel braucht. All die Kunst, die entstand, die Musik, die Kirchen. Aber man hat uns ausgeschlossen. Das gibt es alles nicht ohne das Andere, die Tiara, die Inquisition, den Konfirmandenanzug, den Talar. Wut könnte einen beschleichen.
Als ich noch jung war und sehr katholisch, sagte ein Kaplan. „Ihr stört Euch doch nicht an meiner Freundin, es wäre Euch doch egal, ober Papst seinen Mann heiratet und wenn das wahre Grab Jesu gefunden würde, das stört Euch doch nicht, ihr wärt trotzdem weiterhin katholisch, oder? Aber sie lassen uns nicht, ihr werdet es sehen.“ Da hatte Dan Brown noch keine Illuminati in den Rachen Amazoniens geworfen. Natürlich ließen sie ihn nicht. Er ist heute pensionierter Oberstudienrat mit 5 Enkeln. Uns wurde das auch ausgetrieben. Der Katholizismus kann noch so rheinisch-heimlich tolerant sein, so lustig im Karneval bis Fasenacht. Der Kern bleibt.
Frauen können nicht ordiniert werden, die Pille bleibt verboten, Priester heiraten nicht und Kondome sind trotz Aids äbä. Über die Einheit von Thron und Altar denken die Evangelikalen auch wieder nach und die Muslime feiern ihr tiefstes Mittelalter auch immer deutlicher.
Deshalb die Reliquien. Die Demonstration der Tradition, die Verbindung zu den Anfängen, einer Legende zufolge. Man könnte die Wut bekommen. Sie lassen uns nicht. All das Schöne und Gute verstecken sie in ihren Sakristeien oder in Schreinen.
Man lässt uns nicht? Man kann nix daran rütteln. Der Weg zur Transzendenz im Archaischen bleibt versperrt. Ach. So? Und warum? Habt ihr schon einmal die Klänge von alten Patronen in verrosteten Bombenhüllen zu einem Loop von Baurohr-Dideridoo gehört in einen Singsang gehüllt aus lyrischen Sprachfetzen?
Ein lautes Lachen klingt durch den Kreuzgang und ich zünde eine Kerze an, vor dem Schrein der Helena. War übrigens eine tolle Frau, denk ich mir mal. Vom Sklavenkind zur Augusta.
Und weil wir am römischen Rhein schreibe ich zu einem Kölsch vor dem Münster. Ist doch toll so ein Kreuzgang.
Sine Primborium in saecula Saeculorum. Sag nicht Amen zu mir.
Falls die Zeit noch reicht auch:
(Blick auf den langen Eugen aus der Ferne vom Rheine aus)
Reg Def 1
Zweifel aus ungelesenen
Protokollen des Gesetzes
von Wehner vergessen
trauern um Franz Josef
und die Nutten in Köln
Berlin Berlin
wir fahren nach Berlin
Ein kleines Schiff
tanzt Wellen für
Willy und Ludwig
Nein, wir verkohlen
nie, nie, nie
Reg Def 2
Wir sind das Volk
Wir sind das Volk
Wir sind das Volk
und ihr nur unsere
Vertreter
Vertreter
Vertreter
Reg Def 3
über alles
über alles
über allen
Wassern schwebt
es noch
es dröhnt
zum weinen
Reg Def 4
Und doch wird
Prinz Karneval
auch nächstes Jahr
herrschen
Nicht ihr
Ihr seid nur
Vertreter
Vertreter
Vertreter